Haus des Dokumentarfilms vergibt Preise bei der Filmschau BW
Mit einer feierlichen Preisverleihung ging am Sonntag die 24. Filmschau Baden-Württemberg zu Ende. Fünf Tage volles Programm mit Premieren, Filmvorführungen, Diskussionen, Workshops, Meisterklassen und Empfängen. Das Festival hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt und zeigt, wie bunt und vielfältig das Filmschaffen im Ländle sich entwickelt hat. Nur bei zehn Produktionen war die MFG Filmförderung direkt beteiligt. Das lag natürlich auch daran, dass sehr viele Nachwuchsfilme und Hochschularbeiten präsentiert wurden.
Bei der Preisverleihung konnte die HDF-Geschäftsführerin Irene Klünder zwei Preise vergeben. Für Lilith Kugler und ihren Film »La Maladie du Démon« gab es im sehr starken Dokumentarfilm-Wettbewerb eine Lobende Erwähnung. Der Film entstand unter sehr schwierigen Bedingungen und konnte nur durch das persönliche Engagement der Regisseurin und ihrer Familie überhaupt realisiert werden. In Westafrika gibt es in der traditionellen Gesellschaft keinen Platz für Menschen putty download , die an psychischen Erkrankungen und Epilepsie leiden. Diese Krankheiten werden als Dämonen verteufelt und die Menschen ausgeschlossen und angekettet. Lilith Kugler hat in Burkina Faso gedreht, wo ein Pfarrer diesen Menschen helfen will. Die Jury begründete die Lobende Erwähnung: »Mit ihrer sensiblen Vorgehensweise lässt sie viel Raum für die Betroffenen und für die, die Hilfe leisten. Die Kamera ist immer nah am Geschehnis und agiert unaufgeregt.«
Als Bester Dokumentarfilm der Filmschau, dotiert mit 2000 Euro und gestiftet vom Haus des Dokumentarfilms und der Filmschau BW, wurde »Stammtisch“ von Constantin Hatz ausgezeichnet. Zusammen mit Moritz Mössinger und Werner Pawlok aus der Jury übergab Irene Klünder Urkunde und Trophäe an den Produzenten Martin Schwimmer. »Stammtisch« ist eine Produktion der Filmakademie in Ludwigsburg und legt den Begriff Stammtisch bewusst sehr breit an. Denn es geht nicht nur um Stammtische im klassischen Sinn, sondern auch um Vereine und Gruppen mit gleichen Interessen, ob nun eine Meerschweinchen-Liebhaberin, ein Swinger-Club, Schieß- und Jägerverein oder SM-Freunde. Im Stil von Ulrich Seidel enttarnt er die Kleinbürgerlichkeit und zeigt bei allen Unterschieden der Hobbys doch auch viele Gemeinsamkeiten. Jeder Stammtisch ist ein eigenes Psychogramm seiner Teilnehmer. Nur durch die Auswahl des Schnitts gefiltert, kann der Zuschauer fast voyeuristisch den Treffen verschiedenster Interessengruppen unmittelbar beiwohnen und somit in ihre Welten eintauchen. Mit seiner klaren Handschrift, den stilisierten Bildern seines Kameramannes Rafael Starmann changiert der Film an der Grenze von Dokumentar- und Spielfilm. Die Jury zeichnet mit „Stammtisch“ einen progressiven und mutigen Dokumentarfilm und Filmemacher aus, der in allen Gewerken begeistert.
Kay Hoffmann, Studienleiter Wissenschaft im Haus des Dokumentarfilms, übergab den Jugendfilmpreis in der Kategorie Bester dokumentarischer Film an »Biotop« von Paul Scholten. Es geht einmal mehr um das Thema Flüchtlinge. München Neuperlach ist eine heile Welt. Bis dort ein Flüchtlingsheim eingerichtet wird. Die guten Bürger errichten eine vier Meter hohe Mauer, um ihr Biotop zu schützen. Der Film geht den Gründen für diese Reaktion nach.
Insgesamt ist es erfreulich, dass im Nachwuchswettbewerb über hundert dokumentarische Produktionen eingereicht wurden, was zeigt, dass das dokumentarische Format auch bei jüngeren Filmemacherinnen und -machern attraktiv ist. Das lässt hoffen.