Auch 2020 werden wieder viele Dokumentarfilmpreise bei der Berlinale vergeben. Die 21 Nominierungen sind schon bekannt, sogar im Wettbewerb ist mit »Irradiés« (Rithy Panh) ein ausgewählter Film des Genres vertreten.
Auszeichnung für den besten Dokumentarfilm mit neuem Preisstifter
Die sächsische Uhrenmanufaktur Glashütte stiftete die letzten drei Jahre einen speziellen Dokumentarfilmpreis, der mit 50.000 Euro dotiert war. Neben der Lola war dies bundesweit der höchstdotierte Preis für den Dokumentarfilm. Nominiert waren dafür Produktionen aus allen Sektionen, darunter die Preisträger*innen mit sehr politischen Filmen.
Die besondere Auszeichnung für den Besten Dokumentarfilm wird auch dieses Jahr wieder verliehen, und zwar am 29.02.2020. Allerdings wurde die Zusammenarbeit mit Glashütte ohne nähere Angaben beendet. Gestiftet wird er dieses Jahr mit einer Dotierung von 40.000 Euro vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb).
»Unsere langjährige Beziehung mit der Berlinale zeichnet sich besonders durch die inhaltliche Nähe unseres Senders zu den Themen des Festivals aus. Wir freuen uns daher außerordentlich, die Berlinale mit rbb media als Co-Partner zu unterstützen und mit dem rbb als Preisstifter des Berlinale Dokumentarfilmpreises auch eine ganz besondere Filmform aktiv zu fördern«, so Patricia Schlesinger, Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg. Dem rbb ist der Dokumentarfilm wichtig, was auch seine Beteiligung an der Finanzierung von Dokumentarfilmen für Kino und Fernsehen deutlich macht. Er hat sein Engagement für dieses Genre in den letzten Jahren verstärkt.
Die Auszeichnung wird im Rahmen der offiziellen Preisverleihung vergeben. Das Preisgeld teilen sich Regisseur*in und Produzent*in des Preisträgerfilms.
Die Verleihung des Dokumentarfilmpreises findet am 29.02.2020 statt
Rund 21 aktuelle Dokumentarbeiträge aus den Sektionen Wettbewerb, Encounters, Panorama, Forum, Generation, Berlinale Special und Perspektive Deutsches Kino sind für den Berlinale Dokumentarfilmpreis nominiert. Über die Preise entscheidet eine dreiköpfige Jury. Diese besteht aus:
der kanadischen Filmemacherin Alanis Obomsawin, dem deutschen Dokumentarfilmer Gerd Kroske, der französisch/amerikanischen Filmemacherin und Kuratorin Marie Losier (v. l. n. r.).
Die nominierten Dokumentarfilme bei der 70. Berlinale
Wettbewerb
- Irradiés (Irradiated) (Frankreich / Kambodscha) von Rithy Panh
Berlinale Special
- The American Sector (USA) von Courtney Stephens, Pacho Velez
- Speer Goes to Hollywood (Israel) von Vanessa Lapa
- Yi Zhi You Dao Hai Shui Bian Lan (Swimming Out Till The Sea Turns Blue) (Volksrepublik China) von Jia Zhang-Ke
Encounters
- A metamorfose dos pássaros (The Metamorphosis of Birds) (Portugal) von Catarina Vasconcelos
- Gunda (Norwegen / USA) von Victor Kossakovsky
Panorama
- Always Amber (Schweden) von Lia Hietala, Hannah Reinikainen
- Aufzeichnungen aus der Unterwelt (Notes from the Underworld) (Österreich) von Tizza Covi, Rainer Frimmel
- Days of Cannibalism (Frankreich / Südafrika / Niederlande) von Teboho Edkins
- Jetzt oder morgen (Running on Empty) (Österreich) von Lisa Weber
- O Reflexo do Lago (Amazon Mirror) (Brasilien) von Fernando Segtowick
- Petite fille (Little Girl) (Frankreich) von Sébastien Lifshitz
Forum
- Anunciaron tormenta (A Storm Was Coming) (Spanien) von Javier Fernández Vázquez
- Grève ou crève (Strike or Die) (Frankreich) von Jonathan Rescigno
- La casa dell’amore (The House of Love) (Italien) von Luca Ferri
- Medium (Argentinien) von Edgardo Cozarinsky
- Responsabilidad empresarial (Corporate Accountability) (Argentinien) von Jonathan Perel
- Victoria (Belgien) von Sofie Benoot, Liesbeth De Ceulaer, Isabelle Tollenaere
Generation
- Perro (Deutschland) von Lin Sternal
Perspektive Deutsches Kino
- Automotive (Deutschland) von Jonas Heldt
- Walchensee Forever (Deutschland) von Janna Ji Wonders
Preis der Deutschen Filmkritik
Am 24. Februar wird auf der Berlinale ebenfalls der Preis der Deutschen Filmkritik vergeben. Die Nominierten dieses Jahr in der Rubrik Bester Dokumentarfilm sind:
- Barstow, California
- Havelland Fontane
- Heimat ist ein Raum aus Zeit
- Island Of The Hungry Ghosts
- Searching for Eva
Die Gewinner*innen der letzten drei Jahre
| 2019 Talking about Trees von Suhaib Gasmelbari über das sudanesische Kino und den schwierigen Versuch von Filmemachern, ein Kino wiederzueröffnen, um ihre Filme zeigen zu können.
| 2018 Waldheims Walzer von Ruth Beckermann über den ehemaligen österreichischen Bundespräsidenten und seinem Umgang mit der NS-Vergangenheit.
| 2017 Ghost Hunting von Raed Adoni, in dem Palästinenser von ihren Foltern und Verhören in einem berüchtigten israelischen Gefängnis berichteten und die Geschehnisse nachspielten.
(Anna Leippe | Annika Weißhaar) aktualisiert am 25.02.2020