Hans Heinzel als deutscher Soldat in Russland

Festival-Dokus auf familiärer Spurensuche

In etlichen Dokumentarfilmen gehen Regisseur:innen ihrer familiären Vergangenheit nach. Das zeigten im Festivaljahr 2020 zum Beispiel Dokus wie „Walchensee Forever“ von Janna Ji Wonders über vier Generationen starker Frauen (Berlinale 2020) oder „80.000 Schnitzel“ von Hannah Schweier über drei Frauen und die Bedeutung eines Landgasthofes und bäuerlichen Betriebes, die seit Generationen in Familienbesitz sind. Der mit dem Publikumspreis beim DOK Leipzig 2020 ausgezeichnete letztere Film ist noch bis März 2022 in der ZDF Mediathek verfügbar. Der Kinostart von „Walchensee Forever“ wurde pandemiebedingt auf den Dezember 2021 verschoben.

Oma Berta in "80.000 Schnitzel" von Hannah Schweier
Oma Berta in “80.000 Schnitzel” von Hannah Schweier.
Landgasthof und Betrieb in "80.000 Schnitzel" der Festival-Doku von Hannah Schweier
Betrieb und Landgasthof in Festival-Doku “80.000 Schnitzel”.

Dieses Thema familiärer Spurensuche greifen drei weitere Dokumentarfilme auf, die im April und Mai online bzw. teils auch im linearen Fernsehen zu entdecken sind.

„How I became a Partisan“ auf dem GoEast Festival 2021

Vera Lackova Regisseurin von "How I became a Partisan" GoEast Filmfestival 2021Als erste Roma leitet Vera Lacková in der Tschechischen Republik eine Dokumentarfilm-Produktionsfirma. In „How I became a Partisan“ (Wie ich Partisanin wurde) taucht die Regisseurin in die Vergangenheit ihres Urgroßvaters, Ján Lacko, ein. Im zweiten Weltkrieg (1944) schloss er sich als Roma slowakischen Partisanen an. Sein Schicksal und das Schicksal vieler anderer Roma-Partisanen finden bis heute jedoch kaum Beachtung. Bei der Rekonstruktion der eigenen Familiengeschichte hält die Regisseurin erschreckend fest, wie sehr Antiziganismus und Rassismus heute noch präsent sind. 

Festival-Doku „Der Krieg in mir“ – Träume vom Krieg

Auch Sebastian Heinzel sucht in „Der Krieg in mir“ nach Antworten über die Vergangenheit seines Großvaters. Dieser war im Zweiten Weltkrieg in Russland stationiert, sprach jedoch nie über seine Erlebnisse. Der Regisseur macht seine eigenen Träume vom Krieg zum Ausgangspunkt, um die Familiengeschichte aufzuarbeiten. Er begibt sich nach Russland und reist mit seinem Vater an die Kriegsstationen seines Opas zurück. Dabei entdeckt er viele Parallelen zwischen seinen Träumen und der Vergangenheit. Deutlich wird, wie sehr Traumata auch nachfolgende Generationen beeinflussen.

Sebastian Heinzel war mit „Der Krieg in mir“ auch bei DOKVILLE 2019 zu Gast. Sein Dokumentarfilm lief u.a. auf dem SWR Doku Festival 2019.

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Konfrontation mit der familiären NS-Vergangenheit: „Mein Opa, Karin und ich“

In „Mein Opa, Karin und ich“ befasst sich Regisseur Moritz Springer mit der Familiengeschichte dreier Generationen. Er zeigt, wie sehr die Geschichten miteinander zusammenhängen und wie Erfahrungen die nachfolgenden Generationen beeinflussen. Sein Opa wächst als Kind in der NS-Zeit auf. Er durchläuft Hitlerjugend, SS und russische Gefangenschaft. Seine Mutter Karin rebelliert gegen das Leben ihrer Eltern. Als Frau der 78er Generation lebt sie frei und ungezwungen. Auch Springer selbst reflektiert seine Rolle, in der er – fern von Mutter und Opa – nach seinem ganz eigenen Lebenskonzept sucht.

Drei Generationen reden über die NS-Vergangenheit in "Mein Opa, Karin und ich" von Moritz Springer
Karin, Moritz Springers Opa u. Oma in “Mein Opa, Karin und ich”.
Altes Familienfoto 80er Jahre in "Mein Opa, Karin und ich" von Moritz Springer
Mutter Karin mit Mann Bernhard und Sohn Moritz Springer.

Der Film feierte seine Weltpremiere auf dem DOK.fest München 2020.

Sendezeiten und Verfügbarkeiten im Überblick

„How I became a Partisan“

GoEast Festival 2021, online mit Festivalzugang vom 20.04.-28.04.21

„Der Krieg in mir“

Am 03.05.2021, um 0:30 Uhr im ZDF Fernsehen.

Ab 25.04.2021 für 90 Tage in der ZDF Mediathek.

„Mein Opa, Karin und ich“

Ab 25.04.2021 für 365 Tage in der ZDF Mediathek.

„80.000 Schnitzel“

Bis 07.03.2022 in der ZDF Mediathek.

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Picture of Annika Weißhaar
Annika Weißhaar unterstützte die Online-Redaktion vom Haus des Dokumentarfilms bis Ende 2021 als Werkstudentin (Master Empirische Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen).
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