„Der Wilde Wald“ ist weit mehr als ein Dokumentarfilm über den Bayerischen Wald – er ist ein kraftvolles Statement für den Naturschutz. Das wird dem interessierten Publikum der DOK Premiere in Stuttgart (28.9.) und Ludwigsburg (29.9.21) schnell klar.
„Wie viel wilde Natur brauchen wir? Und wie viel wilde Natur kann sich der Mensch heutzutage überhaupt leisten?“, sinniert Lisa Eder bei der vom Haus des Dokumentarfilms veranstalteten DOK Premiere – und gibt die Antwort direkt selbst: Jede Menge!
DOK Premiere mit Regisseurin Lisa Eder und den Kuratoren Goggo Gensch (links) und Kay Hoffmann (rechts) vom Haus des Dokumentarfilms (Fotos: Elisa Reznicek/Günther Ahner)
Die Regisseurin, die von Kindesbeinen an einen persönlichen Bezug zum Nationalpark und seiner Geschichte entwickeln konnte, hat mit „Der Wilde Wald“ ein eindringliches wie achtsames Plädoyer für den Erhalt des einzigartigen Ökosystems geschaffen. Dies gelingt ihr durch atmosphärisch dicht komponierte Bilder, den subtilen wie wirkungsvollen Einsatz von Musik (der Soundtrack von Sebastian Fillenberg ist bereits separat erschienen) und einen beeindruckenden Ton, der sogar den Flügelschlag eines Schmetterlings hörbar macht.
Nationalpark-Liebe auf den zweiten Blick
Der stellenweise nahezu meditative Bilder-Flow erzielt auf der großen Leinwand im atelier am Bollwerk Stuttgart und Caligari Ludwigsburg seine volle Wirkungskraft und wird vom Publikum mit viel Applaus und interessierten Nachfragen gewürdigt. Im Kino wird die buchstäblich natürliche Schönheit des Naturschatzes genauso sichtbar, wie das wissenschaftliche Potenzial, das die unberührte Flora und Fauna des Bayerischen Walds birgt.
Dabei war es erst eine Liebe auf den zweiten Blick, wie Lisa Eder im Filmgespräch ausführt. „Ich gebe ganz ehrlich zu: Als Kind habe ich diesen dunklen Wald nicht wirklich gemocht. Wir mussten dort immer wandern gehen, während andere nach Italien oder nach Frankreich gefahren sind. Dort wollte ich hin, nicht an den damals für mich so faden Ort. Erst gut 40 Jahre später habe ich den Nationalpark über meine Arbeit neu kennen und dabei sogar lieben gelernt. Darum kann ich mir auch keinen schöneren Beruf als das Filmemachen vorstellen: Ich darf immer wieder auf Schatzsuche gehen und Neues entdecken.“
Das Publikum, die Filmemacherin Lisa Eder und Kurator Goggo Gensch kommen ins Gespräch (Fotos: Elisa Reznicek/HDF)
Filmische Schatzsuche dank beachtlicher Teamleistung
Ursprünglich als Fernsehproduktion anlässlich des 50. Geburtstags des Nationalparks ausgeschrieben, nahm der Dokumentarfilm schon bald größere Dimensionen an, wie Eder lachend erzählt. „Plötzlich stand ich da mit einem Vertrag und einer Firma, die ich extra für den Kinofilm gegründet habe – und hab’s dann einfach gemacht.“
Die für den aufwändigen Dreh nötige Teamleistung, die unter anderem Übernachtungen unter freiem Himmel, viel Geduld und teils mehrere parallele autarke Kamera-Einsätze beinhaltete, sei dabei nicht zu unterschätzen, so Eder, die sich im Laufe der beiden DOK Premieren mehrfach bei ihrer Crew und den Sendern SWR und arte bedankt. Dass sich der Einsatz gelohnt hat, unterstreicht die durchweg positive Resonanz auf die Festival- und Kinotour von „Der Wilde Wald“, der ab dem 7. Oktober 2021 deutschlandweit anläuft.
Die Regisseurin Lisa Eder im angeregten Gespräch mit dem Publikum der Ludwigsburger DOK Premiere (Foto: Günther Ahner/HDF)