DOK Leipzig: Neue Goldene Taube für langen Animationsfilm
Im Herbst wird beim Internationalen Festival für Dokumentar- und Animationsfilm in Leipzig (8.-15.10.2023) zum ersten Mal eine Goldene Taube für einen langen Animationsfilm vergeben. Damit verbunden ist eine Umstrukturierung der Wettbewerbe.
Damit setzt Festivalleiter Christoph Terhechte sein bereits 2020 angekündigtes Vorhaben in die Tat um, dem langen Animationsfilm bei DOK Leipzig eine neue Plattform zu bieten. „Dann kam die Pandemie und wir mussten alle Veränderungspläne einstellen. Es bedarf einiges an Recherchen, einen solchen Animationswettbewerb auf die Beine zu stellen“, sagt Terhechte im Gespräch mit Kay Hoffmann vom Haus des Dokumentarfilms (HDF).
Umstrukturierung der Wettbewerbe
Bis 2015 gab es für Animationsfilme einen eigenen Wettbewerb, in dem eine Goldene und eine Silberne Taube vergeben wurden – aber dort liefen nur Kurzfilme. Jetzt werden ebenso lange Animationsfilme ausgezeichnet. Die beiden Gattungen Dokumentarfilm und Animationsfilm nach Leipzig zu holen ist ein Alleinstellungsmerkmal des Festivals.
„Anlässlich dieser Änderung haben wir jetzt die drei Wettbewerbe mit Fachjuries so umstrukturiert, dass sie für Filme aller Längen offen sind. Also sowohl der Internationale Wettbewerb Dokumentarfilm als auch der Deutsche Wettbewerb Dokumentarfilm und der Internationale Wettbewerb Animationsfilm stehen offen für Filme von einer Sekunde bis zu zehn Stunden – theoretisch. Das ist neu“, so Terhechte gegenüber dem HDF. Hinzu wird es weiterhin den Publikumswettbewerb als viertes Standbein geben.
Dem langen Animationsfilm eine Chance geben
Der neue Preis soll mit mindestens 3.000 € dotiert sein, aber ein Preisstifter ist dafür noch nicht gefunden. „Der Grund, dass wir den längeren Animationsfilm in die Wettbewerbsstruktur nehmen ist, dass wir in den letzten Jahren das Gefühl hatten, dass wir ein wundervolles Angebot an künstlerisch wertvollen Animationsfilmen haben, die wir nicht unterbringen konnten“, erläutert Terhechte die neuen Pläne. Er will dem langen Animationsfilm mit einer Länge von über 40 Minuten beim Festival eine Plattform bieten und die Animationsfilmbranche stärker an Leipzig binden.
Künstlerische Auseinandersetzungen mit der Wirklichkeit
Welche langen Animationsfilme kommen für DOK Leipzig in Frage? Dazu hat der Festivalleiter genaue Vorstellungen: „Wir haben mit dem Eröffnungsfilm ‚No Dogs or Italiens Allowed‘ von Alain Ughetto 2022 durchaus Zeichen gesetzt. Worauf es mir ankommt ist, dass wir nicht den eskapistischen Animationsfilm zeigen wollen und auch nicht den reinen Kinderfilm, sondern Filme, die eine künstlerische Note mitbringen und die für ein Publikum aller Altersstufen geeignet sind oder auch nur für Erwachsene. Die Animationsfilme sollen eine eigene Handschrift haben und eine Haltung mitbringen. Im Idealfall sollen sie kein ‚l’art pour l’art‘ machen, sondern sich mit der Wirklichkeit beschäftigen, wie etwa ‚My Love Affair with Marriage‘ von Signe Baumane. Sie ist eine gestandene Meisterin des Animationsfilms und erzählt in diesem Film mit einem spezifisch künstlerischen Charakter ihre autobiografische Geschichte.“
https://youtu.be/Ak1-0pka4c4
AnimaDok und mehr
Früher gab es in Leipzig das Filmprogramm „AnimaDok“. Mit dem neuen Konzept sollen Filme gestärkt werden, die zwischen Animation und Dokumentarischem changieren. „Wir hoffen auf eine möglichst große Zahl an Einreichungen, die diesem Charakteristikum entsprechen, aber nicht ausschließlich. Wir sind offen für Produktionen, die keine Animadok sind. Da gibt es ganz großartige Beispiele von Animationsfilmen, die einen wirklichen Kern haben. Diese Filme wollen wir nach Leipzig holen“, präzisiert Christoph Terhechte das Ziel der Neuausrichtung.
Gewinner haben Chance auf Oscar-Nominierung
Der Leipziger Gewinnerfilm der Goldenen Taube für den kurzen Animationsfilm sowie die Goldenen Tauben im Wettbewerb Dokumentarfilm (kurz und lang) qualifizieren sich weiterhin für die Nominierung der jährlich vergebenen Academy Awards, vorausgesetzt sie erfüllen die Vorgaben der Academy.