DOK.fest München: Faszinosum Plastikstuhl „Monobloc“

Einem globalen Phänomen auf der Spur: dem mit einer Milliarde Mal meistverkauften Stuhl der Welt. Der Monobloc aus Plastik ist praktisch, abwaschbar, stapelbar und günstig. In seinem gleichnamigen Dokumentarfilm begleitet Hauke Wendler den Stuhl von seiner Produktion, der Nutzung im Alltag bis hin zum Recyling. 

Weltweit zu Hause

Gerade in Dokumentarfilmen  ist der Monobloc der oft übersehene Star, denn er ist auf allen Kontinenten zu finden. Ob in den entlegensten Gegenden im Dschungel, in Steppen, in den Bergen oder im ewigen Eis: wenn man die Filme aufmerksam ansieht, wird man in den meisten irgendwann ein Exemplar dieses Stuhls entdecken können. Von daher hat Hauke Wendler ein tolles Thema gefunden und weiß es auch entsprechend aufwändig zu inszenieren. So wird der Titel „Monobloc“ und auch der Endtitel an einem Strand mit den Stühlen gestaltet. Der Trailer zum Film ist auf Vimeo

Ohne Patent Massenproduktion möglich

Wendler spürt der Geschichte dieses Phänomens nach. In den 1960er Jahren vom französischen Ingenieur Henry Massonnet erfunden, wurde der Stuhl bald von weiteren Firmen produziert, da er kein Patent angemeldet hatte. „Ohne diese Patentprobleme hätte sich der Stuhl niemals so weit verbreiten können. Und das würde bedeuten, dass Hunderte von Millionen Menschen in der Welt heute nichts zum Sitzen hätten“, fasst der Regisseur das Resultat seiner Recherchen zusammen.

 

Internationaler Siegeszug eines Stuhls

 

Als Hochburg entwickelte sich Norditalien. Ein Stuhl kann heute in unter einer Minute in verschiedenen Farben und Formen hergestellt werden. Am Anfang brauchte man noch fünf Minuten. Die Materialkosten des Polypropylen sind gering und der Preis ist deshalb für viele bezahlbar. In Indien macht ein Konzern damit einen Jahresumsatz von 850 Millionen Dollar. Inzwischen ist der Monobloc sogar im Vitra Design Museum vertreten.

Basis bezahlbarer Rollstühle

Im Alltag ist er omnipräsent: im Garten, im Ferienhaus, am Strand, vor Imbissen, Eisdielen und Lokalen. Eine Straßenbefragung macht deutlich, dass der Stuhl in Deutschland zwar als praktisch bezeichnet wird, aber auch als hässlich, überflüssig und nicht stabil. In Afrika, Asien und Südamerika ist er aber bis heute der Stuhl, den sich alle leisten können. Der Amerikaner Don Schoendorfer nahm den Plastikstuhl als Basis für einen günstigen Rollstuhl. Seine Organisation „Free Wheelchair Mission“ hat bis 2019 schon 1,1 Millionen solcher Rollstühle ausgeliefert, unter anderem nach Uganda. Dort wird deutlich, welchen Nutzen die behinderten Menschen damit haben. Die Schicksale treiben dem Erfinder bis heute Tränen in die Augen.
Plastikstuhl Monobloc mit Frau in Doku "Monobloc"

Monobloc macht glücklich 

Der Monobloc macht viele Menschen glücklich: die Hersteller, die Arbeiter*innen, die Nutzer*innen und zuletzt die Müllsammler*innen, die für einen solchen Stuhl noch gutes Geld bekommen. Von daher steckt in diesem Stuhl mehr als man zunächst vermuten konnte. 

„Monobloc“ wird im Frühjahr 2022 im Kino starten. Das DOK.fest München zeigt ihn derzeit noch bis zum 23. Mai 2021 online als Weltpremiere. Der Film wurde nominiert für den kinokino Publikumspreis, gestiftet von BR und 3sat.