Für die »Lolas« sind 13 Dokumentarfilme im Rennen. Noch.

Dreizehn sind in der Vorauswahl, drei werden nominiert werden, nur einer kann gewinnen. Anfang Mai 2019 wird wieder der Deutsche Filmpreis vergeben – die mit knapp drei Millionen Euros dotierten »Lolas«. Die diesjährige Jury für die Sparte Dokumentarfilm hat ihre Vornominierung fertig: 13 Dokumentarfilme wurden aufgerufen. Darunter befinden sich »sichere Kandidaten« und einige Überraschungen. Ein Top-Favorit allerdings ist nicht zu entdecken, aber immerhin zwei Sieger beim letztjährigen Deutschen Dokumentarfilmpreis sind nun auch bei den »Lolas« dabei. Und ein Film, den viele im Feld erwartet hätten, ist überraschenderweise nicht berücksichtigt worden.

Dass die »Lolas« – zumindest im dokumentarischen Bereich und eindeutig anders als bei den »Oscars« – nicht zwingend an Einspielergebnissen ausgerichtet sind, ergibt sich von alleine. Die meisten Dokumentarfilme, die heute im Kino laufen (und das ist für die Nominierung eine Grundvoraussetzug), erzielen heute keine wirklich nennenswerten Ergebnisse. Auf diese Kinokrise des Dokumentarfilms hat die Deutsche Filmakademie, die den Preis vergibt, bereits reagiert: Bei Dokumentarfilmen wird die Voraussetzung zur Nominierung nicht in Kinowochen, sondern in Tageseinsätzen gerechnet. 35 Mal in deutschen Kinos, das ist die Voraussetzung.

Im Feld der Vornominierungen befinden sich wieder Filme, die noch gar nicht im Kino angelaufen sind. So zum Beispiel »Hi, A.I.«, der erst am 7. März für den Kinostart vorgesehen ist. Für die Jury allerdings ist das kein Problem, denn für die Vorauswahl konnte der Film bereits gesichtet werden. Dieses Verfahren ist speziell beim Dokumentarfilm üblich.

Die ausgewählten Dokumentarfilme (Vorauswahl):

B12 – Gestorben wird im nächsten Leben
Produktion: Johannes Kaltenhauser, Patrick Lange · Südkino Filmproduktion
Regie: Christian Lerch

draußen
Produktion: Titus Kreyenberg · unafilm
Regie: Johanna Sunder-Plassmann, Tama Tobias-Macht

Elternschule
Produktion: Ingo Fliess · if… Productions
Regie: Ralf Bücheler, Jörg Adolph

Er Sie Ich
Produktion: Carlotta Kittel, Isabell Wackers · Kittel & Wackers GbR, Filmuniversität Babelsberg
Regie: Carlotta Kittel

Fly Rocket Fly
Produktion: Markus Hilß · Lunabeach TV und Media GmbH, novak film
Regie: Oliver Schwehm

Hi, A.I.
Produktion: Stefan Kloos · Kloos & Co. Medien GmbH
Regie: Isa Willinger

Kleine Germanen
Produktion: Mohammad Farokhmanesh, Frank Geiger, Ali Samadi Ahadi, Armin Hofmann · brave new work, Little Dream Entertainment, Golden Girls Film
Regie: Frank Geiger, Mohammad Farokhmanesh

Of Fathers And Sons
Produktion: Ansgar Frerich, Eva Kemme, Tobias N. Siebert, Hans Robert Eisenhauer · Basis Berlin Filmproduktion
Regie: Talal Derki

Partisan
Produktion: Susann Schimk · solo:film GmbH
Regie: Lutz Pehnert, Matthias Ehlert, Adama Ulrich

Shut Up and Play the Piano
Produktion: Stephan Holl, Antoinette Köster · Rapid Eye Movies, Gentle Threat
Regie: Philipp Jedicke

Talking Money
Produktion: Susann Schimk · solo:film GmbH, Catpics AG, Zazarfilm Ltd.
Regie: Sebastian Winkels

Überall wo wir sind
Produktion: Veronika Kaserer, Jan Zabeil
Regie: Veronika Kaserer

Von Bienen und Blumen
Produktion: Henning Kamm · Detailfilm GmbH, Tohuwabohu GmbH
Regie: Lola Randl

Die diesjährige Dokumentarfilm-Jury setzt sich wie folgt zusammen: Anne Misselwitz, Klaus Stern, Britta Wauer, Jamila Wenske, Alexander Riedel, Stefan Biebl, Catrin Vogt, Jan Tilman Schade, Lothar Segeler, Marcel Kurth, Martin Rabanus – ein wieder gut gemischtes Team aus allen Film-Gewerken. Der Deutsche Filmpreis wird von den knapp 2000 Mitgliedern der Deutschen Filmakademie gewählt.

Die zumeist dokumentarisch arbeitende Filmemacherin Alice Agneskirchner (u.a. »Auf der Jagd«) hat es übrigens auch auf die Vorauswahlliste geschafft – allerdings in der Sparte Kinderfilm. Dort ist ihr für die (ebenfalls zumeist dokumentarisch arbeitende) Produktionsfirma gebrueder beetz filmproduktion gedrehter Film »Lampenfieber« nominiert – neben fünf anderen Kandidaten.  Das wie immer größte Feld an Vorauswahlnominierungen gibt es in der Sparte Spielfilm – dort sind momentan 28 Filme geführt, u.a. »Werk ohne Autor«. Dieser Film befindet sich im Moment zudem noch um das Rennen um den Auslands-Oscar.

Die im letzten Jahr (und auch mehrfach in den Jahren davor) besonders erfolgreiche Berliner Produktionsfirma zero one film von Produzent Thomas Kufus wird in diesem Jahr übrigens nicht zu den Gewinnern gehören können, da der 2018 veröffentlichte Dokumentarfilm »Eldorado« von Markus Imhoof (überraschenderweise) nicht nominiert wurde. Imhoof hatte mit »More than Honey« 2013 den Deutschen Filmpreis gewonnen. Und mit »Beuys« von Andres Veiel hatte es zero one film im vergangenen Jahr sogar geschafft, gleich in zwei Kategorien zu triumphieren (Bester Dokumentarfilm, Bester Schnitt).

Zwei der derzeit vorausgewählten Dokumentarfilme gehören übrigens bereits zu den Gewinnern des zurückliegenden Festival- und Kinojahres: »Of Fathers and Sons« gewann den vom Südwestrundfunk und der MFG Filmörderung Baden-Württemberg vergebenen Deutschen Dokumentarfilmpreis 2018; beim gleichen Wettbewerb Ende Juni 2018 gewann »Shut up and play the piano« den Förderpreis des Hauses des Dokumentarfilms.