Alice Schwarzer – Die streitbare Feministin wird 80
Am 3.12.2022 wird Alice Schwarzer 80 Jahre alt. Arte und die ARD widmen der Gründerin der Zeitschrift EMMA und streitbaren Feministin Doku-Porträts in Erstausstrahlung sowie ein Biopic. Die ARD-Produktionen sind bereits in der Mediathek verfügbar.
Alice Schwarzer ist Journalistin, Autorin, Verlegerin und Chefredakteurin der von ihr 1977 gegründeten Frauenzeitschrift „EMMA – das feministische Magazin“. Seit über 50 Jahren schafft sie es, feministische Themen und Anliegen in die Mitte der Gesellschaft zu manövrieren. Gleichzeitig polemisiert sie gegen Minderheiten, beispielsweise gegen trans* Personen.
Alice Schwarzer – Kontroversen
In einem Beitrag der Sendung titel tesen temperamente ttt vertritt sie die Meinung, dass trans* Menschen lediglich wütend über die klassischen Geschlechterrollen seien. Eine These, die auch „Transsexualität: Was ist eine Frau? Was ist ein Mann? – Eine Streitschrift“ von Alice Schwarzer und Chantal Louis transportiert. Der Lesben- und Schwulenverband hat eine ausführliche Kritik zum Werk verfasst.
Auch ihre Haltung in Bezug auf den Ukraine-Krieg wird in den Medien und in der Gesellschaft diskutiert. Sie gehört zu den Verfasser:innen und Unterzeichner:innen des Offenen Briefs an Bundeskanzler Olaf Scholz. Bei „Maischberger” spricht sie sich erneut gegen die Waffenlieferungen aus. Diese verlängerten ihrer Meinung nach den Krieg nur anstatt zu helfen. Stattdessen solle sich Deutschland für schnelle Verhandlungen einsetzen.
4.12.2022, 22:10 Uhr, Arte: „Alice Schwarzer: Sie kam und blieb“ (Erstausstrahlung)
1975 erlangt Alice Schwarzer mit ihrem in zwölf Sprachen übersetzten Buch „Der kleine Unterschied und seine großen Folgen“ weltweite Bekanntheit. Dieses ist damals ein Skandal – denn in dem Best- und Longseller berichten Frauen so offen über ihr Sexualleben und sich selbst, wie selten zuvor. Schwarzer setzt sich in den 70ern darüber hinaus für die Legalisierung von Abtreibung in Deutschland ein. Als politische Korrespondentin in Paris wird Schwarzer zu einer Wegbereiterin des „Mouvement de la libération des femmes“ (MLF). Seit über 50 Jahren engagiert sich die MLF beispielsweise für das Recht auf körperliche Unversehrtheit von Frauen. Schwarzers Unterhaltungen mit Simone de Beauvoir (1971-1983) erscheinen als Buch in mehreren Sprachen.
Fernsehfassung des Kinofilms
„Alice Schwarzer“ ist ein Kinodokumentarfilm von Sabine Derflinger, der in Koproduktion von ORF und ZDF/ARTE entstand. Seine Welturaufführung feierte er im Frühjahr 2022 bei der Diagonale in Graz, wo er mit dem Großen Diagonale-Preis für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde. Arte zeigt die 52-minütige Fernsehfassung unter dem Titel „Alice Schwarzer: Sie kam und blieb“. Derflinger nutzt darin Zeitdokumente und Interviews, um die Lebensgeschichte einer Frau zu erzählen, die seit jeher polarisiert. Zu Wort kommen Wegbegleiter:innen wie Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein und Philosophin Elisabeth Badinter.
„Alice Schwarzer: Sie kam und blieb“ ist bis zum 02.01.2023 in der Arte Mediathek verfügbar.
ARD Mediathek „Die Streitbare – Wer hat Angst vor Alice Schwarzer?“ (Erstausstrahlung am 30.11.2022)
„Ich glaube die große Leistung von Alice Schwarzer ist, dass sie als erste Frau beständig über Jahrzehnte genervt hat“, so Sophie Passmann in der ARD-Doku über die streitbare Feministin. Schwarzer ist wohl die prominenteste und gleichzeitig ambivalenteste Figur der deutschen Frauenbewegung. Kaum von der Hand zu weisen ist, dass sie seit 50 Jahren für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern kämpft. Doch sie ist auch eine kontrovers diskutierte Persönlichkeit. Themen, mit denen sie aneckt, sind beispielsweise Transsexualität, der Ukraine-Krieg oder das religiös motivierte Tragen von Kopftüchern.
„Es gab eine Zeit, in der sie aufgehört hat Offenheit zu zeigen, und auch zu sehen, wie sich die Gesellschaft geändert hat. Und sie hat diese Änderung leider auch nicht mitgemacht“, sagt die Politologin und Autorin Emilia Roig. Die Doku „Die Streitbare – Wer hat Angst vor Alice Schwarzer?“ von Regisseurin Tita von Hardenberg (eine Produktion von Kobalt im Auftrag von rbb und WDR) fragt nach weiteren Gründen, weshalb das Gros der Feminist:innen heute nicht mehr an der Seite von Alice Schwarzer kämpft. Die Doku flankiert das zweiteilige Biopic „Alice“, das die jungen Jahre Schwarzers bis zur Gründung der EMMA illustriert (noch bis 30.05.2023 in der ARD Mediathek).