Unsere nächste DOK Premiere wird musikalisch: „Cicero – Zwei Leben, eine Bühne“ erzählt von Eugen und Roger Cicero, die jeder für sich Jazzgeschichte geschrieben haben. Autorin und Produzentin Katja Rinderle ist in Ludwigsburg (23.3.) und Stuttgart (24.3.) dabei.
Vater und Sohn im Blick
Eugen und Roger Cicero waren Vater und Sohn – vor allem aber waren sie außergewöhnliche Künstler, deren Lebensgeschichten untrennbar miteinander verwoben waren. Sie bewegten mit ihrer Musik unzählige Menschen (Eugen Cicero als Klaviervirtuose, Roger Cicero als Jazz-Sänger) und wurden viel zu früh aus dem Leben gerissen. Das Überwinden musikalischer Grenzen steht ebenso im Fokus des Dokumentarfilms „Cicero – Zwei Leben, eine Bühne“ wie der Balanceakt zwischen kommerziellem Erfolg und künstlerischer Integrität.
Musikalischer Grenzgänger
Als politischer Flüchtling fand Eugen Cicero in Deutschland eine Heimat und den Nährboden seines internationalen Erfolgs. „Eugen Cicero tauchte in Deutschland auf und war da!“ So beschrieb es sein Weggefährte Ack van Rooyen. Außergewöhnlich und genial als Musiker, bescheiden und unprätentiös in seiner Persönlichkeit. Er stieg sehr schnell von einem tingelnden und überqualifizierten Barmusiker zu einem der wichtigsten Solisten auf. Eines seiner stilistischen Markenzeichen: die Integration klassischer Werke, die dann weitergesponnen und verjazzt wurden.
Mit Mitte 20 war Eugen Cicero berühmt – er ging bei Altkanzler Helmut Schmidt ein und aus und gehörte zu den angesehensten Persönlichkeiten Berlins. Doch wie geht es weiter, wenn man bereits als junger Mann oben angekommen ist? Es wurde schwierig für ihn, sich zwischen Rampenlicht und Genialität, zwischen der Rolle als Star und Familienvater, zwischen Bühnenwirklichkeit und Realität zurecht zu finden.
Swing-Sänger Roger Cicero setzt Weg fort
Eugen Cicero prägte, auch wenn er oft und lange abwesend war, das Leben seines Sohnes. Trotz des frühen Verlusts seines Vaters fand Roger Cicero seinen Weg, seine Musikalität, sein eigenes Sprachrohr. Er setzte sich Zeit seines Lebens intensiv mit seinem Vater auseinander, eiferte ihm nach, ließ sich an ihm messen und fand unbeirrbar zu sich selbst: Als Sänger, der ein Millionenpublikum quer durch alle Altersschichten erreichte. Ein Phänomen, wie der Vater.
Roger Cicero arbeitete hart, verlor nie die Bodenhaftung und inspiriert Musiker:innen über seinen tragischen Tod hinaus. Seine Musik ist dabei die Fortsetzung des Weges, den sein Vater beschritten hatte. Es scheint, als wäre er gerade in der Zeit vor seinem Tod dort angekommen, wo er immer hinwollte. Vieles hatte er noch vor sich. In seinem letzten Interview sagte er, „dass für ihn alle Türen offen stehen und er sich nur entscheiden müsse, durch welche er geht.“
Diese Worte lassen das Ausmaß der Tragik erkennen – dazu sollte es nicht mehr kommen. Roger Cicero starb am 24. März 2016 im Alter von nur 45 Jahren an einem Hirnschlag. Der Todesursache war Jahre zuvor schon sein Vater erlegen. Eugen Cicero wurde 57.
Zwei Menschen, eine Geschichte
Diese beiden Lebenswege – ihre Wirkung, ihre Intensität, ihr Nachhall und ihre Musik – konnten nur gemeinsam für die Leinwand erzählt werden. In „Cicero – Zwei Leben, eine Bühne“ offenbaren Kai Wessel, Katharina Rinderle und Tina Freitag die einzigartige Vater-Sohn-Beziehung der Ausnahmetalente und liefern so eine emotionale Hommage an zwei Persönlichkeiten voller Widersprüche, Humor und Inspiration. Auch etliche enge Wegbegleiter und namhafte Zeitzeugen kommen dabei zu Wort.
DOK Premiere in Ludwigsburg und Stuttgart
Das Haus des Dokumentarfilms (HDF) präsentiert in Kooperation mit Weltkino Filmverleih, Latemar Film, Arthaus Filmtheater Stuttgart und Kinokult Ludwigsburg die DOK Premiere von „Cicero – Zwei Leben, eine Bühne“ in Anwesenheit der Produzentin und Autorin Katharina Rinderle.
Caligari Kino Ludwigsburg
MI, 23.3.2022, 19:30 Uhr
kinokult.de/dok-premiere.html
Atelier am Bollwerk Stuttgart
DO, 24.3.2022, 20 Uhr
arthaus-kino.de/specials/premieren
Durch Abend und Filmgespräch führen Dr. Kay Hoffmann in Ludwigsburg und Goggo Gensch in Stuttgart. Infos auch auf dokpremiere.de
(Goggo Gensch)