Interview mit Askold Kurov zum Film „Der Prozess“
Aus aktuellem Anlass zeigt der WDR am 16.3.22 ab 23 Uhr den Dokumentarfilm „Der Prozess – Der russische Staat gegen Oleg Senzov“. Kay Hoffmann vom Haus des Dokumentarfilms hat mit Regisseur Askold Kurov gesprochen, der am Wochenende aus Russland geflohen ist.
Der ukrainische Filmemacher Oleg Senzov (auch Sentzow oder Senzow geschrieben) widersetzte sich 2014 der Annexion der Krim durch russische Truppen. Er wurde entführt, verhaftet, gefoltert und ihm wurde ein Schauprozess gemacht. Der Vorwurf lautete auf Planung von Bombenattentaten auf Denkmäler.
„Der Prozess – Der russische Staat gegen Oleg Senzov“
Obwohl einer der Belastungszeugen im Prozess seine Aussage zurückzog, die er unter der Folter gemacht hatte, und keine Beweise vorlagen, wurde Senzov zu 20 Jahren Haft verurteilt. Dieses Schicksal hatte man ihm schon vor dem Prozess angekündigt. Der Schauprozess war eine Farce, auch um andere einzuschüchtern. Seine Verhaftung und der Prozess wurden international kritisiert. Nach einem 145-tägigen Hungerstreik in einer sibirischen Strafkolonie kam er nach fünf Jahren Haft 2019 frei.
Der WDR umreißt den Film wie folgt: „In ‚Der Prozess‘ begleitet Regisseur Askold Kurov den Strafprozess und das Bemühen von Olegs Familie, seinen Freunden und Anwälten, Senzov zu retten. Kurovs Recherche deckt nach und nach eine absurde, erschreckende, kafkaeske Geschichte auf und zeigt die skrupellose russische Staatsmaschinerie.“
Im Moment kämpft Senzov in der Ukraine mit der Waffe gegen die russischen Truppen. Ein Statement von ihm wurde im Rahmen der Arte-Aktion #Ukraine #notspeechless veröffentlicht.
https://vimeo.com/209192561?embedded=true&source=video_title&owner=5992327
Auszeichnung mit Willy-Brandt-Preis für Kurov
Der usbekische Regisseur Askold Kurov drehte viele Dokumentarfilme über Menschenrechte und oppositionelle Strömungen in Russland. Für „Novaya“, ein Porträt der letzten unabhängigen Tageszeitung in Russland, wurde er 2019 beim Human Rights Film Festival Berlin mit dem Willy-Brandt-Dokumentarfilmpreis für Freiheit und Menschenrechte ausgezeichnet. Mit auf der Bühne war sein Kollege Oleg Senzov, der gerade aus der Haft entlassen worden war.
Interview mit dem Regisseur: „Niemand kann sich in Sicherheit wiegen“
Kay Hoffmann vom Haus des Dokumentarfilms hat mit Askold Kurov gesprochen. Für kritische Stimmen wie ihn wird es, auch aufgrund der neuesten russischen Zensurgesetze, immer schwieriger im heutigen Russland. Deshalb entschloss sich Askold Kurov gerade schweren Herzens, aus seiner Heimat zu flüchten. „Niemand kann sich in Sicherheit wiegen“, betont er im Interview mit dem HDF, das in englischer Sprache aufgenommen wurde. „Sie können jeden verhaften, auch Filmemacher. Völlig egal.“
https://www.youtube.com/watch?v=RR4MhIa9lKE
Credits und Ausstrahlungstermin
„Der Prozess – Der russische Staat gegen Oleg Senzov“ ist eine Koproduktion von Marx Film/Message Film Produktion in Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Fernsehen und unterstützt vom Polnischen Film Institut und B2B Doc.
Der Film wird am 16. März 2022 ab 23 Uhr im WDR Fernsehen ausgestrahlt und ist auch in der ARD Mediathek zu sehen.