Bei der Preisverleihung des 32. Internationalen Dokumentarfilmfestivals München (DOK.fest) hat Kay Hoffmann den vom Haus des Dokumentarfilms mit 2500 Euro dotierten Pitch-Award an Sarah Noa Bozenhardt übergeben. Sie hatte ihr Filmprojekt »Awalatje – Die Hebammen« präsentiert und hofft nun auf Realisierung. Das mittlerweile publikumsstärkste Dokfilmfestival in Deutschland ging mit zahlreichen weiteren Preisen und Auszeichnung zu Ende. Festivalleiter Daniel Sponsel sprach in seiner Bilanz zufrieden »von einem ganz neuen Level«.
In dem Projekt geht um zwei Hebammen in Äthopien. Dort ist die Regisseurin geboren und ihre Familie hat enge Beziehungen zu diesem afrikanischen Land. Als Vertreterin der hochkarätig besetzten 12-köpfigen Jury verlas Petra Felber, die beim BR für Dokumentarfilm zuständig ist, die Begründung der Jury, warum dieses Projekt ausgewählt wurde: »Tradition und Moderne treffen – verkörpert durch die beiden Protagonistinnen – in einem Clash der Generationen aufeinander. Die Regisseurin hat es sich zur Aufgabe gemacht, Methoden der Geburtshilfe aus zwei unterschiedlichen Perspektiven zu akzentuieren. Der enge Bezug der Regisseurin zum Land verspricht einen vertieften und persönlichen Blick auf das vielschichtige Thema. Das Projekt überzeugt insbesondere durch die Anlage der beiden starken Protagonistinnen.«
Das DOK.fest München hat sich inzwischen fest etabliert in der Stadt und erobert immer neue Spielstätten und Partner. Knapp 43.000 Zuschauerinnen und Zuschauer konnten 157 Filme aus 45 Ländern sehen, die einem im wahrsten Sinn die Augen öffneten für die Welt. Ein Stammgast bezeichnete das Festival als die Möglichkeit für ihn, in zwölf Tagen um die Welt zu reisen. Festivalleiter Daniel Sponsel zog eine durch und durch positive Bilanz: »Wir haben viel Lob für unser Filmprogramm bekommen, sowohl von den Zuschauern als auch von den Filmemachern und Branchengästen. Besonders freue ich mich über die Interdisziplinarität des Festivals: Wir waren in der Bayerischen Staatsoper zu Gast, in den Kammerspielen und dem Volkstheater, im NS-Dokumentationszentrum und im Literaturhaus. Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir die Wahrnehmung des Dokumentarfilms in der Kunst- und Kulturszene auf ein ganz neues Level gehoben. Der Dokumentarfilm ist in der Hochkultur angekommen – das hat das DOK.fest München bewiesen.«
Zum Abschluss wurden zahlreiche Preise vergeben. Den vom BR und Global Screen mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis gewann »Nowhere to hide« von Zaradasht Ahmed, der das Schicksal einer Familie in Syrien zeigt. Eine Lobende Erwähnung erhielt »El Color del Camaléon« von Andrés Lübber. Den deutschen Wettbewerb konnte Elí Roland Sachs für »Bruder Jakob« für sich entscheiden. Dies ist ein sehr persönlicher Film über seinen Bruder, der zum Islam konvertiert und sich immer stärker radikalisiert; der Preis ist von Spiegel Geschichte dotiert mit 5.000 Euro.
Der Victor DOK.horizonte wurde vergeben an »Motherland« von Ramona S. Díaz. Eine Lobende Erwähnung erhielt »Dead Donkeys Fear no Hyenas« von Joakim Demmer; der Preis ist von der Petra-Kelly-Stiftung mit 3.000 Euro dotiert. Der FFF-Förderpreis in Höhe von 5000 Euro ging an den Dokumentarfilm »Salicelle Rap« von Carmen Té, die an der HFF München studiert hat. Den kinokino Publikumspreis des BR erhielt »Miss Kiet’s Children« von Petra Lataster-Czisch und Peter Lataster. Den Megaherz Student Award gewann »Per Song« von Shuchang Xie.
Titelfoto: (v.l.n.r.) Festivalchef Daniel Sponsel, Gewinnerin Sarah Noa Bozenhardt, Jurorin und BR-Redakteurin Petra Felber sowie Kay Hoffmann vom Haus des Dokumentarfilms.