Das neu gegründete Unified Filmmakers Festival will Filmemacher*innen weltweit vernetzen. Ziel ist der künstlerische Support in Corona-Zeiten. Ab dem 1.11. können Kurzfilme aller Genres zum Thema „Corona“ eingereicht werden – mit Chance auf Screenings beim Filmfest München 2021.
Im März 2020 haben sich verschiedene Aktive aus der Filmbranche um die Gründerin Patricia Mestanza Niemi und den Produzenten Florian Deyle zusammengefunden. Sie haben ein Filmfestival ins Leben gerufen, das von Anfang an die internationale Vernetzung von Menschen und FilmemacherInnen in den Blick nimmt. Das Haus des Dokumentarfilms hat mit Amir Soufi, dem Head of Marketing, über das neue Unified Filmmakers Festival gesprochen und nachgefragt, welchen besonderen Stellenwert Kurz-Dokus darin einnehmen können.
Die Corona-Pandemie im Festivaldiskurs
Ausschlaggebend war für die GründerInnen des Unified Filmmakers Festivals die weltweit seit Beginn des Jahres grassierende Corona-Pandemie. Diese stellte und stellt auch FilmemacherInnen vor enorme Probleme. Dreharbeiten mussten abgebrochen, Termine neugeplant werden. Und auch die Aufgaben haben sich auf Recherchen und Vorarbeiten verlagert. „Da wir selbst ein Team aus FilmemacherInnen sind, verstehen wir die Situation, in der sich FilmemacherInnen heute befinden. Gerade in der ersten Hochphase von Corona haben wir alle die Auswirkungen in unserer Branche bemerkt“, betont Soufi.
Ein internationales Filmfestival
Doch was unterscheidet das Unified Filmmakers Festival von vielen anderen, auch international bekannten und agierenden Festivals? Amir Soufi hebt hervor: “Im Gegensatz zu den anderen sind wir ein Themenfestival und versuchen die weltweiten Perspektiven zu einem Thema einzufangen, das uns alle in der Welt betrifft und von großer Relevanz ist. Wir nutzen also die Stimmen der FilmemacherInnen, um die Finger in die Wunden unserer Gesellschaft zu legen und das auf unterhaltsame Art und Weise.”
Der Kerngedanke des Unified Filmmakers Festival ist,: „dass wir den Menschen eine weltweite Perspektive auf ein Thema anbieten wollen. Für viele Millionen Inder zum Beispiel bedeutet die Corona-Krise eine weit existentiellere Herausforderung als für uns Deutsche. Nur wenn wir lernen auch die Lebensumstände anderer Nationen zu verstehen, wird es uns gelingen, globale Probleme zu bewältigen und gemeinsam Lösungen dafür zu entwickeln.”
Dokumentarische Kurzfilme und weitere Genres gesucht
Das Unified Filmmakers Festival steht hinsichtlich der Einreichungen allen Genres offen. Möglich sind zwei Längenkategorien: Filme bis zwei Minuten und Filme von zwei bis fünfzehn Minuten. Wenn es darum geht, die weltweiten Auswirkungen der Pandemie einzufangen, eignen sich besonders dokumentarische Formate, meint Soufi:
„Was ist eigentlich besser als ein Dokumentarfilm, um über diese Krise wirklich im Detail zu berichten?
Es geht uns dabei nicht nur um negative Dinge oder Themen, wie die Maskenfrage und den sozialen Umgang untereinander. Es geht auch um all die positiven Auswirkungen auf unsere Gesellschaft, wie gesteigerte Nachbarschaftshilfen und gegenseitige Fürsorge. Wir wollen von den DokumentarfilmerInnen alle Ideen haben, die sie wirklich berühren – ganz speziell, ganz individuell. Es gibt so viele Subthemen, gerade für Dokumentarfilmer und Dokumentarfilmerinnen. Wir glauben, da ist ein Pool an Ideen aus Deutschland, Mexiko, Brasilien, Australien … Es können so tolle Sachen entstehen. […] Wir freuen uns über jede Einsendung!“
Zugang ohne Barrieren schafft Vernetzung
Um das Festival international offen zu gestalten, wurden verschiedene Zugänge zum Festival gewählt. Die Einreichung steht nicht nur Filmschaffenden aus aller Welt offen, auch die Höhe der Einreichungsgebühr ist an das jeweilige Land angepasst.
„Wenn man in Deutschland als FilmemacherIn betroffen ist, bekommt man Unterstützung, zumal wir ja auch ein sehr gutes soziales Netz haben. Aber wie sieht es in Drittweltländern aus? Da sind 20 Dollar wahrscheinlich ein Monatseinkommen. Daher unterteilen wir in Erstweltländer, Zweitweltländer und Drittweltländer. Wir legen unseren Fokus darauf, dass wir wirklich fair sind, jeder soll teilnehmen können.“
Auch an den Möglichkeiten Filme musikalisch zu unterlegen, soll es nicht scheitern. „Wir wollen den FilmemacherInnen so viele Tools an die Hand geben wie möglich“, sagt Soufi und verweist auf einen der gewonnenen Kooperationspartner. Über diesen sei es möglich, im Rahmen des Festivals, auf Musik für die einzureichenden Filme zurückzugreifen, ohne eine Gebühr dafür zu bezahlen.
YouTube-Festival und Münchner Filmfest 2021
Hochgeladen werden alle eingereichten und die Anforderungen erfüllenden Filme auf die Homepage und den YouTube-Kanal des Unified Filmmakers Festivals. Darauf folgt ein Online-Voting, worüber die Publikumspreisgewinner ermittelt werden. Dieses läuft von März bis Ende Juli 2021. Außerdem gibt es eine Jury-Auswahl, die ebenfalls die besten Filme auszeichnet und damit entscheidet, welche auf dem Filmfest in München 2021 zu sehen sein werden.
Unified Filmmakers Festival: Vernetzt in die Zukunft?
Auch für die Zukunft gibt es Pläne, denn das Unified Filmmakers Festival soll keine einmalige Sache bleiben. Die Festivalgründer*innen denken bereits weiter; wollen eine jährliche Plattform für global relevante Themen bieten. Dafür gibt es, in ihren Augen, weitere Herausforderungen vor denen unsere Welt steht. Diese können und müssen zukünftig filmisch besprochen werden: „Es ist unser Anliegen, dass wir jedes Jahr ein bestimmtes Thema ausloten. Wir wollen die FilmemacherInnen der Welt aufrufen: ‚Gebt uns eure Gedanken! Zeigt uns, was ihr könnt!‘ Und verleiht uns eine gemeinsame Stimme, die auf unterhaltsame Art und Weise auf die Dinge aufmerksam macht, die wir anpacken müssen.“