Filmschau Baden-Württemberg zeigt viel Dokumentarisches
Die 26. Filmschau Baden-Württemberg ist ein Schaufenster zum Filmschaffen im Südwesten und findet vom 2. bis 6. Dezember 2020 erstmals online statt – mit sehenswerten Dokumentarfilmen, spannenden Beiträgen junger Talente und vielem mehr.
Die Filmschau Baden-Württemberg will einen Überblick geben, was im Südwesten alles möglich ist und welche Geschichten erzählt werden können. Im Programm finden sich neben fiktionalen Stoffen auch etliche sehenswerte Dokumentarfilme und dokumentarische Formate. Die Themen „Nachwuchspflege“ und Talent-Förderung sind beim Festival wie in den vergangenen Jahren ebenfalls wieder präsent, unter anderem durch den Jugendfilmpreis, bei dem das Haus des Dokumentarfilms den Preis für den besten dokumentarischen Beitrag stiftet.
Zahlreiche Preise bei der Filmschau Baden-Württemberg
Insgesamt werden in der Online-Version ab 2. Dezember 130 Filme angeboten. Am Samstag, 5.12.2020 um 19 Uhr gibt es die virtuelle Preisverleihung in den fünf Kategorien bester Spiel-, Kurz-, Dokumentar-, Animations- und Werbefilm. Um die Preise konkurrieren 13 Spielfilme, 14 Dokumentarfilme, 13 Animationsfilme, 24 Kurzfilme, 26 Werbespots sowie viele Produktionen, die unter dem Dach des Jugendfilmpreis Baden-Württemberg laufen.
Dokumentarfilme: Stuttgarter Szene von Stadtporträt bis Querdenken
Die Querdenker-Bewegung wird bundesweit wahrgenommen. Ihre Anfänge zwischen April und Juli auf dem Stuttgarter Wasen begleitet Sabine Willmann in ihrem Film „unerhört“. Er versucht zu erforschen, was diese Menschen gegen Corona-Maßnahmen und gefühlte Einschränkungen ihrer Freiheit auf die Straße treibt.
Eine Liebeserklärung an die Landeshauptstadt und seine originellen Typen liefert Goggo Gensch mit „Stuttgart, ich häng an Dir‘“, seinem Abschiedsfilm beim SWR. Ein solches Original ist Gerda Herrmann, die seit rund 40 Jahren politische und soziale Texte schreibt und vertont. Alexander Tuschinsky porträtiert sie in „Die Liedermacherin von Botnang“.
Doku-Erfahrungen weitergeben: Workshop mit Böller und Brot
Sigrun Köhler und Wiltrud Baier – auch bekannt als Böller und Brot – tauchen in ihrem neuen Film „Narren“ ein in die Rottweiler Fasnet. Sie begleiten die Vorbereitungen und Versuche der Narren, ihre Veranstaltung trotz ihres Wachstums noch zu kontrollieren. Die beiden führen beim Jugendfilmpreis der Filmschau einen Dokumentarfilm-Workshop durch, wie sie an die Menschen ihrer Filme herankommen.
Nachdem „Narren“ im November wegen den Corona-Auflagen ausfallen musste, ist der Film im Januar 2021 in Zusammenarbeit mit der Filmschau Baden-Württemberg als DOK Premiere in Stuttgart und Ludwigsburg geplant. Die Termine hängen davon ab, wann die Kinos wieder öffnen dürfen und werden alsbald möglich unter www.dokpremiere.de bekannt gegeben.
Neue Talente bei der Filmschau Baden-Württemberg
Wie die Zeit des Lockdowns zu einem Coming Out in einer Familie führte, dokumentiert ein Studententeam der Hochschule der Medien um Laura Wermelt in „In anderen Schuhen“. Ein Vater outet sich gegenüber seiner Familie, dass er gerne Frauenkleider trägt. Direkt neben dem bekannten Gefängnis in Stuttgart Stammheim befindet sich das Ausbildungszentrum für angehende Justizvollzugsbeamte. Jasmin Astaki-Bardeh und Adrian Huber zeigen in „Anwärter“ den Alltag dort und die Herausforderungen, die dieser Beruf mit sich bringt. Der Film entstand an der Filmakademie in Ludwigsburg. Die Roofing-Szene wird in „Grenzgänger“ von Felix Schwengler – Absolvent der Hochschule Offenburg – vorgestellt. Junge Menschen klettern auf hohe Bauwerke, um atemberaubende Selfies oder Videoclips zu drehen.
