Doku-Tipp: 3sat Dokumentarfilmherbst ab 19. September 2022
Am 19.09.22 startet der Dokfilmherbst auf 3sat – im direkten Anschluss an die deutschlandweiten Dokumentarfilmtage LETsDOK. Der Sender zeigt Erstausstrahlungen wie den vielfach ausgezeichneten „Endlich Tacheles“ und Festivallieblinge wie „Genderation“.
Den Auftakt des Dokfilmherbst macht „Anmaßung“ von Stefan Kolbe und Chris Wright (19.09.22, 22.25 Uhr, Erstausstrahlung). Stefan S., ein Frauenmörder, verbüßt eine Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Brandenburg. Die Filmemacher begleiten ihn in den letzten vier Jahren seiner Haftzeit. Sie erhoffen dadurch tiefere Einblicke in das Seelenleben des Stefan S. zu erhalten.
Für Nachteulen – erste Filmnacht am 19.09.22
Wer mehr Dokumentarfilme sehen möchte, findet bei der 3sat Filmnacht vom 19.09. auf den 20.09.2022 weitere Filme über tiefgreifende Themen: „Land des Honigs“ (2.15 Uhr) von Tamara Kotevska und Ljubomir Stefanov über das Leben der ungewöhnlichen Imkerin Hatidze in Nordmazedonien. „Midnight Traveler“ (3.40 Uhr) von Hassan Fazili und Emelie Mahdavian erzählt die Flucht des Filmemachers Hassan Fazili und seiner Familie nach Europa. Aufgrund einer Todesdrohung durch die Taliban fliehen sie aus Afghanistan.
Zwei besonders bewegende Filme im 3sat Dokumentarfilmherbst
Louise Detlefsens „Mitgefühl – Pflege neu denken“ ist eine einfühlsame Beobachtung eines dänischen Pflegeheims. Der Film wird am 28.09.22 um 20.15 Uhr auf 3sat gezeigt. Stefanie Roloff hat für das Haus des Dokumentarfilms im vergangenen Jahr einen Artikel über Detlefsens Werk verfasst.
Darüber hinaus sendet 3sat den Dokumentarfilm „Endlich Tacheles“ von Jana Matthes und Andrea Schramm am 17.10.22 um 22.25 Uhr. Er wird zudem in Kooperation mit dem Haus des Dokumentarfilms im Rahmen der Jüdischen Kulturwochen Stuttgart (7.-20.11.2022) gezeigt. Los geht’s um 12.30 Uhr am 6.11.22 im Atelier am Bollwerk in Stuttgart. Ein anschließendes Filmgespräch rundet die Veranstaltung ab. Alle Informationen hierzu finden Sie auf Jüdische Kulturwoche Stuttgart 2022.
„Mitgefühl – Pflege neu denken“
Im dänischen Pflegeheim „Dagmarsminde“ wird ein etwas anderes Konzept der Langzeitpflege gelebt, das sich von den anderen abhebt. Viele der Bewohner:innen sind an Alzheimer erkrankt. Anstatt sie nur zu versorgen und sie mit Medikamenten zu behandeln, nimmt man sie als Menschen mit Stärken und Schwächen wahr und gibt ihnen Raum zu sein. Dabei kann es schon mal vorkommen, dass man gemeinsam feiert und dabei mit einem Glas Sekt anstößt. Krankenschwester und Gründerin May Bjerre Eiby entwarf dieses Konzept, das sie „Umsorgung“ nennt. „Dagmarsminde“ ist vielmehr Wohngemeinschaft als ein Heim für Seniorinnen. Louise Detlefsen illustriert in ihrem Dokumentarfilm „Mitgefühl – Pflege neu denken“ dieses wegweisende, mutmachende Programm der Altenpflege. Ihre Beobachtung ist humorvoll und zärtlich zugleich. Sie geht den Fragen, wie wir Menschen leben, altern und sterben wollen, nach.
„Endlich Tacheles“
Was hat der Holocaust heute noch mit mir zu tun? Eine Frage, die sich viele Menschen stellen. Der Dokumentarfilm „Endlich Tacheles“ thematisiert sie aus der Perspektive eines 21-Jährigen. Dabei zeigt die Beobachtung, wie sich das Trauma der Überlebenden in den nächsten Generationen fortsetzt. Der junge Mann namens Yaar versteht nicht, warum sein Vater unter dem Holocaust leidet, obwohl „nur“ dessen Eltern direkt betroffen waren. Noch weniger versteht er, was das alles mit ihm zu tun hat. Seine Art der Auseinandersetzung ist das Computerspiel mit dem Namen „Shoah. Als Gott schlief“, das er entwickeln will. Es soll in einem Deutschland der 1940er Jahre spielen, in denen sich Juden wehren und Nazis menschlich handeln können.
„Endlich Tacheles“ lief bereits sehr erfolgreich auf zahlreichen Filmfestivals.
Zweite Filmnacht am 17.10.2022
In der Nacht vom 17. auf den 18.10.22 strahlt 3sat „Erde“ (2.10 Uhr) von Nikolaus Geyrhalter und „Cahier africain“ (4.05 Uhr) von Heidi Specogna aus. Geyrhalter beobachtet in seinem Film die Folgen des Phänomens „Antrhopozän“, ein neues geologisches Zeitalter, in dem die Menschheit in natürliche Gegebenheiten eingreift und einen dominanten geophysikalischen Einfluss auf das Erdsystem hat. „Cahier africain“ thematisiert die in einem Schulheft dokumentierten Verbrechen, die im Zeitraum von Oktober 2002 bis März 2003 an 300 zentralafrikanischen Frauen, Mädchen und Männern von kongolesischen Söldnern begangen wurden.
Weitere Filme im Dokumentarfilmherbst auf 3sat:
Am Montag, den 10. Oktober 2022, 22.25 Uhr läuft „Genderation“ von Regisseurin Monika Treut. Für ihr Werk besucht sie die Protagonist:innen aus ihrem ersten Film „Gendernauts“, den sie vor zwanzig Jahren drehte, erneut. Sie spürt der Frage nach, wie sich deren Leben unter der Präsidentschaft von Donald Trump verändert hat und was in den letzten zwanzig Jahren passiert ist.
„American Wall“ von Thomas Zeller und Christine Lechner wird am Montag, den 24. Oktober 2022, 22.25 Uhr, gezeigt. Es ist eine filmische Reise, die die Autor:innen entlang der Grenze zwischen den USA und ihrem südlichen Nachbarn Mexiko führt. Dabei begegnen sie sowohl Menschen, die von Abschiebung bedroht sind als auch Menschen, die sich in Bürgerwehren zusammenschließen und sich nach einer undurchlässigen Grenze sehnen.
Am 26.10.22 um 22.25 Uhr sendet 3sat den Film „Aware – Reise in das Bewusstsein“ von Frauke Sandig und Eric Black. Sechs Forscher:innen treten in einen fiktiven Austausch, denn sie alle verbindet die leidenschaftliche Suche nach dem Kern des menschlichen Bewusstseins.
Neben den Ausstrahlungen im Fernsehen werden diese und weitere Dokumentarfilme auch in der in der 3sat Mediathek verfügbar sein.