Natur-Klassiker fürs Kino
Jan Haft und Produzentin Melanie Haft gehören zu den wichtigsten Vertreter:innen des Natur- und Tierfilms in Deutschland. Sie arbeiten seit zwanzig Jahren zusammen mit ihrem zehnköpfigen Team in der Produktionsfirma nautilusfilm. Zusammen realisierten sie große Kinofilme wie „Das grüne Wunder – Unser Wald“ (2012), „Magie der Moore“ (2015) oder „Die Wiese – Ein Paradies nebenan“ (2019), die alle sehr erfolgreich im Kino liefen. Außerdem entstanden rund 70 Natur- und Tierfilme für das öffentlich-rechtliche Fernsehen, die mit über 220 Preisen auf internationalen Filmfestivals ausgezeichnet wurden, unter anderem beim Ludwigsburger NaturVision Filmfestival , das gerade zum 20. Mal stattfand.
Aufwändige Dreharbeiten mit einigen Tricks
„Heimat Natur“ macht deutlich, wie vielfältig die Landschaft in Deutschland ist und wie sie uns prägt. Gerade während der Corona-Pandemie wurde vielen Menschen klar, wie wichtig sie für uns ist als Ausgleich zum Büroalltag im Homeoffice. Viele Menschen haben die Natur im vergangenen Jahr neu entdeckt. Jan Haft bringt uns diese Lebensräume in gewohnt spektakulären Bildern und mit allen filmischen Tricks nahe. Insgesamt anderthalb Jahre drehten drei bis vier Teams parallel für den Film. Es kamen insgesamt 300 Drehtage und 250 Stunden Material zusammen, die um gelungene Tieraufnahmen aus dem Archiv ergänzt wurden. „Heimat Natur“ geht auch auf die Gefährdung der Natur ein und zeigt zudem positive Beispiele, wo sich vermeintlich ausgestorbene Arten wieder neu angesiedelt haben.
Tonebene im Natur-Film von zentraler Bedeutung
Beim Filmgespräch nach den beiden Vorführungen beantworteten Jan und Melanie Haft ausführlich die zahlreichen Fragen des Publikums sowie die von Kay Hoffmann vom Haus des Dokumentarfilms (Caligari) und dem Filmemacher Goggo Gensch (Delphi), die die Veranstaltungen in Ludwigsburg bzw. Stuttgart moderierten. Dabei ging es um Details zu Aufnahmen und der geradezu monumentalen Gestaltung des Films mit Sounddesign, Musik und dem Sprecher Benno Fürmann.
Jan Haft erläuterte, dass es beispielsweise schwierig sei, den O-Ton eines Vogels aufzunehmen, wenn man mit einem Teleobjektiv dreht. Deswegen würde der Ton entweder getrennt aufgenommen oder aus dem Archiv ergänzt. Die Zeitraffer-Aufnahmen würden oft im Studio gedreht, um unabhängig vom Wetter und der wandernden Sonne agieren zu können.
Warten auf den Wolf
Mit modernster Kameratechnik, etwa bei den Mikro- und Makroaufnahmen, werden ganz neue Perspektiven möglich. Aber gerade bei den Tieraufnahmen sei oft viel Geduld notwendig. Für die Aufnahmen vom Wolf, der durch die Heide streift, lagen sie zwei Wochen auf der Lauer. Da sind Insekten und Pflanzen einfacher zu drehen. Für das Team sei auch die Zusammenarbeit mit Expert:innen vor Ort wichtig, die genau wüssten, wo etwas zu finden sei. Bei der Musik arbeiteten die Filmschaffenden, wie in ihren vergangenen Werken, mit den DJs Dominik Eulberg und Sebastian Schmidt zusammen. Der Musikstil im 4/4-Takt passe sehr gut zum Naturfilm und komme beim Publikum ausgezeichnet an.
Politische Botschaften zeigen sich im Heimatbegriff des Titels
Die Zuschauer:innen waren voll des Lobes für „Heimat Natur“ und zeigten sich besonders beeindruckt von den fantastischen Bildern. Jan Haft hat den Titel des Films „Heimat Natur“ bewusst gewählt, wie er erläuterte. Er habe eine politische Dimension, nämlich den Begriff Heimat nicht den Rechten zu überlassen, die ihn für ihre Ausgrenzung missbrauchten. Ihm gehe es darum, klarzumachen, dass die Natur für viele Menschen Heimat und Orientierung bedeutet. Ebenso kritisch sieht er Politiker:innen, die für sich jetzt plötzlich Klimaschutz und Artenvielfalt entdecken, aber in ihrer Politik der vergangenen Jahrzehnte vieles verhinderten, was schon viel früher hätte geändert werden müssen.