Seit dem 20.11.22 findet die Fußball-Weltmeisterschaft bei sommerlichen Temperaturen in Katar statt. Eine Doku-Serie sowie eine weitere Doku inklusive Podcasts beleuchten die Hintergründe zur WM. Sie zeigen, wie düster das Fußballturnier eigentlich ist.
Am zweiten Dezember 2010 beschließt die FIFA, die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 im Wüstenstaat Katar auszurichten. Das intransparente Vergabeverfahren wirft dabei Fragen bezüglich Korruption und Bestechung auf. Aber nicht nur die schwer zu durchdringenden Praktiken der FIFA und ihrer Vorsitzenden stehen in der Kritik. Auch die menschenverachtenden Arbeitsbedingungen bei den Vorbereitungen für die WM sowie die rigorosen Verhaltensregeln im Land während des Turniers stehen im Fokus von Medien, Politik und Gesellschaft.
1. 4-teilige Doku-Serie „Katar – WM der Schande“
„Katar – WM der Schande“ thematisiert die intransparenten Vergabepraktiken der FIFA, die menschenfeindlichen Bedingungen für die Gastarbeiter:innen sowie die politische Leitlinie, die Katar mit der Fußballweltmeisterschaft verfolgt. Die vier Folgen nehmen dabei verschiedene Perspektiven ein.
Bereits seit 2010 recherchiert das WDR-Investigativ-Format „Sport inside“ zu den Hintergründen der WM 2022. Die Doku-Serie zeigt, wie milliardenhohe Investitionen in den Sport zur Imageaufbesserung beitragen und wie die Menschenrechtsverletzungen durch eine verharmloste Darstellung des Ballsports in den Hintergrund gedrängt werden. „Sport inside“ geht mit international führenden Expert:innen und Whistleblower:innen ins Gespräch. Unter anderem sprechen die „Human Rights Watch“-Direktorin Minky Worden und die Präsidentin des norwegischen Fußballverbandes, Lise Klaveness, über ihre Erfahrungen mit der FIFA und die Vorbereitungen für das Turnier.
Podcast „Die WM-Sklaven – Katar und die Geschichte der Gastarbeiter“
Vier Folgen à 30-50 Minuten in deutscher Sprache
Es wirkt paradox, doch eines der größten Sportereignisse der Welt findet in einem der kleinsten Länder der Welt statt. Schnell wird deutlich, dass Katar nicht die notwendige Infrastruktur für die Ausrichtung eines solchen Turniers besitzt. Eine Lösung ist schnell gefunden: Über 100.000 Gastarbeiter sollen das Problem angehen.
Für den Podcast „Die WM-Sklaven – Katar und die Geschichte der Gastarbeiter“ reist WDR-Reporter Benjamin Best mehrfach in das Emirat und in die Heimatländer der Gastarbeiter:innen. Er spricht mit denjenigen, die Straßen, Hotels und Stadien für diese Weltmeisterschaft gebaut haben. Dabei erfährt er von den prekären Arbeits- und Lebensbedingungen, sowie von ausbleibenden Lohnzahlungen. Das wenige Geld, das den Arbeiter:innen bleibt, reicht kaum für Essen und Verpflegung. Benjamin Best trifft auch die Familien und Hinterbliebenen von verstorbenen Gastarbeiter:innen. Deutlich wird im Podcast, dass das WM-Organisationskomitee versucht hat, die Recherchen von Best zu unterbinden. Im vergangenen Jahr gelang es dem Reporter dennoch, ein Exklusiv-Interview mit einem Whistleblower aus dem Organisationskomitee zu führen.
Benjamin Best erhielt für seine Berichterstattung über Katar bereits mehrere Preise. Er wurde mit dem „Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien“ der Medienstiftung Leipzig und als „Journalist des Jahres“ durch das Medium Magazin ausgezeichnet.
2. Dokumentation „Geld. Macht. Katar“
Einst wenig bekannt, ja nahezu unbedeutend ist das Emirat Katar mit seinen unfruchtbaren Landstrichen und seinen wenigen Staatsbürger:innen. Doch dann entdeckt das Land das enorme Erdgasvorkommen, das den Staat innerhalb weniger Jahrzehnte in einen Global Player verwandelt. Über viele Monate recherchierte ein Reporterteam der ARD-Politikmagazine „Kontraste“ und „report München“ gemeinsam mit der Wochenzeitung „Die Zeit“. Für ihre Doku sprachen sie mit Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und Sport.
Die Doku ist bis zum 22.09.23 in der ARD Mediathek verfügbar.
Podcast „Geld Macht Katar“
Acht Folgen à 30-40 Minuten in deutscher Sprache
Im gleichnamigen Podcast widmen sich die Reporter:innen von Die ZEIT und ARD den wichtigsten Fragen zur WM. Wie konnte das Land so mächtig werden? Wie setzt es seinen enormen Reichtum ein? Wie ergeht es den Arbeitsmigrant:innen?
Zu Beginn der Podcast-Reihe schildern Pune Djalilevand, Yassin Musharbash und Benedikt Nabben von rbb und Die ZEIT ihre Eindrücke, die sie bei ihrer Reise nach Doha sammeln konnten. Sie thematisieren, wie das arabische Land durch die WM versucht das eigene Image aufzupolieren. Ein wichtiges Stichwort hierbei ist „Sportwashing“. Die dritte Folge wirft einen Blick auf die Wirtschaft des Landes. Dabei wird deutlich, in welche Unternehmen es sich als großer Investor einkauft und welche Rolle Deutschland dabei spielt. Die Podcast-Macher:innen berichten darüber, wie der katarische Staat mit seiner wichtigsten Ressource und Grundlage aller Macht und Reichtum umgeht: dem Gas. Darüber hinaus sprechen die Reporter:innen über ein weiteres großes Machtinstrument des Landes – den Nachrichtensender Al Jazeera, der dort 1996 gegründet wurde. Auch die geopolitischen Handlungen, sich beispielsweise als Friedensstifter und Vermittler zu präsentieren, werden im Podcast thematisiert. Der arabische Wüstenstaat ist außerdem mit Vorwürfen konfrontiert, terroristische Vereinigungen und islamistische Bewegungen zu finanzieren. Das Team befasst sich darüber hinaus mit den Menschenrechtsbedingungen, die das arabische Land mit Füßen tritt.
Die achtteilige Podcast-Serie „Geld Macht Katar“ ist der erste Podcast, den ARD und Die ZEIT in Kooperation entwickelt haben. Er ist in der ARD Audiothek, auf ZEIT ONLINE und bei weiteren Podcast-Anbietern (z. B. Spotify) zu hören.