18 deutsche und internationale Archive, darunter die im Haus des Dokumentarfilms angesiedelte Landesfilmsammlung Baden-Württemberg, kommen zum DOK Archive Market. Dort stellt sich auch erstmals der Berufsverband „German Researchers und Archive Producers e.V.“ vor.
Archivmaterial nimmt nicht nur in historischen Dokus einen wichtigen Stellenwert ein. Fernseh- und Kinoproduktionen unterschiedlichster Art setzen auf historische Filmbilder, Fotos und Tonaufnahmen, um die Handlung zu illustrieren oder gar ausschließlich auf der Basis von Archivmaterial zu erzählen. So sind beispielsweise Andres Veiels preisgekröntes „Beuys“-Epos oder Bettina Böhlers packende Schlingensief-Biografie „Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien“ nahezu vollständig aus vielen hundert Stunden Bewegtbild und zehntausenden Fotos destilliert.
Bildfinderin Monika Preischl zum Beruf des Archive Researchers
Der Beschaffung, Digitalisierung, Lizensierung und Verarbeitung von Archivmaterial widmen sich Archive Researcher, Archive Producer und Visual Researcher wie die renommierte „Bildfinderin“ Monika Preischl. Sie hat an mehr als 30 nationalen und internationalen Produktionen mitgewirkt, darunter dokumentarische wie „Kulenkampffs Schuhe“ (Regina Schilling) und „Wirecard. Die Milliarden-Lüge“ (Gabriela Sperl, Benji Bergmann, Jono Bergmann; im HR-Fernsehen am 22.9.22 um 23 Uhr) sowie fiktionale wie „Almanya – Willkommen in Deutschland“ (Yasemin Şamdereli) und „Lieber Thomas“ (Andreas Kleinert).
„Der Beruf des Archive Researchers oder auch Archive Producers ist vielen unbekannt oder scheint gar exotisch zu klingen. Wir sind in Deutschland im internationalen Vergleich aber ganz einfach nur etwas ‚hinten dran‘“, führt Preischl gegenüber dem Haus des Dokumentarfilms aus. So gibt es in anderen Ländern bereits Interessenvertretungen wie den Verband Focal International in England oder PIAF Images (Professionnels des Images et des Archives de la Francophonie) in Frankreich.
Berufsverband der „German Researchers und Archive Producers e.V.“ gegründet
Am 15. September 2022 wurde der längst überfällige „German Researchers und Archive Producers e.V.“ (GRAP) in Berlin ins Leben gerufen, der sich die „Wahrung, Pflege und Förderung der beruflichen und wirtschaftlichen Interessen aller in Deutschland tätigen Researcher und Archive Producer“ auf die Fahnen geschrieben hat. „Wir waren immer überzeugt, dass es gut wäre einen Berufsverband zu gründen“, sagt Monika Preischl, die neben Michael Konstabel und Julian Nindl zum Vorstand gehört. „Von der Idee bis zur Realisierung hat es aber doch mehrere Jahre gebraucht; die Vernetzung unter uns Kolleg:innen aus ganz Deutschland brauchte einfach Zeit.“
Gründungsmitglieder von GRAP sind Thorben Bockelmann, Tatjana Bonnet, Vanessa Christoffers-Trinks, Céline Deligny, Eva Diet, Karin Fritzsche, Janne Gärtner, Thembi Linn Hahn, Monika Preischl, Michael Konstabel, Stephen Maier, Julian Nindl, Lutz Pinkert, Solveig Hansen, Linn Sackarnd und Marco Siebler.
DOK Archive Market am 20.10. bei DOK Leipzig
Als erster Höhepunkt findet am 20. Oktober 2022 eine Verbandsveranstaltung während des DOK Archive Market im Rahmen der DOK Leipzig (17.-23.10.2022) statt. Hier will der sich der neu gegründete Verband erstmals gegenüber der Branche positionieren und seine nächsten Schritte präsentieren. Die GRAP-Mitglieder bieten an diesen Tag auch kostenfreie Projektberatungen an. Ein guter Grund also, den DOK Archive Market zu besuchen.
18 deutsche und internationale Archive stellen sich dort vor, darunter das Bundesarchiv, Getty Images, British Pathé und die im Haus des Dokumentarfilms angesiedelte Landesfilmsammlung Baden-Württemberg. Auf dem Archive Market kann man direkten Kontakt knüpfen, sich über die Bestände informieren und kostenlose Einzel-Konsultationen buchen. Daneben sind den Veranstaltern zufolge Panel-Diskussionen, Case Studies und eine Meisterklasse mit Mila Turajlić im DOK Industry Begleitprogramm vorgesehen.
Die Akkreditierung für den DOK Archive Market ist für Branchenvertreter:innen ab sofort möglich. Er findet am Donnerstag, den 20. Oktober 2022, von 10 bis 17 Uhr im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig statt. Der Tagespass kostet 30 Euro. Das detaillierte Programm wird am 22. September 2022 bekannt gegeben.