Feminismus und Film bei der DOK Premiere von HELKE SANDER: AUFRÄUMEN

Helke Sander war Mitinitiatorin der Neuen Deutschen Frauenbewegung und gründete die Filmzeitschrift „Frauen und Film“. Sie setzte sich für die Befreiung der Frau ein und war 1968 Rednerin bei der Veranstaltung, die unter dem Schlagwort „Tomatenwurf“ in die Geschichte einging. Der Regisseurin von HELKE SANDER: AUFRÄUMEN, Claudia Richarz, war es ein Anliegen, die maßgebliche Funktion Sanders für den deutschen Feminismus bekannt zu machen. Sie traf ihre ehemalige Dozentin Helke Sander nach vielen Jahren bei einer Veranstaltung in Köln wieder. Am nächsten Morgen wachte Richarz auf und wusste: „Ich möchte einen Film über sie machen.“

https://www.youtube.com/watch?v=15QdpX45n1U

HELKE SANDER: AUFRÄUMEN. Dokumentarfilm von Claudia Richarz. Produktion: Claudia Richarz Film, Carl-Ludwig Rettinger (Lichtblick Film). Mit Unterstützung von ‚Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien‘ (BKM), Film- und Medienstiftung NRW, MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, Ökoworld GmbH, Zeigermann Audio GmbH. Verleih: barnsteiner film, Kamera: Claudia Richarz, Martin Gressmann, Volker Sattel; Montage: Martin Kayser-Landwehr und Magdolna Rokob; Originalton: Manja Ebert, Lorenz Brehm, Shinya Kitamura, César Fernándes.

Feminismus im Wandel der Zeit

Helke Sander lebte und arbeitete in jungen Jahren einige Zeit in Finnland. Nach der Trennung von ihrem Partner kehrte Sie als alleinerziehende Mutter in ihr Heimatland Deutschland zurück. „Und da kam dann der Schock, dass sie gemerkt hat, dass sie dann plötzlich nur noch als Frau adressiert wurde“, erzählt Richarz bei der DOK Premiere in Ludwigsburg. „Es war nicht mal so, dass sie das von sich aus zu einem politischen Thema machen wollte, aber hier hieß es immer „Du als Frau…“ Aber als sie anfing, in Deutschland Film zu studieren, hatten hier Männer in grauen Anzügen das Sagen. Das war eben die Ära Adenauer.“

Claudia Richarz gelingt es elegant, die Kontroverse bis in die Gegenwart zu ziehen. Nun ist es Helke Sander selbst, die bei einer Rede im Frankfurter Rathaussaal lautstark kritisiert wird. Grund dafür ist ihre Ansicht, die Genderbewegung habe die Frauenbewegung entpolitisiert. Junge Studentinnen wollten dem etwas entgegensetzen. „Ich war sehr froh, weil ich somit das Thema im Film hatte. Es hat mir gereicht, hier die unterschiedlichen Positionen nur anzuschneiden, sonst wäre es schnell ein anderer Film geworden“, erklärt die Regisseurin dem Publikum.






Richarz hatte freie Hand

Der Dreh begann 2020: also mitten in der Coronazeit. Wie so viele in dieser Zeit, mistet Helke Sander ihre Kleiderschränke aus und schafft Ordnung in ihren Habseligkeiten sowie Angelegenheiten. Für Claudia Richarz ergab eines das andere: „Der Tod ist ein großes Thema für Helke, darum kommt er im Film vor. Für mich ist es beim Dokumentarfilm wichtig, die Themen aufzugreifen, die die von mir porträtierten Menschen bewegen.“ Helke Sander mischte sich denn auch kaum in die Dreharbeiten ein, sagt Richarz: „Es war von Anfang an klar: Es ist mein Film.“ Nichtsdestotrotz war sie sehr nervös, als sie ihr den fertigen Film zum ersten Mal vorspielte. „Sie wusste ja gar nicht genau, was ich da mache. Aber am Ende war sie sehr berührt und sagte zu mir nur: ‚Das hast du schön gemacht‘“.

Dieser Meinung sind wir auch! Darum der Aufruf: Gehen Sie ins Kino!

Dreharbeiten zu HELKE SANDER: AUFRÄUMEN
Helke Sander (l.) und Claudia Richarz (r.) bei den Dreharbeiten

Die DOK Premiere ist eine vom Haus des Dokumentarfilms kuratierte Filmreihe. Sie präsentiert einmal im Monat in Stuttgart und Ludwigsburg aktuelle Kinostarts von Dokumentarfilmen. Die jeweiligen Regisseur:innen sind für Werkstattgespräche mit dem Publikum vor Ort. Kurator:innen sind Christine Schäfer, Goggo Gensch (Stuttgart) und Kay Hoffmann (Ludwigsburg).

HELKE SANDER: AUFRÄUMEN. Dokumentarfilm von Claudia Richarz. Produktion: Claudia Richarz Film, Carl-Ludwig Rettinger (Lichtblick Film). Mit Unterstützung von ‚Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien‘ (BKM), Film- und Medienstiftung NRW, MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, Ökoworld GmbH, Zeigermann Audio GmbH. Verleih: barnsteiner film, Kamera: Claudia Richarz, Martin Gressmann, Volker Sattel; Montage: Martin Kayser-Landwehr und Magdolna Rokob; Originalton: Manja Ebert, Lorenz Brehm, Shinya Kitamura, César Fernándes.