Statement von Steffi Niederzoll zum Roman Brodmann Preis 2023

Regisseurin Steffi Niederzoll wurde am 27. April 2023 vom Haus des Dokumentarfilms mit dem Roman Brodmann Preis 2023 für SIEBEN WINTER IN TEHERAN ausgezeichnet. Da sie ihren Film gleichzeitig beim Hot Docs Festival in Toronto/Kanada vorstellte, konnte sie nicht persönlich an der Preisverleihung in Berlin teilnehmen. WDR-Redakteurin Jutta Krug (s. Bild oben) nahm die Preistrophäe stellvertretend entgegen und trug die Grußbotschaft der Regisseurin vor – nachfolgend der Wortlaut.

Meine Damen und Herren, geschätzte Gäste des Roman Brodmann Preises, liebe Jury,

es ist mir eine große Ehre, diesen wunderbaren Preis für den Dokumentarfilm SIEBEN WINTER IN TEHERAN verliehen zu bekommen.

Dieser Film war ein Gemeinschaftswerk, das ohne die Hingabe und harte Arbeit aller Beteiligten nicht möglich gewesen wäre, allen voran von meiner Produzentin Melanie Andernach.

Danke an Jutta Krug und an alle Förderer und Teammitglieder, die diesen Film möglich gemacht haben. Danke an alle anonymen Mitarbeiterinnen, die ein Risiko eingegangen sind, um Reyhanehs Geschichte zu erzählten.

Danke an Zar Amir Ebrahimi, dass sie Reyhaneh ihre Stimme gegeben hat.

Danke meinen Protagonistinnen, allen voran Shahrare, Shahrzad, Fereydoon und Shole, dass sie mir ihre Geschichte und ihre Herzen anvertraut haben.

Weltpremiere Berlinale 2023. Mitte: Shole Pakravan, Mutter der Hingerichteten, dahinter re. Produzentin Melanie Andernach, li. Regisseurin Steffi Niederzoll.
Schauspielerin Zar Amir Ebrahimi (im Film Reyhanehs Stimme), Shole Pakravan und Regisseurin Steffi Niederzoll © Ulrike Becker/HDF, beide Fotos

Dieser Preis freut mich sehr, denn für mich ist die Geschichte von SIEBEN WINTER IN TEHERAN auch eine Geschichte über eine Familie, die versucht, den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen. Einen Kreislauf, der durch die systematische Unterdrückung der Frauen im Iran geschürt wird, aber auch durch das perfide System des Vergeltungsprinzips, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Leben um Leben.

7 Winter: Reyhaneh im Gerichtssaal (Credit: Made in Germany)
SIEBEN WINTER IN TEHERAN: Reyhaneh vor Gericht. © Made in Germany
Regisseurin Steffi Niederzoll © Aljaz Fuiz/Kulturakademie Tarabya

Reyhaneh Jabbari durchstößt diesen Kreislauf und das an dem limitiertesten Ort, einem iranischen Gefängnis. Anstatt zu hassen, beginnt sie zu vergeben. Sie schreibt in ihr Tagebuch:

„Freiheit bedeutet nicht, aus den Gefängnismauern auszubrechen, sondern aus den Mauern der Gedanken und der Seele.“

Mit diesem Preis helfen Sie, liebe Jury, dass Reyhaneh nicht vergessen wird. Dass das, was Frauen im Iran, aber auch überall auf der Welt passiert, indem sie von sexualisierter Gewalt bedroht werden, gesehen wird und wir gemeinsam dagegen kämpfen.  

Reyhanehs letzte Worte in dem Film lauten:

„Ich sehne den Tag herbei, an dem kein Mädchen mehr vergewaltigt wird.

Ich sehne den Tag herbei, an dem niemand mehr seine Macht ausnutzt.

Ich sehne den Tag herbei, an dem die Rechte der Schwachen nicht mehr verletzt werden.

Ich hoffe, meine Wünsche werden eines Tages wahr.“

Ich hoffe sehr, dass Reyhanehs Wünsche in Erfüllung gehen werden, denn ihre Wünsche sind auch meine Wünsche und die von so vielen Frauen weltweit.

Frau Leben Freiheit

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