64. DOK Leipzig: Experiment junger Dokumentarfilm
DOK Leipzig im Kino ging am Sonntag zu Ende. Bei den Preisverleihungen wurden insgesamt 23 Preise vergeben, die mit 63.250 € dotiert waren, sowie Sachleistungen in Höhe von 10.000 €. Die Goldene Taube geht an „Father“ von Wie Deng.
Unabhängiger Autorenfilm bevorzugt
Die Mischung aus Dokumentar- und Animationsfilmen, von kurzen und langen Formaten in allen Sektionen ist inzwischen Markenzeichen des Festivals. In Leipzig darf man jedoch keine durchfinanzierten, narrativen Dokumentarfilme und bekannte Namen mehr erwarten. Festivalleiter Christoph Terhechte und seine Auswahljury setzen auf das Experiment und den unabhängig produzierten Autorenfilm mit eigener Handschrift, was auch anstrengend sein kann. Wegen der Pandemie gab es viele Kontrollen des Publikums und die Empfänge fielen ganz aus.
Preise für Familiengeschichten
Die vom MDR mit 10.000 € dotierte Goldene Taube für lange Produktionen gewann überraschenderweise „Father“ des chinesischen Filmemachers Wie Deng, der auch die Kameraführung und Montage übernahm. Es ist ein wortlastiges Langfilmdebüt über seinen Vater und Großvater, das von den Veränderungen der chinesischen Gesellschaft erzählt, aber kaum die eigenen vier Wände verlässt. Sein 83-jähriger Großvater ist von Kind auf blind und erzählt von Ausgrenzungen. Sein Vater ist ein windiger Bauunternehmer.
„Ehrlich, ergreifend und eindringlich – die Erzählung geht über das für die Augen Sichtbare hinaus. Sie zeigt die Komplexität des Lebens und wird zur reinen Hommage an die Menschlichkeit“, heißt es in der Jurybegründung.
Auch der Gewinner der Silbernen Taube Karol Pałka aus Polen drehte selbst und erzählt in „Bucolic“ eine Familiengeschichte. Mutter und Tochter leben ein abgeschiedenes Leben auf dem Land. Die Jury zeigte sich beeindruckt von dem „frischen und innovativen Ansatz des Regisseurs“. Der Preis für die beste Nachwuchsregie wurde von 3sat mit 6.000 € dotiert.
Von Vätern und Müttern bei DOK Leipzig
Im Deutschen Wettbewerb konkurrierten acht Langfilme. Die vom Weltkino Filmverleih mit 10.000 € dotierte Goldene Taube gewann Rebecca Zehr mit „A Sound of My Own“ für das Porträt der Musikerin Marja Burchard, die mit dem Krautrock-Kollektiv Embryo die Tradition ihres Vaters fortführt. „Unterschiedliche Materialitäten und Fragmente fügen sich leichtfüßig spielerisch zu einer Komposition zusammen. Dabei weiß die Montage um die spezifische Zeitlichkeit des Kinos“, so die zuständige Jury.
Den neuen Publikumspreis (3.000 €) gewannen Nikola Ilíc und Corina Schwingruber Ilíc für „Dida“. Dabei steht die Mutter des Regisseurs im Mittelpunkt, die in Serbien lebt und wegen einer Lernschwäche auf ihre Mutter angewiesen ist.
Alle Preisträger finden Sie auf der Webseite des DOK Leipzig.
71 Filme zwei Wochen online
Die Preisträger der Goldenen Tauben in den Langfilmwettbewerben „Father“, „A Sound of My Own“ und „Dida“ gehören zu den 71 Filmen, die noch bis 14. November deutschlandweit im Internet gesichtet werden können (DOK Stream 2021). Darunter sind ein Großteil der Wettbewerbsbeiträge sowie der Eröffnungsfilm „Der Rhein fließt ins Mittelmeer“. „DOK Stream ist unser digitales Angebot für diejenigen, die nicht nach Leipzig reisen konnten, sowie für Besucher:innen, die das Festivalerlebnis noch vertiefen möchten“, sagt Festivaldirektor Christoph Terhechte. Eine Dauerkarte für die komplette Auswahl von 71 Filmen kostet 50 Euro. Eine Einzelkarte für einen Film kostet fünf Euro und ist 48 Stunden gültig.