Am 24. Februar 2022 begann Russland einen Angriff auf die Ukraine und lässt seither die Kriegshandlungen eskalieren. Mehrere Dokus schildern zum ersten Jahrestag die Gräuel des Kriegsalltags und liefern Hintergrundinformationen zum Kriegsgeschehen.
Viele Fernsehprogramme, vor allem in Das Erste, ZDF, 3sat und Arte, widmen sich dem Jahrestag des russischen Angriffs, darunter eindringliche Dokus und Dokumentarfilme. Diese thematisieren die Rolle der Medien, skizzieren die Entwicklungen des Konflikts und geben Einblicke in die Schicksale vieler Menschen, die ihren Alltag, ihre Heimat und ihre Angehörigen verloren haben.
14.02.23
21.45 Uhr, Arte: „Propagandaschlacht um die Ukraine” (Erstausstrahlung)
Die Ukraine entgegnet der russischen Propagandamaschinerie zum einen mit einer sogenannten Graswurzelstrategie, einer politischen oder gesellschaftlichen Initiative, die aus der Basis der Bevölkerung ausgeht und entsteht. Zum anderen setzt sich die Ukraine mit der Inszenierung ihres Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im olivfarbenen T-Shirt Russland entgegen. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine ist der erste, der zeitgleich über Social Media geführt wird. TikToker:innen werden zu sogenannten „War“-Toker:innen, die ihrer Followerschaft von der Front aus berichten. Influencer:innen setzen sich mit dem Krieg auseinander und gehen viral. Trollfabriken posten Inhalte, die den Angriff auf die Ukraine rechtfertigen sollen. Saskia Geisler und Kristian Kähler nutzten für die WDR-Arte-Doku ikonische Aufnahmen und Bilder beider Seiten. die Expert:innen, wie die Kommunikationswissenschaftlerin Samira El Ouassil ordnen diese ein.
18.02.23
16.20 Uhr, Arte: „Ukraine – Kinder im Krieg“
„Ukraine – Kinder im Krieg” erzählt von den jüngsten Betroffenen und wie sie trotz Extremsituation ihren Umgang mit dem Krieg finden und versuchen, sich ihre Hoffnung auf Frieden und eine bessere Zukunft zu bewahren. Der Dokumentarfilm von Shahida Tulaganova fragt: Wie erleben Kinder den Krieg in der Ukraine? Wie hat sich ihr Leben seit dem Angriffskrieg verändert? Bereits zwei Monate nach der russischen Invasion im Februar 2022 lag die Zahl der ukrainischen Kinder, die zu internationalen Flüchtlingen wurden bei 1,8 Millionen. Laut UN-Angaben starben bis Ende 2022 mindestens 424 Kinder, über 2.131 Schulen wurden zerstört.
(Ausstrahlung am 21.2., 00:15 Uhr, im SWR Fernsehen).
19.20 Uhr, 3sat: „Kunstfront – Ukrainische Kulturschaffende im Ausnahmezustand“
Andrzej Klamts Film zeigt den Alltag des Zentrums für zeitgenössische Kunst „Dach“ in Kyiv. Dort wird weiterhin Theater gespielt, geprobt, auch Performances und Konzerte finden statt. Der Kinderchor „Schedrik“ übt unter der Leitung von Marianna Sablina. Diese ist aus ihrem Exil in Berlin online zugeschaltet. Besonders beeindruckend ist die Vorstellung einer aus Mariupol geflüchteten Theatergruppe. Zu Beginn des Krieges harrten sie zwei Monate in einem Bunker in der Nähe ihres Theaters in Mariupol aus. Ihre Performance fußt auf Texten und Erlebnissen, welche die tiefgreifenden Erfahrungen der Schauspieler:innen widerspiegeln. Im Iwan-Franko-Theater, der größten Bühne der Stadt , wird „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ von Berthold Brecht inszeniert. Im Werk werden Hitlers Machtergreifung und -ausbau in einer Parabel in die Gangsterwelt überführt.
22.45 Uhr, ZDF: „Weinen werden wir später – Junge Ukrainer und der Krieg”
Die „ZDFzoom”-Doku zeigt sechs verschiedene Perspektiven auf den Krieg. Anton Atamanchuk ist Grundschullehrer. Er versucht seinen Schüler:innen mit Hilfe von Rap-Musik spielerisch beizubringen, was beim Luftalarm zu tun ist. Uliana Dzhurliak ist frisch verliebt, doch ihr Freund stirbt im Sommer 2022 als Soldat. Maria Mesentseva ist eine junge Parlamentarierin. Eine ihrer ersten Amtshandlungen war für das Kriegsrecht zu stimmen. Valeria Shashenok führt Videotagebuch über ihre zwei Wochen im Bunker. Sie träumt davon Journalistin zu werden. Die Friseurin Lesya Drozdova beschreibt den Moment, als sie ihren Kund:innen absagen musste. Dmytro Kyrpa organisiert Aufräum-Raves in zerstörten Gebieten. Bei ihren müßigen Aufräumarbeiten wollen sie wenigstens Spaß haben. Jens Strohschnieder erzählt sechs Schicksale der jungen Kriegsgeneration und thematisiert dabei die Trauer über das Verlorengegangene und das Hoffen auf das Zukünftige.
