Titelbild Kinostarts September

Kinostarts am 18.,19.9. und 26.9.

Am 18.9., 19.9. und 26.9. starten sieben Dokumentarfilme im Kino. Wir stellen unter anderem FAVORITEN von Ruth Beckermann, DIE KINDER AUS KORNTAL von Julia Charakter und SYSTEM CHANGE von Klaus Sparwasser in unserem Artikel vor.

Regie: Park Jun Soo

Kinostart: 18.9.24

Der Dokumentarfilm gibt einen tiefen Einblick in das Leben und die Karriere des erfolgreichen südkoreanischen Musikers Jung Kook der Boygroup BTS. Regisseur Park Junsoo zeigt den beeindruckenden Aufstieg des Künstlers und gewährt den Zuschauer:innen einen exklusiven Blick auf Jung Kooks kreative Schaffensprozesse. Dabei beleuchtet er sowohl seinen Arbeitsethos als auch seine künstlerische Entwicklung, die ihn zu einem der bekanntesten Popstars weltweit gemacht haben.

Credits: „Jung Kook: I Am Still“. Dokumentarfilm von Park Jun Soo. Eine Produktion von Hybe Corporation. Im Verleih bei LUF Kino.

Regie: Ruth Beckermann

Kinostart: 19.9.24

Eine stille, von schöner Beharrlichkeit und heiterer Geduld getragene Langzeitbeobachtung an einer Wiener Volksschule im Bezirk Favoriten. Migrantisch geprägt, die Kinder beherrschen Deutsch nicht als Muttersprache. Sie lernen, schnell oder langsamer, unterstützt von ihren Lehrerinnen und Lehrern. „Ziel war es“, so Ruth Beckermann, „die Freuden, Ängste und Nöte der Kinder auszuloten und herauszufinden, wer sie sind.“ Dokumentiert wird auch das administrative Versagen der Schulbehörde an dieser sogenannten „Brennpunktschule“.

Credits: „Favoriten“. Dokumentarfilm von Ruth Beckermann. Drehbuch: Ruth Beckermann, Elisabeth Menasse. Kamera: Johannes Hammel. Schnitt: Dieter Pichler. Eine Produktion von Ruth Beckermann Filmproduktion. Im Verleih bei Grandfilm Verleih.

Regie: Katharina Köster, Katrin Nemec

Wie gehen Eltern damit um, wenn ihre Kinder kriminell werden? Gar morden? Katharina Köster und Katrin Nemec geben einem Elternpaar das Wort. Es gibt Übereistimmung und Missstimmungen. Ein vergrabenes und notdürftig verstecktes Unbehagen. Ihr Sohn ist der Serienmörder Niels Högel. Von 1999 bis 2005 als Krankenpfleger in Niedersachsen tätig, ermordete er ihm anvertraute Patienten. In 332 Fällen wurden Ermittlungsverfahren gegen ihn angestrengt, verurteil wurde Niels Högel in über 80 nachgewiesenen Fällen. Seine Taten gelten als die größte Mordserie in der bundesdeutschen Kriminalgeschichte. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt und das Gericht stellte die besondere Schwere der Schuld fest. Der Fall Niels Högel wurde mehrfach verfilmt: Dokumentarfilm, True-Crime-Story, von Esther Gronenborn 2022 mit „Das weiße Schweigen“ fiktionalisiert. Sind die Morde des Sohnes für die Eltern schon schwer auszuhalten, auch von der Eigenbefragung bedrängt, so zwingt die öffentliche Aufbereitung sie in eine Art Einsamkeitsgrauen. Ist es möglich, ein ‚normales‘ Leben zu führen und dabei den Kontakt zu dem Sohn, der zum Mörder wurde, zu halten?

Credits: „Jenseits von Schuld“. Dokumentarfilm von Katharina Köster und Katrin Nemec. Drehbuch: Katharina Köster und Katrin Nemec. Kamera: Tobias Tempel. Schnitt: Miriam Märk. Eine Produktion von Trimafilm. Im Verleih bei Real Fiction Filmverleih.

Regie: Felix Maria Bühler

Im August 2021 tritt eine Gruppe junger Menschen im Berliner Regierungsviertel in den Hungerstreik. Radikale Form des zivilen Ungehorsams angesichts der immer weiter voranschreitenden Zerstörung der Umwelt. „Was haben wir getan?“ Fragen sie sich. „Okay, wir reden darüber.“ Es soll etwas geschehen, etwas Großes. Eine Radikalisierung deutet sich an. Keine Interviews mit fünf jungen Frauen und Männern. Felix Maria Bühler lässt sie reden. Sie stecken in Widersprüchen fest. Wollen weitermachen und etwas erreichen. Sie sympathisieren mit „Fridays for Future“ und „Extinction Rebellion“, mit „Ende Gelände“ und „Letzte Generation“. Was kann ein einzelner Mensch erreichen? Welche soziale Verantwortung haben die Menschen? Warum ist sie nicht unteilbar? Bühler eröffnet durch seine offene Konzeption einen Raum, der einlädt, sich auf den Idealismus, die Zivilcourage, auch auf die Verzweiflung der Fünf einzulassen.

