EAT BITTER: „Wer Bitteres isst, wird Süßes ernten“
Pascale Appora-Gnekindys und Ningyi Suns Dokumentarfilm EAT BITTER lebt von Kontrasten. In ihm prallen Welten aufeinander, Kulturen stehen sich gegenüber und reichen sich die Hand. Manchmal entsteht eine Stimmung, die nur schwer auszuhalten ist.
Trigger Warnung: Der Film enthält Darstellungen von selbstverletzendem Verhalten.
https://www.youtube.com/watch?v=mTOcKZl9jB4
Credits: EAT BITTER. Regie: Pascale Appora-Gnekindys und Ningyi Sun. Buch: Mathieu Faure, Ningyi Sun & Pascale Appora-Gnekindy. Kamera: Mathieu Faure, Ningyi Sun & Pascale Appora-Gnekindy. Schnitt: Hannah Choe & Mathieu Faure. Eine Produktion von Kea-Kwis Productions, Oaz Picture Entertainment, Perpetuo Films und MJagger. Zentralafrikanische Republik, China, 2023.
Zwei Männer, zwei Welten
EAT BITTER erzählt die Geschichten von Thomas und Jianmin. Die Männer stehen sinnbildlich für einen Konflikt, den es immer dort gibt, wo Arme ausgebeutet werden, und Reiche profitieren. Es ist eine Geschichte, die zeigt, wie Globalisierung, Armut und harte Arbeit zwei grundverschiedene Leben prägen.
Auf der einen Seite gibt es Thomas Boa, einen jungen Mann, der in Bangui lebt, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik. Er verdient sein Geld als sogenannter „Sandtaucher“. Mit einem leeren Eimer taucht er unter Wasser und fördert so mit bloßen Händen einen der wichtigsten Rohstoffe des Landes. Den nassen Sand schüttet er in sein Kanu. Als sogenannter „Sandtaucher“ unternimmt er täglich mehrere Tauchgänge und fördert so einen der wichtigsten Rohstoffe des Landes an die Oberfläche. Mit dem Verdienst versorgt der alleinerziehende Vater seine beiden Kinder und auch seine Mutter.
Auf der anderen Seite gibt es den aus China stammenden Bauleiter Jianmin Luan, der von seinen Arbeitern CC, „Chef“, genannt wird. Seit zehn Jahren arbeitet er im Ausland, weil er dort mehr verdient als in seiner Heimat. In Bangui kümmert er sich um verschiedene Großprojekte. Zum Zeitpunkt des Drehs beaufsichtigt er den Bau der Commercial Bank Centrafrique (CBCA), für den Unmengen an Sand benötigt werden. Sand, den Thomas jeden Tag vom Grund nach oben holt.
Während Jianmin im Ausland gut verdient und für seine Rente vorsorgt, träumt Thomas von der Selbstständigkeit. Irgendwann möchte er ein eigenes Kanu besitzen, andere Männer nach dem kostbaren Sand tauchen lassen und sie gut bezahlen.
Familiäre Schicksale prägen den Alltag
Neben der harten Arbeit schlittert Thomas von einem Beziehungsdrama ins Nächste. Er wirft seinen ehemaligen Partnerinnen vor, sich nicht genug gekümmert und sein Geld verplempert zu haben. Seine letzte Freundin, Merveille, hat ihn und die gemeinsamen Kinder verlassen. Jetzt möchte er wieder mit seiner anderen Ex-Freundin Gladys zusammen sein. Doch dafür muss er sich zuerst bei ihrer Familie entschuldigen und eine Mitgift zahlen.
Jianmin wird bei seiner Arbeit begleitet. Man sieht, wie er die Baustellen prüft oder Verhandlungen mit dem Sandhändler Jeannet führt. Seine Frau Yuzhen lebt zuhause in China. Ihre Fernbeziehung versuchen sie mit Videoanrufen aufrecht zu erhalten. Yuzhen leidet mental und fühlt sich allein gelassen. Jianmin hatte ihr schon öfter vorgeschlagen, mit ihm in Bangui zu leben. Doch bis sie kommt, muss erst etwas passieren. Yuzhen ist suizidal und verletzt sich selbst. Der Bauleiter ist zunehmend besorgt.
Gesamtbild fügt sich aus vielen Kontrasten zusammen
Obwohl sie vieles unterscheidet, verbindet Thomas und Jianmin eine große Gemeinsamkeit: Beide haben gelitten, wollen mehr vom Leben, wollen etwas erreichen, für ihre Familien sorgen und glücklich sein. Am Ende hält Jianmin fest: „Wer Bitteres isst, wird Süßes ernten“. Und das sieht man den beiden Protagonisten an, denn am Ende wendet sich für beide einiges zum Guten.
Der Dokumentarfilm kommt ohne Off-Kommentar aus, denn die Bilder sprechen in ihrer kontrastiven Anordnung Bände. Sie hinterlassen die Zuschauer:innen an mancher Stelle wütend, dann wieder verwundert oder aber berührt. Letztendlich gelingt es EAT BITTER, die Leben von Thomas und Jianmin auf eine versöhnliche Art und Weise zusammen zu bringen.
Credits: EAT BITTER. Regie: Pascale Appora-Gnekindys und Ningyi Sun. Buch: Mathieu Faure, Ningyi Sun & Pascale Appora-Gnekindy. Kamera: Mathieu Faure, Ningyi Sun & Pascale Appora-Gnekindy. Schnitt: Hannah Choe & Mathieu Faure. Eine Produktion von Kea-Kwis Productions, Oaz Picture Entertainment, Perpetuo Films und MJagger. Zentralafrikanische Republik, China, 2023.
„Eat Bitter“ ist im Publikumswettbewerb
EAT BITTER von Pascale Appora-Gnekindys und Ningyi Sun feierte am 11.10.2023 bei DOK Leipzig Deutschlandpremiere und ist im Rennen um den Publikumspreis. Der Dokumentarfilm (Kea-Kwis Productions, Oaz Picture Entertainment, Perpetuo Films und MJagger) läuft erneut am 13. und 15. Oktober in Leipzig. Ein deutscher Kinostart steht noch nicht fest. Weitere Infos zum Film gibt es auf DOK Leipzig und auf der offiziellen Homepage von EAT BITTER.