19.02.23
15.45 Uhr, ZDF: planet e: „Umwelt unter Beschuss – Wie der Krieg die Ukraine zerstört”
Die russische Armee greift gezielt Munitionslager, Waffenfabriken, Treibstofftanks und Pipelines an – mit verheerenden Folgen für die Umwelt. Die Recherchen von “planet e.” zeigen, wie gefährlich solche Attacken für Ökosysteme und die dort lebenden Menschen sind. Eine von der ukrainischen Regierung gegründete Taskforce sammelt Informationen über die begangenen Umweltverbrechen Russlands. Ihr Ziel: Bereits jetzt Schadensersatzforderungen vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag vorzubereiten.
Aber nicht nur in der Ukraine, sondern auch international befassen sich Umweltexpert:innen mit den durch den Krieg verursachten Umweltschäden in der Ukraine. Bernd Reufels’ und Laura Hohmanns Film zeigt unter anderem die Arbeit der Friedensorganisation PAX in den Niederlanden, eines Forschungsteams der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und eines internationalen Teams von Greenpeace Deutschland.
Ab Freitag, 17. Februar 2023, fünf Jahre lang in der ZDF Mediathek verfügbar.
22.02.23
ZDFinfo: Russlands Kriege – Dreiteilige Dokumentation
1. Russlands Kriege: Das Zarenreich (20.15 Uhr)
Carsten Binsack schildert in seiner Dokumentation wie die Familie Romanow dem russischen Reich durch strategisches und hartes Vorgehen auf die weltpolitische Bühne verhilft. Der Erste Weltkrieg zerschlägt das Zarenreich jedoch. Im 17. Und 18. Jahrhundert eroberten Zar Peter der Große und später Katharina die Große mit einer mächtigen Armee die Krim und den Kaukasus. Spätere Nachfolger:innen verteidigten das Romanow-Reich gegen Napoleon.
Im 19. Jahrhundert besitzt Russland zeitweise die größte Armee der Welt und muss dennoch einige Niederlagen hinnehmen. Zar Nikolaus II. setzte seinen Thron aufs Spiel als er Proteste blutig unterdrücken lässt.
2. Russlands Kriege: Die Sowjetunion (21.00 Uhr)
Die zweite Dokumentation von Carsten Binsack beleuchtet die Entstehung der Sowjetunion im Jahr 1922. Die durch den russischen Bürgerkrieg zur neuen Macht wird. Lenin, Stalin und ihre Nachfolger versammeln ihr Land mit militärischer Macht gegen jegliche Widerstände. Leo Trotzki schmiedet 1918 aus revolutionären Garden sowie dem Rest der zaristischen Armee das Schwert Russlands: Die Rote Armee. Sie gewinnt den Bürgerkrieg, erobert abgefallene Gebiete zurück und verteidigt das Land gegen Hitler und seinen Vernichtungs- und Größenwahn.
Nach 1945 steht die Rote Armee für Unterdrückung ihrer kommunistischen Satellitenstaaten, wie der DDR oder Ungarn. Von 1917 bis 1991 vereint die Sowjetunion imperiale Großmachtpolitik mit ideologischen Ansprüchen. Millionen Menschen aus der Ukraine, dem Baltikum, aus Georgien und Tschetschenien, aber auch aus Russland sterben dadurch. Die Niederlage im Afghanistankrieg sowie die Kosten durch das Wettrüsten mit den USA besiegeln das Schicksal und den Zerfall der Sowjetunion.
3. Russlands Kriege: Die Russische Föderation (21.45 Uhr)
Egmont R. Koch thematisiert in seiner Doku, wie Putin Russland mit militärischer Gewalt zurück in eine imperiale Großmacht verwandeln. Sein Ziel ist die Rückeroberung verlorener Territorien. Die Kriege in Tschetschenien und Georgien sind nur Vorboten für das, was später kommt. Der ehemalige KGB-Offizier übernimmt um die Jahrtausendwende die Kontrolle im Kreml. Er baut die russischen Streitkräfte aus, setzt auf eine Modernisierung der Waffentechnik und neue Strategien. Diese beinhalten Cyberangriffe und verdeckte Operationen.