Zwischen zwei Welten: „König Bansah und seine Tochter“
In Ludwigshafen lebt Céphas Bansah, der eine kleine Autowerkstatt betreibt und gleichzeitig König für rund 200.000 Menschen in Ghana ist. Der Dokumentarfilm „König Bansah und seine Tochter“ von Agnes Lisa Wegner porträtiert ihn und seine Tochter, die zwischen zwei Welten leben. Insbesondere seit der Flüchtlingskrise fühlen sie sich als Farbige nicht mehr richtig akzeptiert in Deutschland. Zusammen reisen sie nach Ghana, wo die Gesellschaft viel offener zu sein scheint für andere. Der Dokumentarfilm wurde im Herbst 2020 bereits mit dem GRANIT, dem Dokumentarfilmpreis der Internationalen Hofer Filmtage, ausgezeichnet.
Blick ins Ausland
Aber die Filmemacher*innen richten ihren Blick auch in die Ferne. Moritz Schulz von der Filmakademie in Ludwigsburg begleitet in „Sommerkrieg“ zwei zwölfjährige Mädchen in ein militantes Drill-Camp in der Ukraine. Dort läuft ein Programm zwischen Patriotismus und nationalistischer Indoktrination. Der Film war für den Deutschen Dokumentarfilmpreis 2020 nominiert.
In „Gegen den Strom – Abgetaucht in Venezuela“ von Sobo Swobodnik steht Thomas Walter im Mittelpunkt. Seit 25 Jahren wird er in Deutschland als „linksradikaler Terrorist“ per Haftbefehl gesucht und lebte in Südamerika im Untergrund. Vor drei Jahren tauchte er aus der Illegalität auf und beantragte in Venezuela Asyl. Er macht inzwischen Musik und seine Lieder sind ein wichtiger Baustein für den Film.
In der brasilianischen Stadt Olinda treffen sich jedes Jahr Musiker, um aus ihrem Herzen heraus traditionelle Rhythmen, Tänze und Gesänge an ihre Mitmenschen weiterzugeben. „Olinda – Heartbeat of Brazil“ von Marco Keller porträtiert die beiden Musiker Tonboy und Zeca do Rolete, die an diesem besonderen Ort leben.
Erfahrungsaustausch beim Filmforum setUP media
Das Filmbüro Baden-Württemberg veranstaltet in Zusammenarbeit mit mehreren Verbänden bereits zum vierten Mal das Filmforum setUP media. Ziel der in diesem Jahr online stattfindenden Veranstaltungsreihe ist es, die nachhaltige Standortentwicklung voranzutreiben, den verschiedenen Bereichen der Filmproduktion mehr Aufmerksamkeit zu geben, die Rahmen- und Arbeitsbedingungen der Filmschaffenden zu verbessern und die Branche zu vernetzen.
Jochen Laube wird mit Ehrenfilmpreis ausgezeichnet
Der Baden-Württembergische Ehrenfilmpreis geht 2020 an den äußerst erfolgreichen Filmproduzenten Jochen Laube (Sommerhaus) aus Ludwigsburg. In diesem Jahr erhielten mit „Berlin Alexanderplatz“ und „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ zwei seiner Produktionen gleich mehrere Lolas. Laube setzt sich mit großem Engagement für den Filmstandort ein, seine Filmproduktionen werden auf den großen internationalen Filmfestivals im In- und Ausland wahrgenommen und er gibt dem Film in Baden-Württemberg ein Gesicht. Er kämpft für das Kino und hat im Ludwigsburger Scala sein Festival Lichtspielliebe gestartet, das diesen Herbst wegen Corona leider ausfallen musste.
https://www.youtube.com/watch?v=DAzK1LM8cNQ
Tickets für die 26. Filmschau Baden-Württemberg
Um in den Genuss der 26. Filmschau Baden-Württemberg zu kommen, ist eine Online-Registrierung erforderlich. Ein Festivalpass kostet einmalig 25 Euro. Es können aber auch einzelne Filme geschaut werden für jeweils 5 Euro.