Am Mittwoch, den 29. Juli, zeigt das Erste „Die Aufseherin – Der Fall Johanna Langefeld“. Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte der Oberaufseherin Johanna Langefeld, die verantwortlich für die größten Konzentrationslager für Frauen war.
Während des zweiten Weltkriegs war sie Oberaufseherin in den Konzentrationslagern für Frauen in Auschwitz und Ravensbrück. 1945 wurde sie einige Monate nach Kriegsende von der US-Armee verhaftet. Um ihrem Prozess zu entkommen, floh sie im Dezember 1946 aus dem Gefängnis in Montelupich/Krakau. Geholfen wurde ihr dabei von ehemaligen Gefangenen aus dem KZ.
Eine Geschichte, die jahrzehntelang geheim gehalten wurde
Nachdem sie sich elf Jahre in Polen versteckt hatte, lebte sie bis zu ihrem Tod Mitte der 70er Jahre unbehelligt in Bayern. Zu einer strafrechtlichen Verfolgung kam es nie. Um sie selbst, aber auch, um ihre Fluchthelferinnen zu schützen, wurde die Geschichte jahrzehntelang geheim gehalten.
Verantwortlich war sie auch für die Anordnung sehr harter Strafen und für die Selektionen in den Konzentrationslagern. Im Rahmen der Mordaktion „14f13“, bestimmte sie, welche Häftlinge im KZ Ravensbrück vergast werden sollten. Im KZ Ausschwitz war sie an ähnlichen Verbrechen beteiligt. Wie viele Zeitzeugen berichteten, war Johanna Langefeld zwar bekennende Nationalsozialistin und Anti-Semitin, sie sei aber keineswegs eine Sadistin gewesen.
Die Aufseherin: Überlebende des Holocausts berichten
Im Dokumentarfilm kommen einige der Überlebenden zu Wort, die sich positiv über Langefeld äußern. Anhand dieser Berichte sowie durch Archivmaterial erforschen die beiden Filmemacher Wladek Jurkow und Gerburg Rohde-Dahl die Geschichte der Aufseherin. Eine Frau, die auf der einen Seite für den Tod vieler Menschen verantwortlich ist, aber auch einzelne Gefangene gerettet hat. Darüber hinaus erweitert der Dokumentarfilm den Blick auf die deutsch-polnische Geschichte.
„Die Aufseherin – Der Fall Johanna Langefeld“ ist eine Koproduktion von Rohde-Dahl-Filmproduktion mit Arkadia Film Warszawa, dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) und dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) und wurde mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnet.
Erstausstrahlung: Mittwoch, den 29.07.2020, 22:45 Uhr im Ersten
Anschließend für 30 Tage in der ARD-Mediathek verfügbar.
Titelfoto: Zeitzeugin Joanna Penson im Interview für den Dokumentarfilm.