Der Schweizer Regisseur und ehemaliger Dokville-Gast Christian Frei war mit »War Photographer« für den Oscar nominiert und hat sich mit den Dokumentarfilmen »The Giant Buddhas« und »Space Tourists« einen Namen gemacht. In seinem 2013 entstandenen Dokumentarfilm »Sleepless in New York«, den 3sat derzeit in seiner Mediathek zeigt, erzählt Frei von verzweifelten und einsamen Menschen, die vom Partner verlassen wurden. Er macht ihren unendlich schwierigen Weg aus der selbstzerstörerischen Besessenheit heraus fühlbar.
Das Internet spielt bei der Entstehung des Filmes eine Schlüsselrolle, wie Christian Frei bei seinem Auftritt bei Dokville 2015 erzählte. Über eine eigene Website und Soziale Medien fand Frei Menschen, die gerade von ihren Partnern verlassen wurden – und zwar in der Metropole New York. Ohne diese Werkzeuge wäre die Suche nach geeigenten Protagonisten schwer bis unmöglich gewesen. Denn Frei wollte Menschen portraitieren, die gerade erst verlassen wurden und diesen Schmerz unmittelbar erleben.
Sleepless in New York (3sat Mediathek)
(Video vermutlich abrufbar bis 11. Dezember 2017)
In einer Stadt, die niemals schläft, ist das Internet an sich die passende Kommunikationsplattform. Frei hatte kompetenten Beistand: Zwei Social-Media-Expertinnen durchforsteten die Sozialen Kanäle nach potentiellen Mitmachenden. Und Verlassene konnten ihre Gedanken und Gefühle in Form von Tagebucheinträgen auf der geschalteten Internetseite anonym beschreiben.
Die ersten Sekunden seines Films kommen dann auch ganz digital daher. Inklusive »Pixelcharme«, wie Frei bemerkte. Zu sehen sind Ausschnitte eines Videochats mit der 31-jährigen Alley. »Als sie nicht schlafen konnte und sich nachts per E-Mail meldete, habe ihr sofort zurückgeschrieben. Gleich darauf rief sie mich per Skype an«, erzählte Frei. Aus dem Instinkt heraus habe er den Aufnahmeknopf gedrückt – so seien dann einige Dokumente dieser einsamen Nächte entstanden. In einer Stadt, die niemals schläft, ist das Internet an sich die passende Kommunikationsplattform.