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»Ekstase« im Kino: Von Höhepunkten und Abstürzen

Wollust, Trance, Rausch und Delirium. Höhepunkt und Absturz liegen nirgendwo so nah beieinander wie im Kino. Begleitend zur Ausstellung EKSTASE im Kunstmuseum Stuttgart (noch bis zum 24. Februar 2019) kommt die Ekstase für einen ganzen Tag ins Stuttgarter Kino Cinema. In fünf Dokumentar- und Experimentalfilmen vereinen sich Spiellust, Ausschweifung, Exzentrik und der sinnliche Kampf mit dem künstlerischen Ausdruck zu einem Panoptikum aus visuellen und musikalischen Reizen.

hdfekstase promo 2 250pxSonntag, 20. Januar 2019, 11 – 22 Uhr
Cinema, Königstr. 22, 70173 Stuttgart

Vorverkauf

Tagespass 20 Euro für alle Vorstellungen.
Exklusiv ab sofort erhältlich im i-punkt, Königstraße 1, und im Haus des Dokumentarfilms, Teckstraße 62.

Einzelkarten

Pro Vorstellung 8 Euro. Erhältlich direkt an der Kinokasse EM Filmtheater, Königstraße 22.
Onlinebestellung: www.innenstadtkinos.de

Ab Herbst 2018 spürt das Kunstmuseum Stuttgart in einer großen Themenausstellung erstmals dem Phänomen der Ekstase nach. Anhand paradigmatischer Beispiele von der Antike bis in die Gegenwart beleuchtet die Ausstellung die unterschiedlichen spirituellen, politischen, psychologischen, sozialen, sexuellen und ästhetischen Implikationen von Euphorie- und Rauschzuständen zwischen Askese und Exzess. Das Haus des Dokumentarfilms war Partner bei der Organisation eines besonderen Kino-Themenabends: Neben Klassikern des ethnografischen Films von Maya Deren und Peter Adairs wird der Kultfilm »Koyaanisqatsi« (1986) von Godfrey Reggio (Musik Philipp Glass) gezeigt. Außerdem der zwischen Doku und Fiktion changierende »Anita – Tänze des Lasters« (1987) von Rosa von Praunheim. Den Abschluss bildet »Leaning into the Wind« (2017) über den Land-Art-Poeten Andy Goldsworthy. Der Regisseur Thomas Riedelsheimer steht für ein Filmgespräch zur Verfügung.

Das geplante Filmprogramm im Detail

ekstase 6 divine horsemen 1200px11 Uhr
»Divine Horsemen. The Living Gods of Haiti«

(1985) Regie: Maya Deren / Anmoderation: Markus Müller

Zwischen 1947 und 1954 drehte die international renommierte Experimentalfilmerin Maya Deren Material zu Voodoo-Zeremonien und Besessenheit in Haiti als Grundlage für ein Buch zu diesem Thema. Ihre Beziehung zu den Akteuren war so eng, dass ihr einmalige Aufnahmen von den Ritualen und der Ergriffenheit der Beteiligten gelungen sind. Erst Jahrzehnte nach ihrem Tod 1961 gestaltete ihr Ehemann das Material zu diesem beeindruckenden Dokumentarfilm in schwarz/weiß. »Divine Horeseman« gilt als einer der wichtigsten Filme über Voodoo und die Kultur auf Haiti.


ekstase 7 trances 1200px13 Uhr
»Trances«

(1981) Regie: Ahmed El Maanouni / Anmoderation: Markus Müller

Die populäre Band »El Ghiwane« (Trances) aus Marokko steht im Mittelpunkt dieses dynamischen, poetischen Films. In ihren politischen Soul-Songs erzählen sie spannende Geschichten und haben sich damit international einen Namen gemacht. Westliche Musikkritiker bezeichneten sie als die Rolling Stones Nordafrikas. Sie greifen die Tradition der Trance Musik in Marokko auf. Ahmed El Maanouni folgt den Wurzeln dieser Musik. Es ist sowohl ein Musikfilm als auch ein audiovisuelles Experiment mit der Kraft der Poetik.


ekstase 4 anita 1200px15.30 Uhr
»Anita – Tänze des Lasters«

(1987) Regie: Rosa von Praunheim / Anmoderation: Kay Hoffmann

Die Tänzerin Anita Berber war in den »Wilden Zwanzigern« des 20. Jahrhunderts Sinnbild des puren Exzesses mit ihrem skandalösen Programm »Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase«. 1925 malte Otto Dix sie nackt. In Praunheims eigenwilligem Film beschwört Lotti Huber als alte Frau noch einmal Berbers bewegtes Leben. Ihre Fantasien entpuppen sich als bis zum Wahnsinn gesteigertem Wunschtraum. Sie landet in der Psychiatrie. Der Film vermischt Gegenwart und Vergangenheit, fiktional und dokumentarisch. Praunheim inszeniert das Leben der Berber als Stummfilm, expressiv und farbenprächtig – die Gegenwart bleibt s/w, grau und trostlos.


ekstase 5 leaning into the wind 1200px17.30 Uhr
»Leaning into the Wind – Andy Goldsworthy«

(2017) Regie: Thomas Riedelsheimer, Musik: Fred Frith

Zum zweiten Mal widmet sich Thomas Riedelsheimer dem sympathischen Land-Art-Poeten Andy Goldsworthy. Er präsentiert viele neue Arbeiten mit einer unglaublichen Leichtigkeit und in fantastischen, farbenprächtigen Bildern. Der britische Natur-Künstler ist mittlerweile Teil seiner Kunstwerke geworden. Der Film fließt dahin wie ein großer ruhiger Bach, in den die Zuschauer eintauchen und sich verzaubern lassen können. Sie begeben sich auf eine sinnliche Reise und viele werden nach diesem Erlebnis glücklich das Kino verlassen.
Thomas Riedelsheimer steht nach der Filmvorführung für ein Filmgespräch zur Verfügung.


ekstase 2 kooyanisqatsi 1200px20.30 Uhr
»Koyaanisqatsi«

(1983) Regie: Godfrey Reggio, Musik: Philipp Glass

»Koyaanisqatsi« ist ein Kultfilm und gilt als herausragender Dokumentarfilm. Der Titel stammt von den Hopi-Indianern und bedeutet so etwas wie »Welt aus dem Gleichgewicht«. In einer packenden Symphonie von spektakulären Bildern und der kongenialen Musik von Philipp Glass erzählt er von der Geschichte der Zivilisation. Er kontrastiert herrliche Aufnahmen der Natur mit dem Raubbau an ihr und der Hektik der Metropolen, die mit Zeitraffer verstärkt wird. In Zeitlupe werden Häuserblocks gesprengt und fallen in sich zusammen. Am Fließband unterwirft sich der Mensch dem Takt der Maschinen. Es gilt, wieder eine Balance herzustellen.

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Picture of Kay Hoffmann
Dr. Kay Hoffmann war langjähriger Studienleiter Wissenschaft im HDF und Gesamtkoordinator des DFG-Projekts „Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland 1945-2005“. Zusätzlich war er bis Mai 2024 Kurator der DOK Premieren in Ludwigsburg.
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