Aus gegebenem Anlass haben wir eine Auswahl von Dokumentationen und dokumentarischen Formaten zur Situation in der Ukraine und in Russland zusammengestellt. Sie liefern Hintergrundwissen und sind mehrheitlich frei verfügbar, z. B. in der Mediathek. #standwithukraine
Kampf um Selbstbestimmung
„Krieg in Europa – Das Ukraine-Drama“
Seit etlichen Jahren befinden sich die Ukraine und Russland in einem bewaffneten Konflikt, in dem es eigentlich nur Verlierer geben kann. Dessen jüngste Zuspitzung erschüttert die Welt. Die zweiteilige Dokumentation „Krieg in Europa – Das Ukraine-Drama“ (LOOKSfilm, rbb, SWR in Zusammenarbeit mit Arte) bietet – ausgehend von den Unruhen im Frühjahr 2021, als Russland sein Truppenaufkommen an der ukrainischen Grenze plötzlich stark erhöhte – einen multiperspektivischen Blick auf das Geschehen. „Zu Wort kommen viele hervorragende Ukraine-Experten, die man gerne viel öfter in Analysen über das Land hören würde“, urteilt Die Zeit. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zu sehen. „Krieg in Europa – Das Ukraine-Drama“ ist bis zum 15. November 2022 kostenlos in der Arte Mediathek verfügbar.
„Ukraine – Ein zerrissenes Land im Krieg“
Auch die schon deutlich ältere Doku „Ukraine – Ein zerrissenes Land im Krieg“ (SRF DOK, 2015) erzählt vom Bangen und Hoffen einer ganzen Nation. Sie ist auf dem YouTube-Kanal des Schweizer Radio und Fernsehens SRF zu sehen.
„Winter on Fire: Ukraine’s Fight for Freedom“
Der Dokumentarfilm von Jewgeni Afinejewski war 2016 für einen Oscar nominiert. Er nimmt die als „Euromaidan“ bekannten Proteste zwischen November 2013 und Februar 2014 in den Blick.
„Jedes Mal, wenn man eine Kamera auf einen Politiker richtet, verkauft er sich selbst und seine Agenda“, betont der Regisseur in einem Interview mit der Zeitschrift Reason. „Das ist keine menschliche Geschichte. Ich habe mit dem Film versucht, die Geschichte der Menschen zu erzählen.“ Im Mittelpunkt stehen folglich die Anstrengungen der Protestierenden, die in der „Revolution der Würde“ gegen das Aussetzen des Assoziierungsabkommens zwischen der Europäischen Union und der Ukraine aufbegehren.
Die Netflix-Produktion „Winter on Fire: Ukraine’s Fight for Freedom“ ist im kostenpflichtigen Netflix-Abo verfügbar und wurde im Zuge der aktuellen Entwicklungen vom Anbieter am 5. März 2022 auch kostenlos bei YouTube bereitgestellt. [Aktualisierung vom 7.3.2022]
Die Mächtigen im Blick
„Putin – Die Rückkehr des russischen Bären“
„Was steckt hinter dieser Neuauflage des Kalten Krieges?“, fragt die Dokumentation – und das fragt sich mit ihr derzeit die ganze Welt. In seinem 2021 entstandenen Film schaut Frédéric Tonolli zurück bis zur Sicherheitskonferenz 2007, als sich die Putin von den westlichen Staaten „despektierlich behandelt“ und unterschätzt fühlte. Welche Folgen ein gekränktes Ego haben kann, legt „Putin – Die Rückkehr des russischen Bären“ nicht auf den ersten Blick offen. Vielmehr will die Dokumentation den Entschluss des Kremls, in den Augen der Weltöffentlichkeit zu alter Größe und neuer Stärke zu finden, sowie die daraus resultierenden Handlungen einordnen. „Putin – Die Rückkehr des russischen Bären“ läuft am 1. März 2022 um 20:15 Uhr auf Arte und ist bis 16. März 2022 in der Mediathek verfügbar.
