Abschlussbericht – »DOK Leipzig bleibt politisch«
Am Wochenende ging das 62. Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm mit der Preisverleihung zu Ende.
Es wurden insgesamt sieben Goldene Tauben sowie 16 weitere Preise mit einer Gesamtdotierung von 82.000 € vergeben sowie Sachleistungen in Höhe von 11.000 € (alle Gewinner finden Sie hier). Vom Leipziger Stadtrat wurde Christoph Terhechte als Nachfolger von Leena Pasanen bestätigt, die nach fünf Jahren ihren Vertrag nicht verlängert hat.
Große Gewinner waren 2019 die beiden litauischen Filmemacher Audrius Mickevičius und Nerijus Milerius für »Exemplary Behaviour«. Sie gewannen nicht nur die Goldene Taube für den besten Langfilm (10.000 €), sondern ebenfalls den Preis der Filmkritiker FIPRESI sowie den Preis der Interreligiösen Jury – wie schon die Preisträger im vergangenen Jahr. Die Regisseure ergründen darin Schuld und Sühne am Beispiel zweier zu lebenslanger Haft verurteilter Straftäter. Nach der Ermordung seines Bruders fragte sich Audrius Mickevičius, ob eine solche Schuld jemals verjähren kann. Noch vor Fertigstellung des Films erkrankte und verstarb er. Nerijus Milerius stellte den Film fertig. In der Jurybegründung heißt es: »Elegant und respektvoll erzählen die Filmemacher eine unerwartete Geschichte von Wiedergutmachung«. Der Gewinnerfilm in dieser Kategorie qualifiziert sich automatisch für den Oscar® in der Kategorie »Documentary Feature«.
Mit der Goldenen Taube im Deutschen Wettbewerb wurde Ute Adamczewski für »Zustand und Gelände« ausgezeichnet. Die Regisseurin filmt Orte in Sachsen, denen man nicht mehr ansieht, dass sie 1933 Schauplätze der NS-Verfolgung waren. Die Goldene Taube im Next Masters Wettbewerb (10.000 €) erhielten die österreichischen Filmemacher Julia Gutweniger und Florian Kofler für »Sicherheit 123«. In den Alpen gedreht, erkundet der Film ein nahezu unsichtbares Sicherheitssystem. Dieses soll die Menschen vor Gefahren durch Naturgewalten wie Lawinen schützen, an denen die Menschheit selbst nicht unbeteiligt ist. Dieser Preis dient als Anschubfinanzierung für das nächste Filmprojekt. Eine Lobende Erwähnung erhielt hier die brasilianische Produktion »Arid Zone« von Fernanda Pessoa.
Im Internationalen Wettbewerb Kurzfilm wurden die russische Produktion »Puberty« von Elena Kondrateva als Bester Dokumentarfilm (5.000 €) sowie der iranische Kurzfilm »Am I a Wolf?« von Amir Houshang Moein als Bester Animationsfilm (5.000 €) mit Goldenen Tauben ausgezeichnet. Auch diese Gewinnerfilme können sich nun direkt für den OSCAR® qualifizieren, sofern sie die formalen Kriterien der Academy erfüllen. Eine Lobende Erwähnung ging an »Asho« des iranischen Filmemachers Jafar Najafi. Die Goldene Taube für den besten deutschen Kurzfilm (5.000 €) gewann die deutsch-ukrainische Koproduktion
»Opera Glasses« von Mila Zhluktenko. Jeweils eine Lobende Erwähnung erhielten »The Last Painting« von Tom Salt und »Gravedad« von Matisse Gonzalez. Die Goldene Taube im Next Masters Wettbewerb Kurzfilm (5.000 €) ging an den ukrainischen Beitrag »Deep Love« von Mykyta Lyskov und dient ebenfalls als Anschubfinanzierung für ein nächstes Filmprojekt.
Insgesamt hat DOK Leipzig seinen Ruf bestätigt, ein sehr politisches Festival zu sein. Dies gilt sowohl für die gezeigten Filme, als auch die Debatten und Diskussionen während des Festivals. So hat sich das Festival klar für eine Frauenquote ausgesprochen, was in diesem Jahr deutlich Früchte trug. Die Aufhebung der Kategorien für Dokumentar- und Animationsfilm ist jedoch immer noch gewöhnungsbedürftig.