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Der Anti-Atom-Protest schweißte in den 1970er Jahren das Dreiländereck zusammen

Das Haus des Dokumentarfilms arbeitet mit dem deutsch-französischen Interreg-Projekt »RhInédits. Amateurfilm am Oberrhein« zusammen. Im Frühjahr wurde die Kinemathek Oberrhein mit den ersten Filmen gestartet (https://rhinedits.u-strasbg.fr/w/index.php/Accueil). Dort sind neben den Filmen des elsässischen Filmarchivs MIRA auch ausgewählte Filme aus des Landesfilmsammlung Baden-Württemberg zu sehen.

Am 8. Oktober 2019 haben die Strasbourger Kollegen des RhInédits-Projektes eine Veranstaltung in Muhlhouse geplant zu den Filmen des Anti-Atomprotest in der Region Oberrhein in den 1970er Jahren. Sie findet von 14.00 bis 22.00 Uhr im Auditorium des Musikkonservatoriums statt (1 rue de Metz, F 68100 Mulhouse). Die Teilnahme ist kostenlos möglich, allerdings sollten sich die Interessenten anmelden bei Laura Cassarino ([email protected]). 

Die seit einem Jahrzehnt andauernde Debatte über die Schließung des Kernkraftwerks Fessenheim (Haut-Rhin, Elsaß) knüpft an die Proteste an, die es 1978 bei der Inbetriebnahme gab. Die Ende der 1960er Jahre getroffene Entscheidung zum Bau eines Atomkraftwerks, die wichtiger Bestandteil einer gemeinsamen Energiepolitik der drei Oberrheinstaaten (F, D, CH) war, löste sofort sowohl eine lokale als auch eine transnationale Mobilisierung aus. Die Kameras der französischen, deutschen und schweizerischen Fernsehsender haben die Initiativen der Aktivisten festgehalten, um zu informieren aber oftmals auch um gegen die Umweltaktivisten zu argumentieren. Das Vertrauen in die technische Machbarkeit der Atomenergie war ungebrochen. Die von den Aktivisten aufgenommenen Amateurbilder vermitteln genauer die innere Dynamik und die Herausforderungen dieser facettenreichen Bewegung, die sich aus dem Protest entwickelte. Die Gesprächsrunden und Filmvorführungen mit anschließender Diskussion sollen zum einen dazu dienen, diesen Konflikt um die Umwelt und die Gesundheit in Bildern wiederzugeben und zum anderen den Beitrag audiovisueller Quellen zu unserem Verständnis dieser lokalen Politisierung zu diskutieren.

LFS01433 1 Kernkraftwerk

Am Nachmittag stehen von 14.00 – 18.00 Uhr verschiedene Präsentationen auf dem Programm, die von Prof. Christian BONAH und dem Leiter des RhInédits-Projektes Alexandre SUMPF moderiert werden. Die beiden geben zunächst eine Einführung in Filme über die Geschichte der Industrialisierung des Oberrheintals 1950-1990. Es folgt Teva MEYER mit dem Vortrag »Fessenheim in seinen Territorien: räumlicher Blick auf ein umstrittenes Industriekraftwerk«. Die Ethnologin Florence FRÖHLIG diskutiert »Fessenheim: Pluralität und Verschränkung der Erinnerungen«, bevor Sezin TOPÇU »Anti-Atomkraftprotest und Expertenaktivismus in Frankreich: eine verschränkte Dynamik« erörtert. Zum Abschluss des Nachmittags wird der Schweizer Filmhistoriker Thomas SCHÄRER auf den »Medienstreit um das Kernkraftwerk Kaiseraugst (bei Basel)« eingehen. 

Kick off Strasbourg 6 Foto Kay Hoffmann

Am Abend werden Sophie DESGEORGES und Kay HOFFMANN ein Filmprogramm aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz zu den Anti-Atomprotesten präsentieren. Zunächst werden Ausschnitte aus den Super 8 Filmen der elsässischen Umweltaktivistin Solange Fernex gezeigt. Darüber diskutieren die Gäste Jean-Jacques RETTIG (Aktivist), Raymond SCHIRMER (Friedensforscher) und der Wissenschaftler Jean DE BARRY. Die medienwerkstatt freiburg stellte überwiegend aus Amateurmaterial die Chronik von Wyhl »s’Wespe-Näscht« (1982) zusammen. Der inzwischen bekannte Dokumentarfilmer Didi DANQUART, der den Film zusammen mit Walter Mossmann und Bertram Rotermund hergestellt hat, wird für ein Filmgespräch zur Verfügung stehen. Schließlich wird der Schweizer Super 8-Amateurfilm über die »Anti-Atomkraft Demonstration in Goesgen am 22. Juni 1986« und Ausschnitte aus dem Film »Kaiseraugst« der FilmCooperative Zürich vorgeführt, die Peter FASNACHT von Kinemathek Bern vorstellt.

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Picture of Kay Hoffmann
Dr. Kay Hoffmann war langjähriger Studienleiter Wissenschaft im HDF und Gesamtkoordinator des DFG-Projekts „Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland 1945-2005“. Zusätzlich war er bis Mai 2024 Kurator der DOK Premieren in Ludwigsburg.
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