Die empfehlenswerten historischen Dokus im Oktober widmen sich großen und kleinen Tragödien des 20. und 21. Jahrhunderts. Darunter dem Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei und dem gescheiterten Kampf um die Unabhängigkeit Hong Kongs.
„Voices from Hong Kong“
Die Stimmen Hong Kongs erklingen mittlerweile hauptsächlich aus dem Exil. Mit den Aufständen von 2014 und 2019 wollte eine junge Generation die wachsende Kontrolle der VR China über die Sonderverwaltungszone unterbinden. Die Protestbewegung wurde jedoch grausam niedergeschlagen und Hong Kongs Souveränität weitgehend eingeschränkt. Tausende derer, die sich an den Protesten beteiligt hatten, landeten im Gefängnis oder flohen ins Ausland.
Für ihren eindringlich Dokumentarfilm hat Lia Erbal Interviews mit den Protestierenden geführt. Ihre Erinnerungen an die jüngste Vergangenheit liegen weniger als Kommentar, sondern eher als Kette von Assoziationen unter den Bildern der Demonstrationen und aktuellen Aufnahmen von Hong Kong. Verstärkt wird diese lyrische Wirkung von gezielt eingesetzten Animationen. Ausschnitte aus politischen Debatten und ein Interview mit Reinhard Bütikofer ergänzen den Film um die notwendigen Hintergründe.
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Sendetermin: Montag, 16.10.2023, um 22:25 Uhr in 3sat (Erstausstrahlung) und vom 15.10.2023 in der 3sat Mediathek.
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Credits: „Voices from Hong Kong“, ein Dokumentarfilm von Lia Erbal. Eine Produktion von Hanfgarn & Ufer in Koproduktion mit ZDF/3sat.
„Die Ölkrise – Als dem Westen der Sprit ausging“
Im Oktober 1973, vor genau 50 Jahren, befand sich Israel im Krieg mit Syrien und Ägypten. Der Jom-Kippur-Krieg dauerte zwar nur 20 Tage, vom 6. bis zum 25. Oktober, hatte aber weitreichende geopolitische und ökonomische Auswirkungen. Eine davon war, dass die arabischen OPEC-Staaten ihre Fördermengen drosselten und der Rohölpreis stark anstieg. Hamsterkäufe und lange Schlangen an den Tankstellen waren die Folge. Um Benzin zu sparen, verordnete die Bundesregierung schließlich vier autofreie Sonntage und ein Tempolimit.
Die Bilder von leeren Autobahnen und Bundesstraßen, auf denen sogar Kinder spielen konnten, haben sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. Mit seiner Einstündigen Dokumentation geht Felix Brumm den Geschichten hinter den Bildern auf den Grund. Acht Zeitzeug:innen, vom Bundeswirtschaftsminister Hans Friderichs über einen Tankwart bis zu einer Gastarbeiterin, erzählen, wie sie mit der historischen Ölkrise umgingen. Umfangreiches Archivmaterial und ein Off-Kommentar ordnen die Ereignisse zusätzlich historisch ein.
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Sendetermin: Montag, 16.10.23, 23:35 Uhr bei Das Erste (Erstausstrahlung) und vom 14.10.2023 bis zum 16.10.2024 in der ARD-Mediathek.
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Credits: „Die Ölkrise – Als dem Westen der Sprit ausging“, eine Dokumentation von Felix Brumm. Eine Produktion von ECO Media im Auftrag des WDR.
„Die USA und der Holocaust“
Schon bald nach Hitlers Machtergreifung werden Juden zu Opfern juristischer und körperlicher Unterdrückung. Um der Gewalt zu entkommen und aus Angst vor dem, was noch kommen könnte, beginnen hunderte von Familien damit, Deutschland zu verlassen. Die USA sind eines der angesteuerten Ziele, doch die restriktive Flüchtlingspolitik macht für viele die Flucht in das Land der vermeintlich unbegrenzten Möglichkeiten unmöglich.
In sechs einstündigen Episoden erzählt der Dokumentarfilm „Die USA und der Holocaust“ von den Schicksalen der jüdischen Geflüchteten und den Wirren der internationalen Migrationspolitik während des Zweiten Weltkriegs. Berichte von Zeitzeug:innen werden von einem Kommentar eingerahmt, der die unterschiedlichen amerikanischen Positionen in der Flüchtlingsfrage beleuchtet. Dank ihrer langen Laufzeit schafft es die Doku, die komplexe Situation innerhalb der USA und in den betroffenen jüdischen Familien zu veranschaulichen. Das umfangreich eingesetzte Archivmaterial tut sein Übriges, ein lebendiges Bild der Vergangenheit zu vermitteln.
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Sendetermin: Dienstag, 17.10.2023 und Mittwoch, 18.10.2023, je drei Teile ab 20:15 Uhr auf Arte (Erstausstrahlung) und vom 10.10.2023 bis zum 20.05.2024 in der Arte-Mediathek.
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Credits: „Die USA und der Holocaust“, ein Dokumentarfilm von Ken Burns, Lynn Novick und Sarah Botstein. Eine Produktion von Florentine Films.
„Griechen und Türken: Vertreibung und Trauma“
Nachdem die Grenzen der Türkei völkerrechtlich anerkannt worden sind, rief am 29. Oktober 1923 Mustafa Kemal Attatürk die Republik aus. Das 100-jährige Jubiläum dieser Staatsgründung nimmt Arte am 24. Oktober zum Anlass für einen Themenabend. Gezeigt werden eine Wiederholung von „Atatürk und Erdogan – Väter der Türken“ von 2019 und die Erstausstrahlung der Doku „Türkei – Gaspoker im östlichen Mittelmeer“. Als dritter Film des Abends folgt die Erstausstrahlung der historischen Doku „Griechen und Türken: Vertreibung und Trauma“ über den Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei.
Anhand der Berichte von Zeitzeug:innen erzählt Gülsel Özkans Doku von den Schicksalen orthodoxer Griechen, die aus der Türkei vertrieben worden sind – und von Muslimen, die in die Türkei auswandern mussten, damit ein einheitlicher Staat möglich werde. Archivaufnahmen und Interviews mit Wissenschaftler:innen ordnen das Geschehen historisch ein. Mit dieser Kombination gelingt dem Film eine emotionale und dabei informative Bestandsaufnahme der damaligen Ereignisse.
Drei Tage später, am 27.10.2023, zeigt Arte zusätzlich noch zwei Musikdokus mit Türkeibezug: „Songs of Gastarbeiter“ (die überarbeitete Fernsehfassung von „Liebe, D-Mark und Tod“ ab 21:45 Uhr) und „Vibe Istanbul“ (23:15 Uhr).
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Sendetermin: Dienstag, 24.10.2023, 22:40 Uhr auf Arte (Erstausstrahlung) und vom 24.10.2023 bis zum 21.01.2024 in der Arte-Mediathek.
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Credits: „Griechen und Türken: Vertreibung und Trauma“, eine Dokumentation von Gülsel Özkan. Eine Produktion von The Future Design Company im Auftrag von NDR und Arte.