Seit 1996 gibt es den Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und rettete die überlebenden Gefangenen.
Erinnern – heute wichtiger denn je
80 Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur ist das Erinnern an das Leid der Opfer und den millionenfachen Mord wichtiger denn je. Denn erneut beobachten wir in Deutschland wachsenden Antisemitismus und eine Zunahme antisemitischer und rassistisch motivierter Gewalttaten. Rechtsextremes Gedankengut gewinnt in der gesellschaftlichen Mitte immer mehr Raum, völkisch-autoritäre Positionen erobern über die Sozialen Medien gezielt die Milieus von jungen Menschen. Laut „Mitte-Studie 2023“ der Friedrich-Ebert-Stiftung haben mehr als zwölf Prozent der befragten 18- bis 34-Jährigen ein manifestes rechtsextremes Weltbild.
Erinnerungsarbeit ist Demokratiearbeit
Das Haus des Dokumentarfilms wird sich 2025 in seinen Veranstaltungen verstärkt mit Rechtsextremismus und Rechtspopulismus beschäftigen, etwa beim Roman Brodmann Kolloquium am 7. Mai 2025 in Berlin oder beim Branchentreff DOKVILLE am 26. und 27. Juni 2025 in Stuttgart. Den Holocaust-Gedenktag 2025 nutzen wir gemeinsam mit rund 40 Kooperationspartnern, um bundesweit in Kinos und anderen Einrichtungen Filme zu zeigen, die sich mit der Shoah beschäftigen, und begleiten diese Filme mit Diskussionsveranstaltungen.
Zu unseren Partnern gehören in Stuttgart das Haus der Geschichte Baden-Württemberg, in Berlin die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, die Deutsche Kinemathek, Das Bundesarchiv, die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (Wiesbaden) und zahlreiche im Bundesverband für kommunale Filmarbeit organisierte Kinos. Die Schirmherrschaft der Initiative haben die Präsidentin des baden-württembergischen Landtages, Mutherem Aras, und der BW-Landesbeauftragte gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben, Dr. Michael Blume, übernommen. Ansprechpartner für die Kinoinitiative sind im Haus des Dokumentarfilms die Initiator:innen Ulrike Becker und Eric Friedler. Hinweise auf alle Partner-Veranstaltungen finden Sie ab Januar 2025 auf hdf.de.
Matinee in Stuttgart – Film DIE ERMITTLUNG
Zum Auftakt der bundesweiten Kinoinitiative zeigen wir in Stuttgart im Haus der Geschichte das dokumentarische Filmdrama DIE ERMITTLUNG (2024), die Kinoadaption des gleichnamigen Bühnendramas von Peter Weiss (1965). Peter Weiss hatte als Zuschauer an den Frankfurter Auschwitz-Prozessen (1963 bis 1965) teilgenommen und schrieb sein Stück „Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen“ auf der Grundlage von Gerichtsprotokollen und eigenen Notizen während der Verhandlungen.
Dokumentarisches Theater von Peter Weiss – Neue Kinoadaption
In der Kinoadaption von Regisseur RP Kahl und Produzent Alexander van Dülmen treffen ein Richter (Rainer Bock), ein Verteidiger (Bernhard Schütz) und ein Ankläger (Clemens Schick) in einer Gerichtsszenerie auf 28 Zeug:innen, die über ihre Erlebnisse und den industriellen Völkermord im Auschwitz berichten. Weitere elf Zeugen der ehemaligen Lagerverwaltung sagen aus. In nüchterner Gerichtssaals-Atmosphäre, aufgenommen mit acht Kameras in einem Fernsehstudio, konfrontiert das Drama Täter und Opfer des NS-Regimes. Im Zentrum der Aussagen steht das unermessliche Leid der Gefangenen – dem gegenüber auf der Seite derjenigen, die die industrielle Massenvernichtung von Menschen operativ umsetzten, die Unfähigkeit zur Trauer und zur Verantwortung für das eigene Handeln. Entstanden ist ein Filmepos von vier Stunden, ein Spiegel gesellschaftlicher Kälte und arroganter Verdrängung in der postfaschistischen Gesellschaft der frühen Bundesrepublik.
Haus der Geschichte – Jetzt anmelden!
Wir zeigen den Film DIE ERMITTLUNG im Otto-Borst-Saal im Stuttgarter Haus der Geschichte als Matinee am 26.01.2025 mit Pause und anschließendem Filmgespräch. Der Eintritt ist frei. Gäste sind u.a. der Schauspieler Wilfried Hochholdinger, der im Film die Rolle des Hauptangeklagten Robert Mulka spielt. Mulka war in Auschwitz der Adjudant des Lagerkommandanten Rudolf Höß und verantwortlich für die Beschaffung des Giftgases Zyklon B und den Transport der Gefangenen in die Gaskammern. Vor Gericht behauptete Mulka, von den Vergasungen im Lager nichts gewusst zu haben.
Gäste auf dem Podium
Der Schauspieler und Künstler Hochholdinger bezeichnet den Dreh des Gerichtdramas als den emotionalsten und intensivsten seiner bisherigen Laufbahn. Über die Arbeit am Set und die Herausforderungen des Textes von Peter Weiss wird Hochholdinger im Haus der Geschichte berichten. Der baden-württembergische Landesbeauftragte gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben, Dr. Michael Blume, wird zum heutigen Antisemitismus und zum frühen Wirken des Richters Fritz Bauer, dem maßgeblichen Initiator der Frankfurter Auschwitz-Prozesse, sprechen. Die juristischen und gesellschaftlichen Hintergründe der Frankfurter Prozesse wird Dr. Katharina Stengel vom Fritz Bauer Institut beleuchten. Es begrüßen Dr. Cornelia Hecht-Zeiler, Direktorin HdGBW, und Eric Friedler, Geschäftsführer HDF. Konzeption der Veranstaltung: Ulrike Becker
Der Eintritt ist frei.
DIE ERMITTLUNG hat eine Länge von 240 Minuten. Deshalb planen wir eine einstündige Pause ab ca. 13:00 Uhr. Die Podiumsdiskussion mit unseren Gästen beginnt um 16:00 Uhr. Falls Sie nur einen der beiden Film-Teile besuchen, geben Sie dies bitte bei der Anmeldung an.
Wann: Sonntag, 26.01.2025
Wo: Otto-Borst-Saal im Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Uhrzeit: Beginn: 11:00 Uhr, Einlass: ab 10:30 Uhr
Pause: von 13:00 bis 14:00 Uhr
Zweiter Film-Teil: ab 14:00 Uhr
Diskussion: ab 16:00 Uhr
Jetzt per E-Mail anmelden: [email protected]
Filmdaten:
DIE ERMITTLUNG. Ein Film von RP Kahl und Alexander van Dülmen. Eine Koproduktion von Film&Mischwaren in Koproduktion mit BR und WDR sowie in Zusammenarbeit mit ARTE und in Co-Operation mit A Company Film Licensing. Gefördert vom Medienboard-Berlin Brandenburg, der Film- und Medienstiftung NRW, dem BKM, der Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern sowie der FFA und dem DFFF. © 2024