Die Mächtigen im Blick: von Gorbatschow über Selenskyj bis Putin
„Putins Russland“
Die dreiteilige Doku-Reihe „Putins Russland“ folgt Putins Aufstieg an die Macht – vom Leningrader Hinterhof in den Kreml, vom Offizier beim KGB und engen Vertrauten Boris Jelzins zum „ewigen Präsidenten“. Die Doku-Reihe ist bis zum 1. April 2022 beim ZDF online.
„Gorbatschow – Eine Begegnung“
Michail Gorbatschow brachte Entwicklungen ins Rollen, die sein Land, aber auch die ganze Welt veränderten. Werner Herzog hat den letzten Präsidenten der ehemaligen Sowjetunion interviewt und zeichnet gemeinsam mit André Singer ein Porträt des ehemaligen Politikers, der einst zu den mächtigsten Männern überhaupt zählte und als Vater der Deutschen Einheit gilt.
„Gorbatschow – Eine Begegnung“, erhielt, als er als Eröffnungsfilm von DOK.Leipzig 2018 gezeigt wurde, durchaus geteilte Reaktionen. Kritiker warfen ihm eine gewisse Distanzlosigkeit und fehlende Objektivität vor. So urteilt beispielsweise Filmjournalist und Regisseur Rüdiger Suchsland: „Etwas mehr Nachfragen, ein bisschen weniger Hagiographie und Bewunderung für Gorbatschow und der Verzicht auf den Versuch, diesen außergewöhnlichen Politiker zum Philosophen und zum Weltweisen zu machen, hätten dem Film gutgetan.“ Wer sich selbst ein Bild machen möchte: „Gorbatschow – Eine Begegnung“ ist bis zum 30. März 2022 beim NDR online. [Aktualisierung vom 4.3.2022]
Von Meinungs- und Pressefreiheit
„F@ck this Job – Abenteuer im russischen Journalismus“
Propaganda. Fake News. Gleichgeschaltete Medien. Wie wichtig Meinungs- und Pressefreiheit für eine demokratische Grundordnung (auch außerhalb eines Krieges) sind, muss man hoffentlich niemanden mehr erklären. „F@ck this Job – Abenteuer im russischen Journalismus“ beleuchtet die Geschichte von Doshd, dem letzten unabhängigen Fernsehsender in Russland, und seiner Gründerin Natalia Sindeewa. Der Dokumentarfilm ist bis zum 25.02.2023 in der ARD Mediathek verfügbar.
[Aktualisierung vom 4.3.2022: Nachdem die russische Medienaufsicht die TV-Sendeerlaubnis entzogen hatte und die Macher:innen zunächst online weiterarbeiteten, ist nun auch damit Schluss. Laut NDR Doku hat Doshd auf YouTube das Ende des Kanals bekannt gegeben.]
„Der Fall Nawalny“ Director‘s Cut
Alexei Nawalny hat für seine Überzeugung und den Mut zur Wahrheit Leib und Leben riskiert. Florian Huber erzählt den Polit-Krimi, dessen Plot leider alles andere als frei erfunden ist. Der Director’s Cut der „ZDFzeit“-Doku „Der Fall Nawalny – Putin, das Gift und die Macht“ rückt das Geschehen rund um den russischen Oppositionellen und Kreml-Gegner mittels neuer, bisher unveröffentlichter Interviewsequenzen und Bilder ins Licht der Öffentlichkeit. „Der Fall Nawalny“ ist bis 18.06.2023 beim ZDF online
„Russland – Geknebelte Freiheit“
Längst nicht alle Gesichter des „unzufriedenen Russlands“, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten gegen das System aufbegehren, sind so bekannt wie das von Alexei Nawalny. Stéphane Bentura begleitet vier von ihnen gut ein Jahr lang mit der Kamera und zeigt zugleich die Narrative des idealisierten Russlands auf, das weiterhin an Putin glaubt und der Propaganda des Staatsfernsehens erliegt. Die Dokumentation ist bis zum 16.03.2022 bei Arte online verfügbar.