Maurizius Staerkle Drux widmet sich in seinem Dokumentarfilm DIE KUNST DER STILLE einem der großen Pantomimen seiner Zeit: Marcel Marceau. Das Haus des Dokumentarfilms (HDF) präsentierte den Film im Rahmen der Jüdischen Kulturwochen Stuttgart am 15. November 2023 im Atelier am Bollwerk. Danach stand der Schweizer Astrid Beyer vom HDF im Filmgespräch Rede und Antwort.
Darum geht’s in DIE KUNST DER STILLE
Als tragigkomischer Clown „Bip” trat Marceau auf. Weiß-blau gestreiftes Hemd, weiße Schminke im Gesicht und ein zerbeulter schwarzer Zylinder mit einer roten Blume. Ihn umgaben Fröhlichkeit und Schmerz gleichermaßen. Hinter der Fassade verbarg sich eine tragische Familiengeschichte. 1923 wurde der Pantomime als Marcel Mangel in Straßburg geboren. Seine Familie war jüdisch und musste sich während der Okkupation Frankreichs durch die Deutschen verstecken. Diese Erfahrung prägte sein Denken, Handeln und Schaffen.
In seiner Jugend hießen Marceaus große Vorbilder Charlie Chaplin und Buster Keaton. Er liebte es, sie zu imitieren. Nach dem zweiten Weltkrieg begeisterte er sein weltweites Publikum mit der Kunst, Menschliches ohne den Gebrauch von Worten dazustellen.
Der Dokumentarfilm DIE KUNST DER STILLE verwebt exklusives Archivmaterial mit den Gesprächen von Wegbegleiter:innen. Die beiden Töchter Camille und Aurelia, seine dritte Frau Anne Sicco, sein Enkel Louis Chevalier sowie sein Cousin Georges Loinger der 2018 mit über 100 Jahren verstarb, kommen zu Wort. Mit Letzterem schloss er sich während des Zweiten Weltkriegs der Résistance an. Gemeinsam mit Marceau schmuggelte er mehr als 300 Kinder in die Schweiz.
Der Schweizer Maurizius Staerkle Drux verknüpft Marceaus Lebensgeschichte mit der seines eigenen Vaters. Dieser war gehörlos, ebenfalls Pantomime und bezeichnete Marceau als sein großes Idol. Der Regisseur ließ den Film transkribieren, inklusive Geräuschkulisse und musikalischer Untermalung.
HDF-Filmtalk
Maurizius Staerkle Drux über DIE KUNST DER STILLE
Filmvorführung und -talk DIE KUNST DER STILLE fanden am 15. November 2023, 19.45 Uhr, im Atelier am Bollwerk Stuttgart statt. Moderation: Astrid Beyer, Haus des Dokumentarfilms.
Eine Veranstaltung vom Haus des Dokumentarfilms – Europäisches Medienforum Stuttgart e. V. in Zusammenarbeit mit den Jüdischen Kulturwochen Stuttgart, Arthaus Filmtheater Stuttgart und W-Film.