Auffällig in einigen Filmen war die Renaissance der Arbeiterklasse. Dies trifft besonders zu für „Words of Negroes“ über Saisonarbeiter:innen einer Zuckerrohrfabrik auf Guadeloupe. Dokus wie „A Bay“ oder „The Great Basin“ befassen sich ebenfalls mit dem Thema.
Gelungene Verflechtung in „Words of Negroes“
Die Fabrik wurde von Kameramann Renaud Personnaz mit buntem Licht aufwändig in Szene gesetzt. Auf einer zweiten Ebene verlesen die Arbeiter:innen Protokolle eines Gerichtsprozesses von 1842, in denen Sklaven gegen ihren brutalen Herren aussagten. Dies ist eines der wenigen überlieferten Dokumente, in denen Sklaven zu Wort kommen. Ihr Herr wurde freigesprochen. Die Verwebung der beiden Ebenen gelingt Dampierre ausgezeichnet. Selbst wenn die Arbeiter:innen heute über Land verfügen, ist die Abhängigkeit gegenüber ihrem Arbeitgeber doch offensichtlich. Dies ist ein internationaler Konzern, der in die Anlage nicht mehr investiert.
Die FIPRESCI-Jury begründete ihre Entscheidung: „Für ihr Hinterfragen von Produktionsmitteln im Kontext harter körperlicher Arbeit und ihre Wahrnehmung von Freiheit und Würde in einer globalisierten Welt.“
„Los cuatro vientos“: Kampf um Existenzsicherung
Kampf ums Überleben in Doku „A Bay“
„The Great Basin“ – Kampf ums Wasser
Um eine Landschaft und die Menschen, die dort leben, geht es dem Amerikaner Chivas DeVinck in „The Great Basin“. Oberflächlich sieht White Pine County im östlichen Nevada ziemlich trostlos aus. Eine karge Prärie Landschaft, die bei genauem Hinsehen doch einige Überraschungen bietet. Auf den Farmen arbeiten Lateinamerikaner, im Gemeinderat wird debattiert, ob eine Hundesteuer den Amerikanern ihre Freiheit nehmen würde. Seit 30 Jahren streitet man über eine Wasserpipeline, die das Grundwasser nach Las Vegas pumpen würde. Dagegen regt sich Widerstand. Der Regisseur sammelt Eindrücke und ihm gelingt damit eine stimmungsvolle Momentaufnahme des ländlichen Amerika.
Kampf ums Denkmal in deutscher Doku
Einer der Höhepunkte im deutschen Wettbewerb war „Kopf Faust Fahne – Perspektiven auf das Thälmanndenkmal“ von Betina Kuntzsch. In einem Kulturwettbewerb, den die Regisseurin für sich entschied, entstanden zehn Kurzfilme, die sich vielschichtig dem Ort, der Geschichte und der Bedeutung des Denkmals am Prenzlauer Berg nähern. Sie werden ab 18. November in Stelen rund um das Denkmal gezeigt. 1986 wurde das Denkmal im stalinistischen Stil errichtet und hat ein Gewicht von 50 Tonnen Messing – der Jahresproduktion der DDR. Errichtet wurde es in einer neuen Satellitenstadt, die auf dem Gelände des städtischen Gaswerks mit fünf Gasometern errichtet wurde. So geht es in den Kurzfilmen um Industrialisierung, die klassische Arbeiterschaft, die jungen Pioniere und natürlich um Ernst Thälmann. Die Kurzfilme sind mit unterschiedlichen Animations- und Filmtechniken gestaltet, persönliche Erinnerungen fließen ein.