Ukraine-Krieg: Spendenaktionen für Filmschaffende
Die Solidarität mit den Menschen in und aus der Ukraine ist groß. Neben breit aufgestellten Spenden- und Hilfsaktionen gibt es auch Initiativen, die einen engeren Personenkreis wie Filmschaffende im Krisengebiet in den Blick nehmen. Vier davon stellen wir vor.
Am 24. Februar 2022 sind russische Truppen in die Ukraine einmarschiert. Die völkerrechtswidrige Invasion ins Nachbarland, die Anerkennung der Gebiete Luhansk und Donezk in der Ostukraine als eigenständige Staaten und der militärische Einsatz auch gegen Zivilisten haben großes Leid über das Land und seine Bevölkerung gebracht. Ein Ende des Ukraine-Krieges, der bereits seit 2014 als regional begrenzter bewaffneter Konflikt schwelt, ist derzeit [Stand 7.3.2022] nicht absehbar.
Solidaritätsbekundungen und Spenden für Geflüchtete sowie Ukrainer:innen, die im Land geblieben sind, kommen nahezu aus aller Welt. Neben allgemeiner humanitärer Hilfe mit Bezug auf den Ukraine-Krieg, die in Deutschland unter anderem über die gemeinsame Initiative ARD / Nothilfe Ukraine von „Bündnis Entwicklung Hilft“ und „Aktion Deutschland Hilft“ läuft , gibt es auch zweckgebundene Aktionen mit engerem Fokus. Die folgenden richten den Fokus explizit auf Filmschaffende:
„Emergency Fund for Filmmakers“
Die weltweit agierende Initiative „International Coalition for Filmmakers at Risk“ (ICFR) wurde vom International Documentary Film Festival Amsterdam IDFA, dem International Film Festival Rotterdam IFFR und der Europäischen Filmakademie gegründet. Die ICFR unterstützt Filmschaffende wie Regisseur:innen, Produzent:innen, Drehbuchautor:innen und Schauspieler:innen, deren Sicherheit und Leben aufgrund einer akuten Krisensituation (Krieg, Flucht, massive Einschränkung der Meinungsfreiheit u. Ä.) unmittelbar bedroht sind. Ziel ist es, dass diese Personen ihre Arbeit auch unter widrigen Umständen fortsetzen können.
„Wir fordern Branchenvertreter:innen und Organisationen aus der ganzen Welt auf, sich unseren Bemühungen anzuschließen und uns zu unterstützen, während wir versuchen, unseren Kolleg:innen in solch schrecklichen Zeiten zur Seite zu stehen“, schreibt die ICFR. Sie weist in Bezug auf den Notfallfonds nicht nur auf Ukrainer:innen, sondern explizit auch auf Filmschaffende aus Russland und Weißrussland hin, die sich in ihrer Arbeit für Frieden und gegen Krieg einsetzen. So drohen Menschen in Russland, die den Krieg als solches öffentlich benennen, russischen Streitkräfte „verunglimpfen“ oder gegen die russische „Spezial-Militäroperation“ auf die Straße gehen, bis zu 15 Jahre Haft.
Weiterführende Informationen gibt es auf der Webseite des ICFR unter icfr.international/news/emergency-fund-for-filmmakers/
Zur aktuellen Spendenkampagne haben deutsche Filmförderungen einen Beitrag in Höhe von 100.000 Euro geleistet, wie man in einer gemeinsamen Pressemitteilung am 7. März 2022 bekannt gibt. „Die deutschen Filmförderungen verurteilen den Einmarsch Putins aufs Schärfste und senden mit ihrem gemeinsamen Vorgehen ein Zeichen der Solidarität an die ukrainischen Filmschaffenden und ihre Familien. […] Gleichzeitig drücken die deutschen Filmförderungen ihren großen Respekt gegenüber allen russischen Filmschaffenden aus, die dem Krieg öffentlich und sichtbar widersprechen.“
Involviert sind die Filmförderungsanstalt FFA, FilmFernsehFonds Bayern, Film- und Medienstiftung NRW, HessenFilm und Medien, Medienboard Berlin-Brandenburg, MFG – Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg, Mitteldeutsche Medienförderung, MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, MV Filmförderung, nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen.
