Im wunderschönen Schlosspark von Oppenweiler fand Open Air die Weltpremiere der Dokumentation „Kultourhelden“ von Wolfram Hannemann statt. Diese handelt von Gerhard Göbel und Klaus Friedrich, die in der Region Stuttgart mobile Kinoveranstaltungen anbieten.
Veränderungen der Projektionskunst
Alle drei sind richtige Kinoenthusiasten und sind seit Jahrzehnten aktiv. Von daher haben sie den Wechsel vom analogen 35 mm-Film zur Digitalisierung und die Veränderungen der Filmkultur selbst erlebt und haben einige Anekdoten auf Lager. Sie zeigen Filme in Orten, die kein Lichtspieltheater mehr haben.
Ein mobiles Kino ist mit einem hohen Kraftaufwand verbunden. Die Leinwand, der Projektor und die ganze Technik müssen angeliefert, aufgebaut und danach wieder abtransportiert werden. Der digitale Beamer ist fast schwerer als der klassische Filmprojektor, den man in noch zerlegen konnte. Dafür sind die Festplatten leichter als die Filmkopien.
In den Orten haben die beiden ihre festen Spielstätten und ihr Stammpublikum. Der Regisseur Wolfram Hannemann arbeitet selbst im Filmbereich, hat einen Filmblog und auch schon die Dokumentation „Lob ist schwerer als Tadel“ über Stuttgarter Filmkritiker realisiert.
Lange Tradition des mobilen Kinos
Die Open Air Veranstaltungen bieten mehr Besucher:innen Platz, aber man ist abhängig vom Wetter, vor allem Wind, Regen und Gewitter. Die Weltpremiere in Oppenweiler fand im Regen statt, aber das Publikum war geduldig. Nur das von Moderator Peter Kreglinger angekündigte Filmgespräch fiel ins Wasser.
Das Publikum wurde umfassend über das Wanderkino und seine Geschichte informiert. Im Raum Stuttgart hat es das Kommunale Kino in den 1980er initiiert und schon damals waren Gerhard Göbel und Klaus Friedrich für das Kinomobil Baden-Württemberg unterwegs. Als das Programm anspruchsvoller werden sollte, machten sie sich zunächst zusammen selbstständig. 1998 trennten sie sich und jetzt arbeitet jeder in seiner Region, Göbel im Raum Ludwigsburg, Friedrich im Raum Esslingen.
Filmvorführungen der besonderen Art
Bei einigen größeren Aktivitäten arbeiten sie immer wieder auch zusammen. So erwarb Klaus Friedrich die Lizenz des Heimatfilms „Die Fischerin vom Bodensee“ und digitalisierte ihn. Ein voller Erfolg war die Vorführung auf einer Bodensee-Fähre. Im Normalbetrieb lief er dann nicht besonders. Er zeigte auch Horrorfilme in einem alten Steinbruch in der Nähe von Cleebronn mit besonderen Licht- und Sound-Effekten.
Beide schauen sich die Filme vorher an, die sie etwas später als die festen Kinos zeigen können und wählen auch etwas nach ihrem Geschmack. Sie kennen ihr Publikum und gestalten das Programm entsprechend. Für die Gemeinden ist es eine wichtige Kulturaktivität, bei denen die Bewohner:innen zusammen kommen können. Der größte kommerzielle Erfolg für sie war „Titanic“.
Die beiden Kinohelden sind im Rentenalter, aber wollen noch ein paar Jahre weitermachen. Mal sehen, ob sich eine Nachfolge findet, um die Kinokultur auf dem Lande auch weiter am Leben zu halten.