Zwei nahezu ausverkaufte Kinosäle, viel Lob und ein bewegtes Publikum – bei den DOK Premieren von „Dear Future Children“ gab es im Anschluss an die Doku über jungen Aktivismus eine Menge spannender Fragen an den Regisseur Franz Böhm und sein Filmteam.
Darauf, dass „Dear Future Children“ ein Dokumentarfilm ist, der sein Publikum aufrüttelt und berührt, lassen bereits die zahlreichen gewonnenen Publikums-Preise auf internationalen Filmfestivals (bspw. beim HotDocs) schließen. Auch bei den vom Haus des Dokumentarfilms veranstalteten DOK Premieren in Stuttgart und Ludwigsburg zeigten sich die Zuschauenden sichtlich begeistert von dem Projekt. Schließlich beweist der Film eindrucksstark, welche Qualität und „Wucht“ an Bildern auch mit einem geringen Budget möglich sind.Der Dokumentarfilm
„Dear Future Children“ begleitet drei Aktivistinnen aus drei Ländern bei ihrem Kampf für eine bessere Zukunft. Hilda setzt sich in Uganda für das Klima ein, Pepper für Demokratie in Hongkong und Rayen für soziale Gerechtigkeit in Chile.
DOK Premiere in Stuttgart & Ludwigsburg
Das Filmgespräch der DOK Premiere in Stuttgart (5.10.21) führte Goggo Gensch zusammen mit Regisseur Franz Böhm, Kameramann Friedemann Leis und Produzent Johannes Schubert. Zum Gespräch bei der DOK Premiere in Ludwigsburg (6.10.21) war neben Franz Böhm und Friedemann Leis auch der Sound-Designer Volker Armbruster gekommen. Moderiert wurde die Veranstaltung des Hauses des Dokumentarfilms hier von Kay Hoffmann.
„Dear Future Children“ – eine Vision im Team
„Ich hab‘ gespürt, was da entsteht“, resümierte Johannes Schubert seinen Einstieg als Produzent in das Filmprojekt. Denn dass der Dokumentarfilm – finanziert u. a. durch eine Crowdfunding-Kampagne und eine spätere Postproduktions-Förderung der MFG Baden-Württemberg – überhaupt so gelungen sei, sei vor allem das Ergebnis intensiver Teamarbeit gewesen. „Dear Future Children“ sei schließlich, so Franz Böhm, stetig durch die gemeinsame Vision des Teams gewachsen, einen Film über jungen Aktivismus zu realisieren. Genre, Länge und andere Faktoren waren zu Beginn ungewiss, zunächst sei es einzig und allein um das Thema gegangen.
Auswahl der Protagonistinnen
Die Frage nach der Auswahl der Protagonistinnen brannte dem Publikum bei beiden DOK Premieren unter den Nägeln. Nach intensiven Recherchen zu Protestbewegungen und seinen Akteur:innen habe man einen „Pool“ an interessanten Kandidat:innen zusammengestellt, so die Filmemacher. Mit einer Vorauswahl im Gepäck reiste das Team an unterschiedliche Orte, lernte Protagonist:innen kennen und knüpfte Kontakte. Schlussendlich hätten sie sich für starke Charaktere („Backbones“) der drei Bewegungen entschieden – ohne dass das Geschlecht dabei eine Rolle gespielt habe, erklärte Franz Böhm.
Zugang durch Vertrauen
Die Möglichkeit, die drei Geschichten derart persönlich zu erzählen, lag vor allem am wechselseitigen Vertrauen. Viel Zeit und ein gemeinsam verhandeltes Regelwerk (zwischen Filmschaffenden und Protagonistinnen) für die Dreharbeiten trugen dazu bei. Das Team hätte zudem den Protagonistinnen Sicherheit gegeben, indem sie sie aktiv in den Auswahlprozess und den Schnitt des Materials eingebunden hätten – ein weiterer Beweis für intensive Teamarbeit. Noch dazu wollten sie mit der Auswahl der Protagonistinnen alle Aspekte des Aktivismus beleuchten. Friedlicher Protest, Tanz und Musik existieren darin direkt neben Gewalt, Angst und ständiger Gefahr.
Zwischen Wasserwerfern, Tränengas und Gummi-Geschossen
Selbstschutz während der Produktion
Da sich das Team durch den Dreh in Hongkong auch gegen mögliche Angriffe und Bedrohungen von China wappnen wollte, war von Anfang an klar, rechtzeitig nach Schutzmaßnahmen zu suchen. Dabei hofften sie vor allem auf Unterstützung der Bundesregierung. Nach einem langen Zeitraum mit intensiven Gesprächen sei diese aber nicht bereit gewesen, den notwendigen Schutz zu bieten.
Dennoch wollte das Filmteam sich nicht durch massive Drohungen und Attacken aus China von dem Vorhaben abbringen lassen. Sie wandten sich an Spezialisten der Harvard University, die innerhalb von Tagen eine Infrastruktur entwickelten, die Server und Daten sichert. Und das nicht nur aus Eigennutz: In Zukunft soll diese Infrastruktur auch von anderen Filmschaffenden, Journalist:innen usw. genutzt werden können, so Franz Böhm und Team.
Publikum von Dokumentarfilm bewegt
Neben den zahlreichen interessierten Fragen gab es auch viel Lob für die Filmschaffenden und deren Aufarbeitung solch eines brisanten Themas. Erschütterung und Ergriffenheit waren bei den Zuschauenden deutlich zu spüren. „Dear Future Children“ habe gezeigt, dass der Protest der drei Aktivistinnen nicht umsonst sei und die internationalen Bewegungen in Europa Gehör fänden, so der Tenor.
Kinostart von „Dear Future Children“
Nach weiteren Vorpremieren startet „Dear Future Children“ am 14.10.2021 deutschlandweit in den Kinos. Außerdem wird der Dokumentarfilm auch in Österreich und Kanada im Kino zu sehen sein. Weitere Länder, u. a. auch Chile und Uganda, sind laut Filmteam in Arbeit.
Mit „Dear Future Children“ will das Team möglichst viele Menschen erreichen. Nicht zu Unrecht bat Produzent Johannes Schubert deshalb darum, dem Film im eigenen Umkreis Gehör zu schaffen. Und zwar, „damit diese Stimmen auch wirklich einen Platz auf den internationalen Verhandlungstischen bekommen und sie wirklich gehört werden“.