Für Putin hätte die Sowjetunion niemals untergehen dürfen. Das russische Staatsoberhaupt sieht sich in der Pflicht diesen Fehler in der Geschichte zu korrigieren. Er selbst sieht sich als Nachfolger Stalins, den er als Führungsidol verehrt. In Putins Vorstellung soll er Russland wieder zu Größe und Bedeutung verhelfen. Seinen Gegner:innen, wie KGB-Überläufer Alexander Litwinenko, schlägt er mit brutaler Härte entgegen.
Die Filme sind ab 17. Februar in der ZDF Mediathek zu sehen.
22.30 Uhr, ZDFinfo „Krieg gegen die Ukraine – Chronik eines Konfliktes”
Die Vorgeschichte des Ukrainekriegs ist lang. 2014 beanspruchte Wladimir Putin die Donbas Region für Russland und traf alle Vorbereitungen für eine Annexion. Die Dokumentation skizziert den Verlauf des seit damals schwelenden Konflikts und zeigt, wie die Lage immer weiter eskalierte. Jegliche diplomatischen Bemühungen, wie die Minsker Vereinbarungen scheiterten . Vertreter:innen aus Politik, Diplomatie und Beratung kommen in der Doku zu Wort. Auch Betroffene aus dem Osten der Ukraine sprechen über ihre Erfahrungen mit dem Krieg. Anhand verschiedener Schicksale zeigt Filmemacherin Anne Poiret in „Krieg gegen die Ukraine – Chronik eines Konfliktes“, wie die Hoffnungen auf eine bessere Zukunft durch den Krieg zunichte gemacht wurden.
23.15 Uhr, ZDFinfo: „Das Massaker von Butscha“
Im Frühjahr 2022 gehen Bilder über das Massaker in Butscha viral – die Welt ist erschüttert. Die Zivilbevölkerung anzugreifen, scheint zur Strategie des russischen Militärs zu gehören. Es gibt immer mehr Hinweise über verübte Gewalttaten. Medien berichten über die Verhaftung, Folter und Hinrichtungen von Zivilist:innen. Journalistin Erika Kinetz und ihr Rechercheteam sammelten Informationen und Filmmaterial und dokumentieren damit das Ausmaß der Kriegsverbrechen. Sie finden Beweise für Gräueltaten, die sie mit einer Befehlskette mit Russlands obersten Befehlshabern in Verbindung bringen. Ukrainische Augenzeug:innen aus den Vororten Kyivs berichten in der Doku über das Ausmaß der Verbrechen. Interviews von ukrainischen Politiker:innen, Strafverfolger:innen und internationalen Expert:innen liefern weitere Hintergrundinfos.
24.02.23
23.05 Uhr, Das Erste: „Stimmen aus dem Krieg – Ukraine 2022“
„Stimmen aus dem Krieg – Ukraine 2022“ ist eine internationale High-End-Doku und ein Gemeinschaftsprojekt der ARD . Sie verdeutlicht, wie sich der Krieg in der Ukraine auf die Menschen und vor allem für Frauen auswirkt und was er für sie bedeutet. Sie berichten unter anderem über ihre innere Zerrissenheit, zu fliehen oder zu bleiben und über die täglichen Bedrohungen und diese auszuhalten. Für das filmische Projekt wurden die Protagonist:innen nicht im klassischen Sinne interviewt. In einer mobilen Aufnahmekabine konnten sie freiwillig und zeitlich unbegrenzt von ihren persönlichen Erfahrungen und Eindrücken erzählen.
27.02.23
23.05 Uhr, ZDF: „RUKLA – Momentan keine Feindsicht“
Rund sieben Monate, bevor Russland die Ukraine angreift, beginnen die Dreharbeiten des Filmteams im litauischen Ort Rukla. Dort wird ein NATO-Stützpunkt unter deutschem Kommando geführt. Zu Beginn des Dokumentarfilms werden Konflikte gezeigt, die noch aus Cyberattacken oder instrumentalisierten Flüchtlingen bestehen. Diese fliegt Belarus ein, um sie über die litauische Grenze in Richtung EU zu treiben. Es ist ein hybrider Krieg, der mit neuartigen Mitteln und Waffen geführt wird. Dann ist es der 24. Februar 2022: Mit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine steigt am NATO-Stützpunkt die Kampfbereitschaft von Tag zu Tag. Steffi Wurster begleitet in ihrem Dokumentarfilm unter anderem die Bundeswehrsoldatin Nina, die Bürgermeisterin Vilma, das Rentnerehepaar Georgi und Marytje sowie einen lettisch-russischen Lebenskünstler.