Vom 16. bis 21.11.2021 findet das 38. Kasseler Dokfest in den Programkinos Gloria, Filmladen und Bali statt. Ein Großteil des Filmprogramms wird nach der ersten Vorführung auch beim DokfestOnline im Stream zu sehen sein. Es ist Hessens bedeutendstes Filmfestival und gehört zu den wichtigsten Dokfestivals in Deutschland.
Internationale Ausrichtung und Nachwuchsförderung
Die Internationalität des Festivals beweisen 3.069 eingereichte Arbeiten aus 131 Ländern der ganzen Welt, zweidrittel davon Kurzfilme. Von diesen hat die Auswahlkommission 54 lange Dokumentarfilme und 167 Kurzfilme aus 56 Ländern ins Programm genommen. Neben dem sorgfältig kuratierten Programm ist Kassel die bedeutendste Plattform für den hessischen Film und seinen Nachwuchs. Letzterer liegt dem Festival besonders am Herzen, wie das filmpädagogische Begleitprogramm „junges dokfest“ unterstreicht. Zum 12. Mal findet der Hessische Hochschulfilmtag statt, bei dem Studierende aktuelle Produktionen zeigen. Eine hervorragende Chance, um auf sich aufmerksam zu machen und sich für nächste Projekte zu vernetzen. Zum achten Mal wird die Reihe DokfestGeneration realisiert, bei der verschiedene Generationen ins Gespräch kommen sollen. Themenschwerpunkt sind dabei Beziehungen in Familien.
Die Tulpe als Symbol einer Wirtschaftskrise
Das Plakatmotiv des Festivals mit zwei Vasen voller Tulpen, die die Köpfe hängen lassen, ist bewusst gewählt. Es erinnert an die „Tulpomanie“ (1633-1637), die erste umfassende ökonomische Krise in der modernen westlichen Wirtschaftsgeschichte. Sie wurde durch Tulpen, die damit verbundene Spekulation und ein damals unbekanntes Virus ausgelöst. Die zu dieser Zeit kostbarste Tulpenknolle hatte den Gegenwert eines Hauses. Ihr rot-weißes Muster wurde durch ein Virus verursacht.
Heute reagieren Pflanzen und Tulpen ebenfalls auf immer neue Viren. In ähnlicher Weise „können Filme als Gradmesser für unsere Realitäten angesehen werden. Seien es experimentelle, künstlerische oder dokumentarische Ansätze“, heißt es im Vorwort des Kataloges.
Kasseler Dokfest: Pflege des Kurzfilms
Neben langen Dokumentarfilmen, die sich oft mit Themen wie Corona, Flucht, Migration und Politik beschäftigen, bietet Kassel als einziges Dokfestival sehr kreativ zu verschiedenen Themen komponierte Kurzfilmprogramme. Bereits vor einigen Jahren wurde Kassel von der Filmförderungsanstalt als Referenzfestival für den Kurzfilm ausgewählt, bei dem Filmemacher:innen Referenzpunkte erhalten.
Grenzfälle als dokumentarische Praxis
Anlässlich der Veröffentlichung des 23. Bandes der dfi-Reihe „Texte zum Dokumentarfilm“ spricht Nicole Wolf, die Herausgeberin des Bandes, mit Merle Kröger und Philip Scheffner über Grenzfälle als dokumentarische Praxis zwischen Film und Literatur. Im Anschluss wird ihr Film „Havarie“ gezeigt, zu dem die beiden auch ein Buch über das Treffen eines Flüchtlingsbootes mit einem Kreuzfahrtschiff veröffentlicht haben.
Installationen, Kunst & Kultur
An diesem Beispiel wird das übergreifende Konzept des Festivals deutlich, nicht nur Filme vorzuführen, sondern medienübergreifend zu arbeiten. Eine Ausstellung mit dem Titel „Monitoring“ präsentiert darüber hinaus 22 Medieninstallationen.
In der documenta-Stadt Kassel liegt es nahe, offen zu sein für aktuelle Bewegungen in Kunst, Architektur und Kultur. Im DokfestForum wird in Zusammenarbeit mit dem Fridericianum diese Schnittstelle zwischen Kino, Film und Kunst in Vorführungen und Gesprächen thematisiert. Die interdisziplinäre Workshop-Tagung interfiction hat in diesem Jahr das dazu passende Thema SYM:BIO:FICTION.
Über das 38. Kasseler Dokfest
Die Zusammenschau der vielfältigen Sektionen verleiht dem 38. Kasseler Dokfest mit seinem familiären Flair ein einzigartiges, interdisziplinäres Profil und einen anerkannten Ruf – sowohl in der deutschen als auch in der internationalen Medien- und Festivallandschaft. Es findet von 16. bis 21. November 2021 statt und läuft bis zum 27.11. auch online.