TV-Tipp 2.12.: Wie viel Leben passt in einen einzigen Tag?
Wieso war der 24. Juli 2010 ein so besonderer Tag? Weil ihn die Meisterregisseur Kevin MacDonald und Ridley Scott sowie das damals noch gar nicht so monopolistische Youtube zu einem machten. Sie riefen Hobbyfilmer auf der ganzen Welt auf, ihre Clips von diesem Tag hochzuladen. Später machten MacDonald und Scott daraus einen langen Dokumentarfilm. Es war auch für viele der erste Kontakt mit »kuratiertem user generated content«. Am Samstagabend noch einmal bei Phoenix zu sehen.
Phoenix, 22:30 Uhr: Life in A Day
Ein Dokumentarfilm über die Welt aus aller Welt. Bei dem Crowdsourcing-Projekt der Videoplattform YouTube und des Oscar-Preisträgers Kevin MacDonald sowie Ridley Scott als Produzent wurde Material aus 80.000 hochgeladenen Clips auf 94 Minuten zusammengeschnitten. Das Ergebnis des Experiments ist die Dokumentation eines einzigen Tages auf der Welt, dem 24. Juli 2010. »Life in a Day« hat viele Gesichter, es gibt freudige und traurige Szenen – ein sich am 24. Juli 2010 ereignendes Unglück war die Loveparade in Duisburg.
Die Erzählung folgt dem Lauf des Tages, Menschen stehen auf, machen sich Frühstück – überall auf der Welt. Aus 190 Ländern kommen die Beiträge, und alle beinhalteten Antworten auf die drei von den Machern vorgegebenen Fragen: Was liebst du? Was ist in deinen Taschen? Wovor hast du Angst? Zum Teil sind die Video-Tagebücher der Youtube-Nutzer von Musik untermalt und von landschaftlichen Bildern unterbrochen. Man sieht wie ein Kind geboren wird, eine Kuh geschlachtet wird oder wie ein Mann einen Korb bekommt. Einziger Zusammenhang der Geschichten ist die zeitliche Einheit, der Tag. Die Wirkung und der Wert des Dokumentarfilms liegt nicht in seiner Handlung, vielmehr in der Einzigartigkeit seiner »globalen« Produktion.
Der schottische Filmer MacDonald gewann mit seiner Dokumentation über das Attentat bei der Olympiade 1972 in München (»Ein Tag im September«) im Jahr 2000 einen Oscar. Der Produzent von »Life in a day, Ridley Scott, ist dreifacher Oscargewinner, Emmy und Golden Globe-Preisträger. Die eigentlichen Stars des Filmes allerdings sind die Tausende von Unbekannten, die Ihre Videomomente hochluden. »Life in a day« wurde auf dem Sundance Film Festival 2011 uraufgeführt und war 2011 für den British Independent Film Award in der Kategorie Dokumentarfilm nominiert.
(Thomas Schneider / Franziska Weigelt)