Szene aus »O.J. Simpson: Made in America« © espn

»O.J. – Made in America«

In einer Zeit in den sechziger und siebziger Jahren, in der Amerika wie niemals zuvor mit sich und den Hautfarben seiner Bürger kämpfte, ließ der schwarze Sport-Superstar O.J. Simpson vergessen, welche Hautfarbe er hatte. Simpson setzte alle Regeln außer Kraft. Doch der 12. Juni 1994 änderte alles. An diesem Tag  soll Simpson seine Frau Nicole und ihren Liebhaber erschossen haben. Was folgte, war ein Kriminalgeschichte, die Amerika bis heute erschüttert. Ezra Edelman hat aus diese Biografie eine in fünf Teilen erzählte Gesellschaftsstudie über das Amerika der letzten 50 Jahre gemacht. Arte zeigte in deutscher Erstausstrahlung alle fünf Teile am 7. und am 8. Juli 2017. Wer die Sendung live im TV verpasst hat, kann alle fünf Teile bis 6. August 2017 bei Arte.tv nachsehen.

Szene aus »O.J. Simpson: Made in America« © espn, AP Photo Joseph Villarin

Szene aus »O.J. Simpson: Made in America« © espn, AP Photo Joseph Villarin

Diese Wette hätte keiner gehalten, denn so klar war die Sache: Bei den diesjährigen Oscar-Verleihung konnte nur ein Kandidat das Renen machen: O.J. Simpson. Oder um es präziser zu sagen: Bei den langen Dokumentarfilmen siegte Ezra Edelmans »O.J. Made in America« – eine fünfteilige Miniserie, die auch als Kino-Dokumentarfilm veröffentlicht wurde.

In dieser Biografie wird der Aufstieg und der Niedergang des Football-Superstars O.J. Simpson erzählt. In den sechziger Jahren katapultiert sich Simpson als Running Back an die Spitze der amerikanischen Gesellschaft. Er war der bekannteste Profi-Footballer seiner Generation. Der Erfolg auf dem Platz, wo er Yards um Yards machte, half ihm, zu einer Werbeikone zu werden. Der erste schwarze Werbeträger für das weiße Amerika. Danach folgte ganz automatisch der Erfolg in Hollywood. Die Welt schien O.J. Simpson nicht nur zu Füßen zu liegen, sie schien ihm zu gehören.


» O.J. Simpson: Made in America « (Arte Mediathek)

(Videos laut Sender abrufbar bis 6. August 2017)

Doch der 12. Juni 1994 änderte alles. Simpsons Frau Nicole Brown Simpson und ihr Liebhaber Ronald Lyle Goldman werden erschossen. Tatverdächtiger und auf der Flucht – verfolgt von Polizei, Hubschraubern und dabei live im Fernsehen: O.J. Simpson. Was folgte, war ein spektakulärer Mordprozess. Simpson wird freigesprochen, verliert dann aber in einer Zivilklage sein Vermögen. Jahre später begeht er einen Einbruch, um Erinnerungsstücke zurück zu holen, die früher ihm gehörten. Dafür sitzt er heute im Gefängnis.

Was für eine Story!

Ezra Edelmann hat sich viel, viel Zeit genommen, um diese komplexe Geschichte zu erzählen – und zwar nicht nur als biografische Handlung, sondern auch als gesellschaftliches Epos über die Rechte der Schwarzen in Amerika. Simpson, heißt es an einer Stelle, wollte immer ein Held sein. Ein amerikanischer Held. Zum Helden wird man aber nicht nur durch Taten, sondern auch, indem man ein bestimmtes Image annimmt. »Wenn ich auf die Straße gehe, will ich erkannt werden«, hat Simpson einmal gesagt. Diese Heldenstatus hat er erreicht – im Guten wie im Schlechten.

Edelmans Fünfteiler zeigt auch, wie man ein großes Publikum für Dokuserien begeistern kann. Es ist ein langer Lauf, gekrönt mit einem Touchdown.

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Picture of Thomas Schneider
„Ich liebe Print, ich liebe Online, ich liebe es, das Beste zwischen beiden Welten zu vereinen“, sagte Thomas Schneider über seine Arbeit. Ab 2009 war er für das HDF im Bereich Redaktion sowie PR/Marketing tätig. 2019 verstarb Schneider überraschend und viel zu früh.
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