»Vaters Garten« von Peter Liechti
Zeitlebens hat Peter Liechti, dieser im Frühjahr 2014 mit 63 Jahren verstorbene Schweizer Filmemacher und Autor, in seinem Werk mit Verstörung und Irritationen gespielt. Er war ein Filmemacher, der Filme als Experiment verstand. Bewegend und bis zuletzt auch radikal war auch sein letzter Film, den er noch auf der Berlinale 2013 zeigte: »Vaters Garten – Die Liebe meiner Eltern«. 3sat zeigt diesen Dokumentarfilm noch bis 24. Februar 2018 in der Mediathek.
Wie fühlt es sich an, ganz langsam die Welt der Lebenden zu verlassen, dem Dasein willensstark zu entschwinden und sich dem Tod hinzugeben? Der Schweizer Dokumentarfilmer Peter Liechti inszenierte in seinem 2009 uraufgeführten Experimentalfilm »Das Summen der Insekten« den Freitod eines Mannes durch Verhungern – nach einer wahren Begebenheit. Nur fünf Jahre später musste der Schweizer Filmemacher im Alter von 63 Jahren selbst gehen. Der am 1951 in St. Gallen Geborene ist einem Krebsleiden erlegen.
Auf der Berlinale 2013 wurde rund ein Jahr zuvor noch Liechtis letzter fertiggestellter Film »Vaters Garten« gezeigt. Auch dieser war – wie stets – ein Film, der den subjektiven Blick wagt. Er portraitierte darin seine Eltern. Liechti selbst fühlte sich in dieser Familie fremd – und er zeigt auch, dass sich die beiden Eheleute nach mehr als sechs Jahrzehnten Ehe noch in manchen Dingen fremd geblieben sind.
Vaters Garten (3sat-Mediathek)
(Video laut Sender abrufbar bis 24. Februar 2018)
Dennoch ist »Vaters Garten« auch ein Liebesfilm nach über 60 Jahren Ehe. Und wenn man den Film bei der Berlinale und auch beim Schweizer Filmpreis als einen der besten Dokumentarfilme des Wettbewerbs mit einem Publikumspreis ehrte, so stellte Liechti doch selbst in Frage, ob er überhaupt Dokumentarfilmer sei. »Inszeniertes ist ehrlicher«, hat er einmal gesagt.
So tauchten auch in »Vaters Garten« zum Beispiel Figuren eines Kasperltheaters auf, um Verborgenes Nachzuerzählen. Auch Liechti selbst – kahlköpfig wie das Original – hatte in diesem Filmtheater seine Rolle. Er spielt in diesem dokumentarischen Theater auch mit dem Verschwinden.
Zurück geblieben ist ein filmisches Werk, das mit Verstörung und Irritationen spielte. Das war eine radikale Note, die in der heutigen Dokumentarfilmproduktion kaum Publikum fand, aber dennoch nachhaltig wirkte.