Hitlers Reich privat: persönliche Einblicke in die Geschichte
Am 21.11.21 strahlt ZDFinfo ab 20.15 Uhr zwei neue Folgen der Doku-Reihe „Hitlers Reich privat“ von Joachim Castan aus. Zum Konzept gehört es, bisher unveröffentlichte private Filmaufnahmen von Historiker:innen und anderen Expert:innen kommentieren zu lassen.
Privataufnahmen ermöglichen anderen Blick
In ihren Kommentaren gehen sie auf Details ein, die einen anderen Blick auf den Nationalsozialismus ermöglichen. Offizielle Bilder der Wochenschauen und Propagandafilme sind hinlänglich bekannt. Familien- und Amateurfilme bieten eine privatere Sicht auf die Ereignisse und geben Einblick in den damaligen Alltag. Zudem sind sie häufig in Farbe, was vom TV-Publikum mehr und mehr erwartet wird, weshalb bei historischen Dokumentationen zum Ersten Weltkrieg das Schwarz-Weiß-Material heute oft digital koloriert wird.
Auseinandersetzung mit dem Material
Die neue Idee von Joachim Castan war, das Filmmaterial nicht zur reinen Illustration zu verwenden, sondern es als historische Quelle in den Mittelpunkt zu stellen. Dies überzeugt insofern, als dass die interviewten Expert:innen bei der Sichtung des Materials spannende Details entdecken und zum Teil selbst überrascht werden.
„Diese Aufnahmen wirken direkt, da sie privat entstanden und weder durch Propaganda noch aufgrund politischer Absichten produziert oder manipuliert wurden“, fasst Castan den Reiz des Materials zusammen. Er hat es durch jahrlange Recherchen in Deutschland, England, Frankreich und den USA aufgespürt. Auch die Landesfilmsammlung Baden-Württemberg hat Aufnahmen beigesteuert. Der Kameramann eines militärischen Werbefilms hat mit seiner eigenen Kamera penibel dokumentiert, wie Aufnahmen einer Brücke, die angegriffen wird, nicht real aufgenommen wurden, sondern als regelrechte Trickaufnahmen inszeniert.
Trügerische Siege
Nachdem es schon fünf Folgen der Reihe zu verschiedenen Themen gab, geht es am Sonntag, den 21. November 2021, zunächst um die erfolgreichen Feldzüge zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, die von der NS-Propaganda zu „Blitzkriegen” stilisiert wurden. Private Aufnahmen beteiligter Soldaten zeichnen ein anderes Bild. Die schnellen Siege waren ein regelrechtes Vabanquespiel, denn die Wehrmacht war keineswegs so modern und gut ausgerüstet, wie viele glaubten.
Bombenkrieg
Der zweite Teil beschäftigt sich mit Konsequenzen für die deutsche Bevölkerung ab 1942. Diese Folge erzählt die Vorgeschichte der Flächenbombardements der deutschen Luftwaffe in Polen, den Niederlanden und England. Die Aufnahme zerbombter Städte war strikt verboten. Trotzdem wagten es einige. Seltene Privataufnahmen dokumentieren, wie verheerend die Gegenschläge der Royal Air Force und der US-Luftwaffe auf deutsche Städte sind. Spektakuläre Bilder kontrastieren das zunächst unzerstörte Magdeburg beispielsweise mit der Trümmerlandschaft Dresdens.
„Kommentiert werden diese Filmsequenzen von renommierten Historikerinnen und Historikern. Die Interviewpartner erzählen dabei keine ‚vorgefertigten‘ Geschichten, die man schon aus anderen Zusammenhängen kennt, sondern reagieren unmittelbar auf die ihnen gezeigten Filmszenen“, ergänzt Joachim Castan die Erläuterungen zu seinem Konzept.
Konzept findet Anklang
Diese für historische Dokumentationen neue Form wurde für die Reihe „Hitlers Reich privat“ für ZDFinfo entwickelt. Mit inzwischen 26 Millionen Zuschauer:innen und Spitzenwerten in der ZDF Mediathek gehört sie zu den erfolgreichsten dokumentarischen Serien des Senders. Der Erfolg ist für Joachim Castan darauf zurückzuführen, dass „der Schwellenwert der Identifikationsmöglichkeiten für den Zuschauer niedrig angesetzt ist. Dieses Format ist leicht, unterhaltsam und eingängig angelegt, ohne banal zu werden.“
Sendehinweis „Hitlers Reich privat“
Sonntag, 21. November 2021, 20.15 bis 21.45 Uhr, ZDFinfo
20.15 Uhr: Trügerische Siege
21.00 Uhr: Bombenkrieg
Auch in der Mediathek verfügbar.