Deutsche Waffen sind weltweit ein tödlicher Exportschlager. Dem illegalen Waffenhandel widmet sich nun ein ARD-Themenabend am 1. April 2020. Um 20:30 Uhr zeigt das Erste den investigativen Spielfilm »Meister des Todes 2« von Daniel Harrich und anschließend die SWR-Dokumentation »Tödliche Exporte – Rüstungsmanager vor Gericht«.
Der erste ARD-Themenabend über Waffenexporte liegt fünf Jahre zurück und wurde anschließend für besondere journalistische Leistungen und die Nachhaltigkeit der Recherche mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Seitdem wurden mehrere Gerichtsverfahren gegen deutsche Waffenhersteller eröffnet, darunter langjährige Ermittlungen und Strafprozesse gegen die verantwortlichen Manager und Geschäftsführer der Firma Heckler & Koch in Stuttgart.
ARD-Themenabend »Waffenhandel« am 1. April 2020
»Regisseur Daniel Harrich und unsere Dokumentarredaktion haben diese Verfahren sehr genau beobachtet«, führt Manfred Hattendorf von der Redaktion Fernsehfilm aus.
Daniel Harrich betont mit Blick auf diesen gerichtlichen »Lackmustest der Kriegswaffenexportkontrolle«: »Entgegen unserer Hoffnungen und Erwartungen zeigen unsere aktuellen Recherchen gerade eine erstaunliche Entwicklung: Strafrechtliche Verfahren in Deutschland scheinen bisher kaum abschreckend gewirkt zu haben. Ganz im Gegenteil. Unser Themenabend wird sich damit beschäftigen, wie deutsche Waffenproduzenten weiterhin weltweit ihre Deals betreiben. Nicht nur das illegale Geschäft boomt, auch die legalen Geschäfte – und die Bundesregierung genehmigt Rekordwerte an Waffenexporten.«
Legale und illegale Waffengeschäfte boomen
Die Zahl der Exportgenehmigungen für Rüstungsgüter hat laut Thomas Reutter, Redaktion Doku, einen neuen Höchststand erreicht. Im Vergleich zum Vorjahr habe es 2019 eine Steigerung von mindestens 65 Prozent gegeben, mit genehmigten Rüstungsexporten im Wert von fast acht Milliarden Euro. Zu den wichtigsten Empfängern zählten ausgerechnet Krisengebiete und Staaten, in denen die Menschenrechte verletzt werden. »Wie kann da die Bundesregierung in diese Länder Waffenlieferungen genehmigen und gleichzeitig von einer »restriktiven Rüstungsexportpolitik« sprechen?«, so Reuter.
Worum geht’s in »Meister des Todes 2«
»Meister des Todes 2« ist die Fortführung des gleichnamigen investigativen Spielfilms von Daniel Harrich über die illegalen Exporte eines Rüstungsunternehmens, dessen Protagonisten nun vor Gericht stehen. »Der wichtigste Motor sind die dramatischen Konflikte der Personen, die in der Geschichte aufeinanderprallen«, so Manfred Hattendorf von der Redaktion Fernsehfilm. Daher sei das Gerichtsdrama zugleich eine Reise nach innen.
Zum Inhalt: Alex Stengele (Heiner Lauterbach), Vertriebsleiter Vertriebsleiter Mittel- und Südamerika der fiktiven Rüstungsexportfirma HSW, will auspacken. Während einerseits im Gerichtssaal um Indizien, die Deutungshoheit und die »Systemrelevanz« des Unternehmens gestritten wird, werden auf der zweiten Ebene Menschen in Mexiko mit deutschen Waffen brutal niedergemetzelt.
Filmische Anmutung und Besetzung
»Daniel Harrich ist wieder ein aufrüttelnder Film gelungen, der einmal mehr von sehr eindringlichen Fakten inspiriert ist«, freut sich Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen. Die filmische Aufbereitung stellt elegante, zum Teil opulente Kamerafahrten in Deutschland neben dokumentarische Handkamera-Aufnahmen in Mexiko. Auch das Licht-, Farb-, Szenenbild- und Kostümkonzept unterscheidet sich laut Regisseur deutlich. »Dabei ist das Visuelle keine L’art-pour-l’art-Spielerei, sondern inhaltliche Konsequenz«, so Harrich, der ebenfalls die sich anschließende Dokumentation »Tödliche Exporte – Rüstungsmanager vor Gericht« verantwortet.
Besetzt ist »Meister des Todes 2« mit deutschen Schauspielgrößen wie Veronica Ferres, Heiner Lauterbach, Axel Milberg und Désirée Nosbusch. Der Spielfilm wurde von SWR, ARD Degeto, rbb und SR koproduziert.
»Meister des Todes 2« läuft am Mi, den 1. April 2020, um 20:30 Uhr in der ARD. Danach online verfügbar.
Teil 1 ist ebenfalls in der Mediathek vertreten.
Doku zum Fernsehfilm: »Tödliche Exporte – Rüstungsmanager vor Gericht«
Im Anschluss an »Meister des Todes 2« zeigt das Erste »Tödliche Exporte – Rüstungsmanager vor Gericht« und damit die Wirklichkeit hinter der filmischen Fiktion. Die SWR-Doku von Daniel Harrich beleuchtet einen der wichtigsten Gerichtsprozesse um Exporte deutscher Kriegswaffen. Der Vorwurf: »bandenmäßige« illegale Exporte von Kriegswaffen. Die Geschäftsführer von Heckler & Koch wurden freigesprochen, eine Sekretärin verurteilt. Nun steht am Bundesgerichtshof die Revision gegen das Stuttgarter Urteil an.
Daniel Harrich führt aus: »Die Dokumentation beschäftigt sich damit, was im Hintergrund der Strafprozesse stattgefunden hat, und stößt auf einen neuen, bislang unbekannten Fall mutmaßlich illegaler Waffendeals. Ob neue Strafprozesse folgen, möchte ich nicht ausschließen.« Und er ergänzt: »Wir wollen mit dem Themenabend einen politisch-gesellschaftlichen Denkanstoß setzen.« Es bleibt zu hoffen, dass dies gelingt.
Die SWR-Dokumentation »Tödliche Exporte – Rüstungsmanager vor Gericht« läuft am Mi, den 1. April 2020, um 22:05 Uhr in der ARD. Danach online verfügbar.
Hinweis: Der ARD-Themenabend “Waffenhandel” stammt aus der redaktionellen Feder des SWR. Der Spielfilm wurde von SWR, ARD Degeto, rbb und SR koproduziert, die Dokumentation allein vom SWR.
Der Artikel wurde am 1.4.2020 hinsichtlich der Ausstrahlungstermine im linearen Fernsehen aktualisiert. Grund ist eine kurzfristige Programmverschiebung wegen einer 15-minütigen Corona-Sondersendung in der ARD.
(Elisa Reznicek mit Material der ARD)