DOK Premiere von »Der Krieg in mir« im ausverkauften Caligari-Kino in Ludwigsburg. Der Film feierte am Mittwochabend seine Kinopremiere in Anwesenheit des Regisseurs Sebastian Heinzel und dessen Vater Klaus Heinzel. Moderiert wurde das Filmgespräch von Astrid Beyer, Kuratorin im Haus des Dokumentarfilms.
Vater und Sohn kamen sich über das Projekt näher
Das neueste Projekt des Regisseurs Sebastian Heinzel ist das Ergebnis einer sechsjährigen Reise, die ihn von seiner idyllischen Heimat im Schwarzwald über Zürich bis nach Weißrussland führte und dabei sowohl Anfang als auch Ende im Saal des Caligari-Kinos in Ludwigsburg findet. Hier hat er nicht nur vor Jahren das Abschlussprojekt seines Regiestudiums an der Filmakademie Baden-Württemberg präsentiert – damals noch vor der kleinen Gruppe seiner Kommilitonen – sondern auch Test-Screenings seiner ersten Version von »Der Krieg in mir« veranstaltet.
Dieser Film findet nun seinen Weg in die deutsche Kinowelt. Bei diesem Schritt begleitet ihn sein Vater, der stets ein wichtiger Teil des Projektes und auch bei der DOK-Premiere anwesend war.
Traumaerfahrungen in Familiengeschichten
»Der Krieg in mir« konfrontiert die Zuschauer mit Heinzels Träumen eines Krieges, in dem seine Großväter kämpften und der aufgrund von Erzählungen zu seinem unsichtbaren Begleiter wurde, der sein Wesen (mit-)prägte. Unterstützt wird Heinzel bei der Bewältigung seiner Träume von Biologen und Therapeuten, die untersuchen, inwiefern das Trauma unserer Eltern und Großeltern durch Verhalten, Genetik und Habitus an jüngere Generationen weitergereicht werden kann. Wichtig ist hier vor allem auch die Frage, inwieweit ein vererbtes Trauma mit dem Gefühl von Schuld einhergehen kann. Denn wofür soll eine nicht beteiligte Generation Schuld empfinden?
Über Gespräche mit Zeitzeugen findet Heinzel Antworten darauf, was im Krieg erlebt wurde. Sie berichten von ihren Erfahrungen mit deutschen Soldaten und erzählen dabei sowohl von guten als auch schlechten Situationen, sodass ein komplexes Bildnis aus Schuld und Leid, Gemeinschaft und Vergeben entsteht.
Das Buch zum Film
Die Brisanz und der Lebensweltbezug von »Der Krieg in mir« zeigen sich hier vor allem auch in den Reaktionen des Publikums bei der DOK-Premiere, denn Heinzels Träume sind keine Einzelfälle. Viele seiner Zuschauer tauschen sich beim anschließenden Premierensekt aus. Sie diskutieren eigene Erinnerungen und Erfahrungen und finden sich in der Filmgeschichte wieder.
Sebastian Heinzel hat auch ein Buch, mit demselben Titel, zu dem Film geschrieben. Darin vertieft er Gedanken und Erfahrungen, die im Film keinen Raum fanden und geht näher auf neue Erkenntnisse aus der Traumaforschung und der Epigenetik ein. Es ist sein erstes Buch, ist pünktlich zum Filmstart im Verlag J. Kamphausen erschienen und findet am Premierenabend sehr guten Absatz. Dass Sebastian Heinzel in Film und Buch ein wichtiges Thema anspricht, zeigt sich auch daran, dass er häufig zu Veranstaltungen psychologischer Gesellschaften eingeladen wird.
Der Film regt zu Gesprächen an
»Der Krieg in mir« stellt nicht nur die Aufarbeitung einer Thematik dar, die als vererbtes Trauma einen Großteil der Gesellschaft betrifft und eine Auseinandersetzung damit erlaubt, sondern auch ein großes Kinoerlebnis, das hoffentlich viele Zuschauer erreichen wird.
(Mara Spieß | Astrid Beyer)