Grimme-Preis zeichnet herausragende deutschsprachige Fernsehproduktionen aus © Grimme-Institut

Grimme-Preis 2023 – das sind die Gewinner

Das Grimme-Institut hat am 21. März 2023 die Gewinner der 16 Grimme-Preise sowie drei Sonderpreise bekannt gegeben. Die feierliche Verleihung findet am 21. April 2023 im Marler Theater statt. 3sat überträgt zeitversetzt. In der Kategorie „Information & Kultur“ werden u. a. die Dokumentarfilme „Atomkraft Forever“ und „The Other Side of the River“ gewürdigt.

Preisträger der Kategorie „Information & Kultur“

Der Grimme-Preis gilt als einer der wichtigsten deutschen Fernsehpreise. Das Grimme-Institut, das 2023 seinen 50. Geburtstag feiert, freut sich „ein breites Spektrum an qualitativ hochwertigen Produktionen auszuzeichnen, die unser komplexes Heute auf so vorbildliche Art und Weise bearbeiten.“ Aus über 780 Einreichungen kamen schließlich 71 Produktionen in die Endauswahl. Bei „Information & Kultur“ können sich vier Produktionen sowie die rbb-Redaktion von „Kontraste“ über eine Auszeichnung freuen. Lisa Wandt, Silvio Duwe und Georg Heil bekommen für die „kontinuierlichen investigativen Recherchen zu Randthemen des Rechtsradikalismus“ einen Grimme-Preis für die Besondere Journalistische Leistung.

Grimme-Preis 2023 für „Atomkraft Forever“

Der 90-minütige Dokumentarfilm „Atomkraft Forever“ von Carsten Rau (PIER 53 Filmproduktion für SWR/NDR; Redaktion: Kai Henkel und Harald Kirchner) behandelt die unabsehbaren Folgen der Kernenergie und beleuchtet die verschiedenen Facetten des Atomausstiegs in Deutschland. In sechs miteinander verwobenen Episoden (Bildgestaltung: Andrzej Król) reicht das Spektrum vom Abriss eines Atomkraftwerks über die Suche nach einem Endlager bis hin zum Porträt von Menschen, die mit und von dieser Industrie leben.

Die Jury lobt, dass der Dokumentarfilm von Carsten Rau sachlich auf die oftmals ideologisch aufgeladene Debatte blickt und so gekonnt das Für und Wider herausarbeitet. „Das Nachdenken über den Traum vom sauberen Atomstrom überlässt der Film mit einer klaren Haltung dennoch seinem Publikum.“ SWR Intendant und ARD Vorsitzender Kai Gniffke gratuliert: „‚Atomkraft Forever’ zeigt, was ein Dokumentarfilm leisten kann: Scharfsinnig beleuchtet er ein Thema von aktueller Relevanz, macht Hintergründe nachvollziehbar und geht in die Tiefe.“

Filmplakat zu "Atomkraft Forever"

Grimme-Preis 2023 für „The Other Side of the River“

Antonia Kilians „The Other Side of the River“ (Doppelplusultra Filmproduktion/Pink Shadow Films/Greenlit Productions OY für ARTE; Redaktion: Erkko Lyytinen) wurde u. a. bereits mit dem VFF Dokumentarfilm-Produktionspreis beim DOKfest München, dem Deutschen Filmpreis 2022 als bester Dokumentarfilm sowie dem vom Haus des Dokumentarfilms dotierten Förderpreis im Rahmen des Deutschen Dokumentarfilmpreises 2022 ausgezeichnet.

Das Dokumentarfilm-Debüt von Antonia Kilian erzählt vom Freiheitskampf kurdischer Frauen, die sich bewaffneten Milizen anschließen. So auch die 19-jährige Hala, die einer arrangierten Ehe und ihrem konservativen Elternhaus in Manbidsch entkommt. Sie wird in Folge nicht nur an der Waffe, sondern auch in den radikal-feministischen Idealen der Bewegung ausgebildet.

Der deutsche Kinostart von „The Other Side Of The River“ war am 27.1.2022; die TV-Erstausstrahlung auf Arte am 3.10.2022. Frank Rother (Haus des Dokumentarfilms) hat mit Filmemacherin Antonia Kilian über den Dreh und ihre Beweggründe gesprochen.

Grimme-Preis 2023 für „Unrecht und Widerstand – Romani Rose und die Bürgerrechtsbewegung“

Peter Nestler zeigt in „Unrecht und Widerstand – Romani Rose und die Bürgerrechtsbewegung“ (strandfilm/Navigator Film für ZDF/3sat; Redaktion: Udo Bremer), wie sich Sinti und Roma gegen Angriffe und Gewalt behaupten. Zentral in Nestlers filmischer Beobachtung ist Romani Rose, seit 1982 Vorsitzender im Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, nebst Familie und Mitstreiter:innen. Neben umfangreichem Archivmaterial und der Einordnung durch Expert:innen bildet das Gespräch mit Romani Rose den wichtigsten Ankerpunkt. Darin berichtet der Bürgerrechtler von seiner Familiengeschichte, die zugleich exemplarisch für die Erfahrungen der Minderheit steht, und von dem Jahrzehnte währenden Kampf um Gerechtigkeit und Selbstbehauptung.

Grimme-Preis 2023 für „Die Story im Ersten: Leben nach Butscha – Trauma und Hoffnung“ 

Das Reportage-Format „Die Story im Ersten“ erhält ebenfalls einen Grimme-Preis 2023. Der 44-minütige Film von Mila Teshaieva und Marcus Lenz (Wildfilms für WDR; Redaktion: Nicole Ripperda und Britta Windhoff) zeigt das Grauen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, indem er den Menschen vor Ort eine Stimme gibt. Teshaieva und Lenz sind dafür in die wochenlangen besetzten Orte Borodjanka, Butscha und Irpin gereist.

Die Grimme-Jury urteilt über den „hochaktuellen, konzentrierten, sensiblen wie vielschichtigen Einblick“: „Behutsam fangen sie [Teshaieva und Lenz] ein, was es bedeutet, mutmaßliche Kriegsverbrechen verwalten zu müssen und inmitten der Zerstörung und des Leids Alltag zu leben. Dabei verstärken sie die Abgründe des Krieges filmisch nicht, sie treten als Filmteam nicht ins Bild und geben lediglich mit einem zurückhaltenden Kommentar kurze Einordnungen.“ Und weiter: „Teshaieva und Lenz […] zeigen Massengräber, Trauma und Schmerz, ohne ausstellend zu werden und die Not und Überforderung der Verwaltung, für Aufklärung, Dokumentation und Struktur zu sorgen, ohne engagierte Ortskräfte aus dem Blick zu verlieren. So veröffentlichten sie bereits Anfang Juli 2022 ein wichtiges Zeitdokument, das von der Stärke der Bilder und Protagonist:innen getragen wird.“

Weitere Preisträger des 59. Grimme-Preises

Alle Preisträger des 59. Grimme-Preises sind auf grimme-preis.de aufgelistet. Die Verleihung des 59. Grimme-Preises findet am 21. April im Theater der Stadt Marl statt und wird von 3sat zeitversetzt ab 22.25 Uhr im Fernsehen ausgestrahlt.

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Picture of Elisa Reznicek
Elisa Reznicek war für die die Online-Redaktion und die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Hauses zuständig.
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