„Get your motor runnin' / Head out on the highway / Lookin' for adventure / And whatever comes our way.“
Steppenwolf
Hour of the Wolf
Der Name der Band des Songs, die die Titelsequenz von Hoppers Film unterlegt, war wie ein Programm. „Steppenwolf“!!! Wow! Howlin‘ Wolf. So nannte sich ein Blueser. Dessen erste LP versprach „Moanin in the Moonlight“. Ein reißendes Tier, ein jaulendes Vieh. Flink, todesmutig, ohne Pardon. Wie die Bandmitglieder, die den provokativen Auftritt nicht scheuten. Eine Revolution ins Nichts. Psychedelisch, LSD-selig, außer Rand und Band.
„I like smoke and lightnin' / Heavy metal thunder / Racin' with the wind / And the feelin' that I'm under / Yeah, darlin', go make it happen /Take the world in a love embrace /Fire all of your guns at once and /Explode into space /Like a true nature's child / We were born, born to be wild / We can climb so high / I never wanna die.“
Steppenwolf
„Steppenwolf“ – wie rätselhaft. Doch mehr als nur ein wütender Herumtreiber und Wilderer? Der Film von Oliver Schwehm ist ‚on the road‘. Spürt der Geschichte der Band nach. Mäandert, manchmal verknappt wie ein Riff, manchmal elegisch wie eine traurige Melodie. Zu den Gründungsmitgliedern zählten zwei Deutsche, die es nach dem Krieg nach Kanada verschlagen hatte. John Kay, geboren als Joachim-Fritz Krauledat im ostpreußischen Tilsit, Kriegsflüchtling mit seiner Mutter vor der Roten Armee bis nach Hannover. Er gibt der Band seine Stimme. Und Nick St. Nicholas, eigentlich Karl Klaus Kassbaum, dessen hanseatische Familie in Thomas Manns Roman „Buddenbrooks“ eine unglückliche Rolle spielt – zerrüttete Familienverhältnisse, doch der Spross Gottlieb des betrügerischen Kaufmanns Philipp, bekommt in der Schule dennoch eine „vorzügliche Note, weil er Hiobs Vieh aufzählen konnte“. Zu dem ein Steppenwolf bekanntlich nicht gehörte. Der gesellt sich erst in Kanada zu den Nachfahren der ‚Kaßbaums‘.
Magic Carpet Ride
Der Film rockt. Entwickelt einen eigenen erzählerischen Drive. Kay und Nicholas erzählen – von Deutschland nach dem Krieg, vom Arbeiterviertel in Toronto, wo alles begann, von Los Angeles, der Stadt der Engel, auch der Gefallenen. Von Aufstieg und Hybris, vom Absturz, vom Taumeln und Aufstehen. Ansichten, Meinungen, Nachdenkliches und Behauptetes fügen sich ein: der Musiker Taj Mahal oder Alice Cooper, dessen „School’s out, forever“ eine Augenblickshymne war und gleichzeitig ein falsches Versprechen, des Regisseurs Cameron Crowe, und auch des Songwriters von „Born To Be Wild“, des kanadischen Musikers Mars Bonfire, immer ein bisschen geheimnisumwittert. Und weiterer Gäste. Zusätzlich, ein rockhistorischer Fund: 20 Stunden Super-8-Aufnahmem, die Nick St. Nicholas zur Verfügung stellte und die Schwehm in seine Montage integriert. So schwärmt der Film in seiner Erzählung aus. Und macht deutlich, dass Zeit nicht ein Nacheinander ist, eher eine Vorspiegelung, weil sie nacheinander zeigt, was eigentlich als Ineinander zu begreifen ist. Und so erst Sinn macht.
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Dienstag, 16.07.2024, 20.30 Uhr
Atelier am Bollwerk, Stuttgart -
Mittwoch, 17.07.2024, 19.30 Uhr
Caligari Kino, Ludwigsburg