70. Berlinale bleibt politisch. Die Eröffnungsfeier
Bei der gestrigen Feier der 70. Berlinale wurde das Festival eröffnet und an die Rolle seiner Geschichte zurückerinnert. Klar ist: Die Berlinale bleibt in ihrem Kurs politisch.
Revue des Festivals
Zur Eröffnung der Berlinale wurde an das 70jährige Jubiläum und die bewegten Zeiten der Filmfestspiele erinnert, die immer auch ein Schaufenster für die politische Situation der deutschen Gesellschaft war. Das Festival wurde bewusst gegründet, um dem kommunistischen Ostteil ein internationales und offenes Kulturereignis entgegenzustellen. Denn Westberlin lag als Insel in der DDR. Die Festivalgeschichte hatte immer auch Eklats, die durch politische Filme und Stellungnahmen augelöst wurden. Um nur zwei Beispiele zu nennen: der Anti-Vietnamkriegsfilm »The Deer Hunter« (1978) oder »Stammheim« (1986), der sogar einen Bären gewann. Die Jurypräsidentin distanzierte sich von dieser Entscheidung. Die Berlinale war durch ihr politisches Programm prädestiniert, zu provozieren und Reaktionen hervor zu rufen.
Festivalleitung plädiert für demokratische Werte
Vom diesjährigen Programm kann man sagen, dass es die politische Ausrichtung weiterverfolgt, mit dem sich das Festival positioniert hat im internationalen Vergleich. Dass die neue Berlinale-Leitung mit Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian daran festhalten werden, machten sie gleich bei der Eröffnung deutlich. Sie betonten die Berlinale stehe für Freiheit, für Toleranz, Respekt, Offenheit und Gastfreundschaft. Das Festival stelle sich gegen Gewalt und Rassismus. Deshalb forderten sie die Besucherinnen und Besucher der Eröffnung im restlos ausgebuchten Berlinale Palast für eine Schweigeminute auf für die Opfer das rassistisch-motivierten Anschlags in Hanau mit neun Toten in der Nacht zuvor.
Standing Ovations gegen Rechtsextremismus
Prof. Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, griff dies Thema in ihrer Rede ebenfalls auf und verband es mit einem Appell, dass es rechtsextremitischen Terrorismus in Deutschland und Angst nie mehr geben dürfe. Das Publikum reagierte darauf mit Standing Ovations. Sie erinnerte auch an die kürzlich bekannt gewordene Verstrickungen in die NS-Filmpolitik durch den ersten Leiter der Berlinale Alfred Bauer, die nun wissenschaftlich aufgearbeitet wird. Und sie erinnerte an Marlene Dietrich, die nach 1945 nicht mehr warm geworden wäre mit einem Deutschland mit NS-Vergangenheit.
Auch Berlins Oberbürgermeister Michael Müller nahm klar Stellungen gegen den Anschlag in Hanau. Von daher bewies die Berlinale schon bei ihrer Eröffnung, die eigentlich dem Jubiläum gewidmet sein sollte, ihre politische Verantwortung.
Die Übertragung der kompletten Eröffnungsgala finden Sie hier.
aktualisiert am 21.02.2020