»Der Krieg in mir« von Sebastian Heinzel
4.3.2020, 19.30 Uhr, Kino Caligari Ludwigsburg
Kartenreservierung: www.kinokult.de
Im Wehrmachtsarchiv erfährt der Regisseur Sebastian Heinzel, dass sein Großvater im Zweiten Weltkrieg in Weißrussland gekämpft hat. Seiner Familie hat er nie davon erzählt. Zusammen mit seinem Vater reist er an jene Orte, an denen sein Großvater stationiert war und findet eine erstaunliche Erklärung für die Kriegsträume, die ihn seit Jahren verfolgen. Und plötzlich wird ihm auch klar, warum er sich immer so für Osteuropa interessiert hat. Dies geht einigen der Enkelgeneration ähnlich, wie Sabine Bode in ihren Büchern aufgezeigt hat.
Die Auseinandersetzung mit der familiären Vergangenheit bringt beide einander näher. Sie brechen das Schweigen, das die Familie lange Zeit prägte. So zeigt der Film auch, wie sich vererbte Konflikte in einer Familiengeschichte überwinden lassen und Veränderungen möglich werden. In Gesprächen mit Wissenschaftlern, Historikern, Therapeuten und Autoren erforscht der Regisseur, wie einschneidende kollektive Erfahrungen wie Flucht, Vertreibung und Völkermord bis in die zweite und dritte Generation weitergegeben werden.
Neue Forschungen aus der Epigenetik geben Hinweise darauf, dass enorme Stresserlebnisse das Erbgut verändern. Es sind bahnbrechende Erkenntnisse, die deutlich machen, dass Nachfahren tatsächlich ein Erbe auf ihren Schultern tragen – oftmals ohne sich dessen bewusst zu sein.
Vor dem aktuellen Hintergrund globaler Flüchtlingsströme und internationaler Spannungen beschreibt der Film die langfristigen Folgen des Krieges und unsere Aufgabe, sich damit auseinanderzusetzen. Nur so können Heilung und Versöhnung geschehen.
Neben den Interviews mit den Expertinnen und Experten und den dokumentarischen Aufnahmen der Reise wählt Sebastian Heinzel das Stilmittel der Animation, beispielsweise um seine Alpträume zu visualisieren. Außerdem beteiligt er sich in der Uniform eines deutschen Soldaten an der Re-Inszenierung des Zweiten Weltkriegs in der Ukraine. Inzwischen hat er auch ein Buch zum Film veröffentlicht, in dem er die Details vertiefen kann.
„Dieser Dokumentarfilm kann sehr viel Bewusstsein dafür schaffen, wie desaströs Kriege sind – nicht nur, was sie mit den Soldaten und der Zivilbevölkerung machen, sondern wie sie auch die Kinder- und Enkelgeneration in diese schmerzhaften Traumata hineinziehen. Eine mutige und authentische Auseinandersetzung mit einem äußerst wichtigen Thema unserer Zeit. Der Film arbeitet auch in mir weiter. Es lohnt sich, ihn anzuschauen.” Prof. Dr. Franz Ruppert, Professor für Psychologie, Psychotraumatherapeut, Autor
Bei unserem Branchentreff DOKVILLE 2019 war Sebastian Heinzel und sein Team ebenfalls zu Gast. Den Rückblick dazu lesen Sie hier.
Im Anschluss Filmgespräch mit dem Regisseur Sebastian Heinzel und Kay Hoffmann (Haus des Dokumentarfilms).