Schutzausrüstung und filmtechnisches Gerät
Auch die Deutsche Filmakademie weist auf die verheerende Lage von Filmemacher:innen im Krieg hin. „Um ihrer Arbeit nachgehen zu können, brauchen sie dringend Schutzausrüstung – insbesondere Helme und schusssichere Schutzwesten der Schutzklasse SK4 (Setpreis ca. € 1500.-) sowie verschiedenes technisches Equipment und Rettungssanitäterrucksäcke“, ist in einer Meldung vom 2. März 2022 zu lesen.
„Support Filmmakers Ukraine“ ist eine gemeinsame Initiative des Produzentenverband e.V., AG DOK e.V., Deutsche Filmakademie e.V., Deutsche Akademie für Fernsehen e.V. und Crew United (die auch die Webseite Filmmakers for Ukraine lanciert haben). Das kurzfristig eingerichtete Spendenkonto läuft über die gebrueder beetz Filmproduktion, Initiator und Mitglied des Produzentenverbands und der AG DOK.
Die Spenden sollen für die Beschaffung, Lieferung und Abwicklung insbesondere der Schutzmaterialien und filmtechnischen Geräte genutzt werden. Ein Beirat, bestehend aus ukrainischen Filmschaffenden und weiteren Initiator:innen der Aktion, entscheide bedarfsgerecht und transparent über die Verwendung der Gelder. Die Koordination in Kiew werde Darya Bassel von DocuDays Ukraine übernehmen, so die Initiatoren.
Weitere Informationen auf der Webseite der Deutschen Filmakademie unter deutsche-filmakademie.de/meldungen/ukrainische-filmemacherinnen-brauchen-unterstuetzung
DocuDays UA: aus der Ukraine für die Ukraine
Eigentlich sollte Docudays UA, das Internationales Dokumentarfilmfestival für Menschenrechte, vom 25. März bis 3. April 2022 in Kyjiw über die Bühne gehen. Das Motto „Brand New World“ und der Hinweis „Wir suchen eine Antwort auf die Frage, wie unsere Welt morgen aussehen wird“ sind noch auf der Homepage des Festivals zu lesen. Nicht nur die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, die Klimakrise und die zunehmende Technisierung aller Lebens- und Arbeitsbereiche sollten im Mittelpunkt des Programms stehen. Es sollte auch darum gehen, wie „autoritäres Gedankengut selbst in den demokratischsten Staaten Wurzeln schlagen kann“. Wie bitter und tieftraurig, dass die Realität dem auf brutale Weise vorgegriffen hat.
Nach der russischen Invasion geht das Team von DocuDays UA mit einem flammenden Appell an die Öffentlichkeit. „Wir rufen Festivals auf der ganzen Welt auf, sich dem Online-Widerstand gegen die russische Aggression anzuschließen, indem sie über den Krieg in der Ukraine sprechen, protestieren und ukrainische Dokumentarfilme allen zeigen.“ Auch um konkrete Hilfe in Form von „Geld für ukrainische Filmemacher, die jetzt mutig die Ereignisse des Krieges in der Ukraine dokumentieren“ wird gebeten. Man bitte um Unterstützung all jener, die „Kriegsverbrechen aufnehmen, Filmmaterial für die internationalen Medien sowie für ihre zukünftigen Filme drehen und der Welt später mehr erzählen über die Situation in unserem Land.“ Neben Equipment und Zubehör wie Kabel und Batterien sollen mit den Spenden auch kleinere finanzielle Engpässe bedürftiger Filmschaffender ausgeglichen sowie Transportkosten (z. B. Benzin) bezahlt werden.
Weitere Informationen (englischsprachig) auf der Webseite von DocuDays UA unter docudays.ua/eng/2022/news/kino/docuhelp-raising-money-to-support-the-filmmaking-community-in-ukraine/
Kulturhilfe Ukraine des ifa
Keine klassische Spendenaktion, aber Unterstützung für geflüchtete Kultur- und Kunstschaffende aus der Ukraine sowie Kulturorganisationen aus Baden-Württemberg in Form eines soliden Netzwerks bietet das Institut für Auslandsbeziehungen ifa in Kooperation mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK). Das Angebot umfasst laut ifa beispielsweise die Erstberatung zu Aufenthaltsfragen oder interkulturelle Unterstützung.
Gitte Zschoch, Generalsekretärin des ifa, wird auf der Seite des MWK wie folgt zitiert: „Wir möchten ein Kontaktpunkt sein für Menschen, die in der Kultur arbeiten. Gerade jetzt ist die Vernetzung der Zivilgesellschaft, der Kunst- und Kulturschaffenden von enormer Bedeutung.
Weitere Informationen unter ifa.de/foerderungen/kulturhilfe-ukraine/