Seit Ende Mai findet der Kulturwasen Stuttgart statt. Das Gelände des Cannstatter Wasens wurde dafür in ein großes Autokino umgebaut. In den kommenden Tagen wird dort ein spannendes Programm geboten, bei dem das Haus des Dokumentarfilms eine Auswahl sehenswerter Dokumentarfilme präsentiert.
Mehr als 500 Autos haben Platz auf dem Gelände des Kulturwasens Stuttgart. Vor einer großen LED-Leinwand erwartet die Besucher*innen des Autokinos ein vielfältiges Liveprogramm mit Konzerten, Oper, Comedy und einer Filmauswahl des Stuttgarter Arthaus-Betreibers Peter Erasmus. Das Haus des Dokumentarfilms ist Partner für die Dokumentarfilme im Programm, für die vor allem herausragende Musikdokumentationen vorgeschlagen wurden.
Den Auftakt beim Kulturwasen Stuttgart macht „Rammstein Paris“
Am Freitag, den 19. Juni, um 22 Uhr läuft „Rammstein Paris“ von Jonas Åkerlund. Er hat 2012 zwei legendäre Konzerte in Paris aufgenommen und aus diesem Material den spektakulären Dokumentarfilm gestaltet, der als Meisterwerk des Musikkinos gilt. Die Energie von Rammstein kommt in Bild und Ton voll zum Tragen. Der Regisseur ist bekannt und berüchtigt für seine radikalen, stilbildenden Musikvideos (u. a. „Smack My Bitch Up“ von The Prodigy). Sein ganzes Können fließt im Konzertfilm „Rammstein Paris“ ein. Ziel ist es, das Publikum zu überwältigen und das Gefühl des Livekonzerts in das Medium Film zu übertragen, was in den gezeigten Songs bestens gelingt.
Dokumentarfilm über die Tournee der Toten Hosen
Am Samstag, den 20. Juni, präsentiert das Haus des Dokumentarfilms „Weil Du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour“ von Cordula Kablitz-Post. Los geht’s 22 Uhr. Der Dokumentarfilm begleitet die Toten Hosen 2018 auf ihrer Rekordtournee „Laune der Natour“, inklusive eines Abstechers nach Argentinien, wo sie seit 26 Jahren die enthusiastischsten und treuesten Fans außerhalb des deutschsprachigen Raums haben.
Neben ihren Auftritten gibt es Interviews mit der Band und ihren Tourbegleitern. Von daher erfährt man viel über ihre Geschichte, ihre Entwicklung und ihre Ansichten. Deutlich wird das Engagement der Band gegen Rechts. Zudem werden durchaus auch Rückschläge gezeigt. Nach einem Hörsturz von Campino muss die Tour fünf Wochen lang unterbrochen werden, was für alle Beteiligten eine besondere Herausforderung darstellt. Bei ihrem ersten Konzert danach in Stuttgart ist die Spannung förmlich greifbar. Kann Campino einen solchen Auftritt überhaupt wieder durchstehen?
Oscarprämierte Doku „Free Solo“ über Free-Climbing
Am Montag, den 22. Juni, um 21.15 Uhr, steht „Free Solo“ von Jimmy Chin und Elizabeth Chai Vasarhelyi auf dem Programm. Er hat 2019 einen Oscar gewonnen. Im Mittelpunkt steht der Freikletterer Alex Honnold, der ohne Seil und andere technische Hilfsmittel den 1.000 Meter hohen Granitfelsen El Capitan im Yosemite National Park bezwingt. Der Film zeigt die Vorbereitungen des waghalsigen Unternehmens, aber vor allem den Aufstieg. Dabei schafft er es, den Zuschauer*innen ein Gefühl für diese Herausforderung und für die Motivation des Extremsportlers zu vermitteln. In diesen Momenten an der Wand ist Alex Honnold dem Leben näher als zuvor, so scheint es. Es wird deutlich, dass absolute Perfektion für ein solches Unternehmen unabdingbar ist. Die Gefahr zu scheitern – abzustürzen – ist immer präsent. Das macht die Spannung des Films aus, der die Bezwingung des El Capitan in atemberaubenden Bildern einfängt.
Mit „Wildes Herz“ geht es musikalisch weiter
Am Dienstag, den 23. Juni, um 18.15 Uhr präsentiert das Haus des Dokumentarfilms „Wildes Herz“ von Charly Hübner über die Band Feine Sahne Fischfilet, „Monchi“ und ihren Kampf gegen Rechts. Jan Gorkow, der als „Monchi“ das Herz der Band ist, hatte es im Leben nicht ganz leicht. Als er mit Bekannten die Band Feine Sahne Fischfilet gründet, nimmt sein Leben eine Wende. Die Gruppe positioniert sich deutlich links und wird damit zum Objekt der Beobachtung, gleichermaßen vom Verfassungsschutz wie von Neonazis. „Wildes Herz“ macht allerdings deutlich: Hier spricht kein Loser, hier macht einer in seiner einfachen, oft auch vulgären Sprache eine klare Ansage! Zum Flüchtlingsstrom aus Syrien sagt der Sänger beispielsweise nur: „Wir lassen die doch nicht verrecken.“ So einfach, intelligent und richtig kann die Wahrheit sein.
Charly Hübner, den man vor allem als Schauspieler kennt, war bei der DOK Premiere des Films im Ludwigsburger Caligari zu Gast und diskutierte über eine Stunde mit dem begeisterten Publikum.
Weltreise mit dem Fahrrad in „Besser Welt als nie“
Am Mittwoch, den 1. Juli, um 20.45 Uhr geht es mit „Besser Welt als nie“ von Dennis Kailing mit dem Fahrrad um die Welt. Eine spezielle Expedition, die ihn zwei Jahre über 43.600 km durch 41 Länder auf sechs Kontinenten führt. Er dokumentiert seine Reise filmisch, fotografisch und schriftlich, um seine Geschichten mit allen abenteuerbedürftigen Menschen teilen zu können. Neben einem unterhaltsamen und beeindruckenden Dokumentarfilm entstand ein Buch mit spannenden und verrückten, teilweise bizarren Geschichten, und vielen Tipps und Infos für Radreise-Interessierte. Auch bei ihm geht es um die Frage, wie man sich jeden Morgen für die Anstrengungen des Tages motivieren kann. Auf dem Kulturwasen wird Dennis Kailing seinen Film persönlich vorstellen.
Tickets und Preise: Dokus im Autokino auf dem Kulturwasen
Die Vorführungen kosten pro Auto 24 Euro. Tickets müssen im Voraus über Homepage des Kulturwasen Stuttgart bestellt werden.
Programm und Anfangszeiten können sich kurzfristig ändern.