Zwei Dokumentarfilme laufen am 15.08. und 22.08. im Kino an. Im August starten PAOLO CONTE ALLA SCALA von Giorgio Testi und A REVOLUTION ON CANVAS von Sara Nodjoumi und Till Schauder.
Regie: Giorgio Testi
„Sempre più affondata nell′aria … immer mehr in die Luft versunken“ heißt es in einer Canzone von Paolo Conte, dem heute 87-jährigen ‚Cantautore‘, nicht nur ein begnadeter Komponist und Sänger mit eigenwilligem Timbre, auch ein begabter Maler und ehemaliger Jurist. Ihm – als ersten Künstler überhaupt, der nicht in der ‚klassischen Tradition“ steht – öffneten sich im Februar 2023 die Tempeltüren des Teatro alla Scala in Mailand, vielleicht dem Ort klassischer Hochkultur. Eine Verbeugung zweifellos. Und diese verehrende Haltung nimmt auch der Film von Giorgio Testi ein. Gebeugt, doch lässig und selbstbewusst, auch ein wenig ungläubig betritt der Conte die Bühne. Conte, das heißt auf Deutsch: mit dir. Der Applaus stürmt ihm entgegen. Es ist als ob er als Taminopapagenosarastro das Herz seines Publikums erobern wolle; und doch ist er es allein, unverwechselbar Paolo Conte. Testi hat das Konzert aufgenommen als ein musikalisches Juwel. Und verlebendigt den Mitschnitt durch Aufnahmen der Proben und sonstiger Vorbereitungen auf das Spektakel.
Credits: „Paolo Conte Alla Scala“. Dokumentarfilm von Giorgio Testi. Drehbuch: Pasquale Plastino und Giorgio Testi. Kamera: James Rhodes und Luca Ciuti. Schnitt: Luca Previtali. Eine Produktion von SUGAR PLAY. Im Verleih bei Arsenal Filmverleih.
Regie: Jasmin Herold, Michael David Beamish
Nikzad Nodjoumi, geboren 1942 im Iran, in den USA lebend, auch als Nicky Nodjoumi bekannt, ist ein zeitgenössischer regimekritischer Maler. Mit seinen Bildern entlarvte und verspottete er den Schah und dessen Entourage: Mullahs, Anzugträger, manche gebunden auf Stühle und von Tieren geschleppt, Maskenmänner, Pferde und Affen und Fische bevölkern seine Gemälde. Auch Harlekine. Die Personen oft eingeschnitten in unterschiedliche Perspektiven. Die Konstellationen wirken auf den ersten Blick bloß grotesk, doch verbirgt sich hinter den Inszenierungen ein Anspielungsreichtum, der von einem europäischen Publikum nur schwer zu entschlüsseln ist. Es sind politische Vexierbilder. Künstlerische Summe einer beständigen Auseinandersetzung mit Macht und Gewalt und deren Bedingtheiten. Nach der ‚Iranischen Revolution‘ floh er in die USA. Die Regisseurin, Tochter des Künstlers, und Till Schauder, dessen Schwiegersohn, spüren dem Verbleib von mehr als hundert Gemälden nach, denen man ‚von oben‘ verräterische Impulse unterstellt. So weitet sich der Film über eine Spurensuche nach verschwundener und unterdrückter Kunst auch zu einer Erkundung seiner selbst und familiärer Geschichte unter den Vorzeichen von Unterdrückung und Verfolgung.
Credits: „A Revolution on Canvas“. Dokumentarfilm von Sara Nodjoumi und Till Schauder. Drehbuch: Sara Nodjoumi und Till Schauder. Kamera: Till Schauder. Schnitt: Simeon Hutner und Gretchen Hildebran. Eine Produktion von HBO/Partner Pictures. Im Verleih bei RealFiction.
Einen Beitrag zu den neuen Dokus, die im Juli im Kino angelaufen sind, finden Sie hier. Darunter sind Beispielsweise PROJEKT BALLHAUSPLATZ von Kurt Langbein, THE GATE – EIN LEBEN LANG IM KRIEG von Jasmin Herold und Michael David Beamish oder AVERROÈS & ROSA PARKS von Nicolas Philibert.