Credits: „Bis hierhin und wie weiter?“. Dokumentarfilm von Felix Maria Bühler. Drehbuch: Felix Maria Bühler. Kamera: Felix Maria Bühler. Schnitt: Lena Köhler. Eine Produktion von Felix Maria Bühler Produktion. Im Verleih bei W-film.

Regie: Klaus Sparwasser

Auf einem am Ackerrand gespannten Spruchband steht: „Die 1,5°-Grenze ist hier.“ 2020 stehen sich im Dannenröder Forst, liebevoll auch „Danni“ genannt, 2000 Polizisten rund 200 Baumbesetzern gegenüber. Das seit Jahren bestehende Camp soll geräumt werden. Um den Forst wird seit vielen Jahren gerungen. Nun sollen die Bäume für einen Autobahnbau fallen. Klaus Sparwasser kommentiert: „Der Film orientiert sich an den Realitäten und überprüfbaren Fakten und hat doch ganz im Sinne des „New Journalism“ eine klare Haltung, die in zwei Worte zu fassen ist: Es reicht.“ Der Kampf um den Forst ist verloren, doch soll der Kampf an anderen Stellen weitergehen. Einige der Besetzer stellen die Machtfrage.

Credits: „System Change - A Story of Growing Resistance“. Dokumentarfilm von Klaus Sparwasser. Drehbuch: Klaus Sparwasser. Kamera: Maxi Buck, John Mio Mehnert und Klaus Sparwasser. Schnitt: Klaus Sparwasser und Verena Schönauer. Eine Produktion von Southern Cross. Im Verleih bei Barnsteiner Film.

Regie: José Luis López-Linares

La Rioja – seit vielen hundert Jahren wird an beiden Seiten des Ebro Wein angebaut. Die heutigen Winzer verbinden Tradition mit Moderne. Langsame Kamerafahrten durchstreifen die Rebstöcke. Der Kamerablick blickt auf die Hände der Winzer, schaut ihnen ins Gesicht. Eine sonnige Landschaft, lichtdurchflutet. Jeder Wein hat seine eigene Geschichte. Davon erzählt der Film. Und beschwört, dass das Wasser für den Körper sei und der Wein für den Geist.

Credits: „Das Land der tausend Weine“. Dokumentarfilm von José Luis López-Linares. Drehbuch: José Luis López-Linares. Kamera: José Luis López-Linares. Schnitt: Pablo B. Guzman. Im Verleih bei Neue Visionen Filmverleih.

Regie: Valentina Zanella, Giangiacomo De Stefa

Zucchero – Vater des ‚italienischen Blues‘. Er selbst hält sich für eine spirituelle Seele. Statt den Teufel in sich zu bekämpfen, will er sich mit ihm vergnügen. „Miserere, miserere / miserere, misero me / però brindo alla vita!“ – Erbarme mich, erbarme dich, aber ich trinke auf das Leben. Der Sänger erzählt aus seinem Leben, Filmaufnahmen aus seinem Privatarchiv, Mitschnitte seiner Welttournee „World Wild Tour“. Kommentare und Liebeserklärungen an den Künstler von Bono, Sting, Brian May, Paul Young, Andrea Bocelli und anderen mehr. Porträt eines erfolgreichen Musikers, Skizze eines zerbrechlichen, oft an sich selbst zweifelnden Menschen.

Credits: „Zucchero – Sugar Fornaciari“. Dokumentarfilm von Valentina Zanella und Giangiacomo De Stefa. Drehbuch: Federico Fava, Valentina Zanella und Giangiacomo De Stefano. Kamera: Massimo Moschin. Schnitt: Corrado Iuvara. Eine Produktion von Adler Entertainment. Im Verleih bei Filmperlen.

Regie: Julia Charakter

In einem Kinderheim der Evangelischen Brüdergemeinde im württembergischen Korntal kam es – beginnend in den 1950er-Jahren bis in die 2000er-Jahre – zu unzähligen Missbrauchsfällen. Julia Charakter gibt den Opfern eine Stimme. „Menschen mit Gewalterfahrung haben Stimmen, nur sie werden nicht gehört.“ Die Regisseurin durchbricht diese Sperre. Eine ruhige, wenn auch anspannungsgeladene Stimmung trägt den Film. Die Kamera taucht ein in eine Welt voll Befangenheit. Keine Aufdringlichkeit. Gedanken und Sätze werden gesprochen, die martern.

Credits: „Die Kinder aus Korntal“. Dokumentarfilm von Julia Charakter. Drehbuch: Julia Charakter. Kamera: Jonas Eckert. Schnitt: Jonas Eckert und Julia Charakter. Eine Produktion von Bildersturm Filmproduktion. Im Verleih bei Salzgeber.

Einen Beitrag zu den neuen Dokus, die im September im Kino angelaufen sind, finden Sie hier. Darunter sind Beispielsweise WIR SIND SO FREI von Christian Lehman-Feddersen und Alf Schreiber, DIE SCHULE DER FRAUEN von Marie-Lou Sellem oder MY STOLEN PLANET von Farahnaz Sharifi.

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Picture of Wolfgang Jacobsen
Wolfgang Jacobsen, geboren 1953 in Lübeck, bis 2019 Leiter Forschung und Publikationen an der Deutschen Kinemathek. Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher zur deutschen und internationalen Filmgeschichte. Arbeiten für Hörfunk und Fernsehen, schreibt über Film und Literatur. Lebt als freier Autor in Berlin.
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