Der ganz große Plan hinter Donald Trump: Keine Stunde braucht die Dokumentation »Fake America Great Again« von Thomas Huchon (bei Arte bis 6. Januar 2019 in der Medietgek), um den unerwarteten Wahlsieg Donald Trumps im November 2016 zu zerlegen und zu erklären. Die kurzfristigen Folgen erleben wir seither Tag für Tag; die längerfristigen allerdings sind im besten Fall noch unabsehbar. Im schlimmsten Fall bedeuten sie das Ende der Demokratie, wie wir sie bisher kannten. Eine hoch brisante Dokumentation, die viele Fragen aufwirft.
Wie gewinnt man die Präsidentenwahl? Eine Frage, die ambitionierte US-Politiker seit Bestehen der amerikanischen Demokratie beschäftigt. Der amtierende Präsident Donald Trump scheint eine zeitgemäße Lösung für das alte Problem gefunden zu haben: mit Populismus. Doch in Wirklichkeit pizza bern , so erzählt es dieser Dokumentarfilm, war Trump nur ein Teil eines viel größeren Planes. Ins Weiße Haus kam er demnach durch ganz andere Mechanismen. »Daten sind der Treibstoff unserer digitalen Gesellschaft«, wird am Anfang des Filmes der Computerexperte und Whistleblower Christopher Wiley zitiert. Wie aber können Daten die US-Wahl beeinflussen?
In drei Kapiteln analysiert der auf investigative Themen spezialisierte französische Filmemacher Thomas Huchon die Hintergründe, die den Wahlsieg Trumps sicherten. Letztlich waren es eben nur 77.000 Stimmen in drei Bundesstaaten, die über Sieg und Niederlage entschieden. Und auf diese vergleichsweise wenigen Stimmen konzentrierte sich in der entscheidenden Phase die ganze Wahlmaschine Trumps. Wie aber konnten er und seine Helfer so genau wissen, wen sie wie ansprechen sollten?
Die Antworte darauf kennt mehrere Facetten. Eine davon ist Facebook, die andere die britische Datenfirma Cambridge Analytica, die sich die Daten von Zigtausenden Facebooknutzern besorgt hatte und diese einsetzte, um die Nutzerinnen und Nutzer ohne ihr Wissen nach bis zu 5000 Kriterien zu charakterisieren. Der Skandal um diese »Datenmodellierung« kochte erst vor wenigen Monaten hoch und führte unter anderem zum angeblichen Ende der Datensammelfirma und zu ungewöhnlichen Auftritten von Facebook-Chef Mark Zuckerberg.
Fake America Great Again (Arte-Mediathek)
(Video laut Sender abrufbar bis 6. Januar 2019)
Doch der Film greift tiefer. Denn woher kam das Geld, mit dem die Trump-Kampagne ihre gezielte Wahlwerbung – inklusive Verleumdungen, Fake News und Verschwörungstheorien – unters digitale Volk bringen konnte. Hier analysiert Thomas Huchon sehr präzise, wie sich schon vor etlichen Jahren die Finanzierung von Wahlkämpfen verändert hat. Und wie der einflussreiche, schwerreiche aber zugleich äußerst unscheinbare Milliardär Robert Mercer mit seinen Millionen den Griff zur Macht plante. Auf dem Weg ins Weiße Haus, den offiziell »sein« Kandidat Donald Trump ging (obwohl am Anfang eigentlich Ted Cruz dafür vorgesehen war) finanzierte Mercer unter anderem den zwischenzeitlich wohl bekannten Gehilfen Steve Bannon und die Webseite Breitbart News.
Alles, was in dieser nur knapp 60 Minuten kurzen Dokumentation analysiert wird, geschah weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Mit den Folgen werden die USA und mit ihr die Welt noch lange zu kämpfen haben? Wer auf das frühe Ende der Regentschaft von Donald Trump hofft, wird nach diesem Film eher schockiert sein. Selbst wenn Trump aus dem Weißen Haus einst verschwunden sein wird, so bleiben die Finanziers und Strukturen im Hintergrund bestehen. Dieser Schaden, den die US-Demokratie genommen hat und nehmen wird, ist nicht in vier oder acht Jahren zu reparieren.